Düsseldorf. An den Schulen geht es nur noch um weniger: weniger “richtige“ Lehrkräfte, nun auch weniger Arbeiten. Ein fataler Trend.
"Weniger ist mehr", heißt es. Aber gilt das auch für Klassenarbeiten? Die Erlaubnis der NRW-Landesregierung, die Zahl der Arbeiten in einem Schuljahr in den Klassen 7 und 8 von sechs auf fünf zu reduzieren und der noch weitergehende Vorschlag der Gewerkschaft GEW, doch gleich auf vier Arbeiten runterzugehen, wirft die Frage nach der Qualität von Unterricht auf.
Denn das Land reagiert auf den allgegenwärtigen Mangel in den Schulen mit vielen provisorischen, in der Not geborenen Lösungen. Kinder und Jugendliche werden immer häufiger von Seiten- und Quereinsteigern, Assistenten und Studierenden betreut und immer seltener von grundständig ausgebildeten Lehrkräften. Freudig begrüßt wird jede schon pensionierte Lehrkraft, die sich erbarmt, doch noch einmal für ein paar Monate in den Schuldienst zurückzukehren.
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Das passt in den allgemeinen Trend hin zur Notlösung
Die Idee „weniger Klassenarbeiten“ passt in den allgemeinen Trend hin zur Notlösung. Sie wäre sogar eine Überlegung wert, wenn dafür der Unterricht an anderer Stelle intensiver, motivierender oder sogar gerechter würde. Leider drängt sich aber der Verdacht auf, dass pädagogische Erwägungen hier eher nachrangig sind. Lehrkräfte würden sich über die Erleichterung beim Korrekturstress freuen, manche Schülerinnen und Schüler sicher auch. Andere Kinder, die mit einer „5“ ins Halbjahr starten, dürften aber die Nerven flattern bei dem Gedanken, nur noch eine Chance zum Ausgleich zu haben.
„Weniger ist mehr gilt“ nicht in Schulen. Sie benötigen fast an jeder Stelle mehr: Personal, Ausstattung, moderne Räume. Der Trend zur Notlösung dürfte noch lange anhalten. Gewöhnen sollten wir uns nicht daran.