Wesel. Im Finale des Wettbewerbs für Plus-Size-Models erreicht Jasmine Wolff aus Wesel den zweiten Platz. Dabei plagten sie jahrelang Selbstzweifel.

Für Jasmine Wolff ist ein Traum in Erfüllung gegangen, den sie gar nicht zu träumen gewagt hatte: Die 41-Jährige aus Wesel schaffte es am vergangenen Wochenende beim Finale des Plus-Size-Modelwettbewerbs „Fräulein Kurvig“ auf den zweiten Platz. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl“, schildert die Erzieherin am Montag im NRZ-Gespräch und ergänzt scherzhaft: „Ich heule schon seit drei Tagen“. Vor Glück natürlich, denn Jasmine Wolff plagte sich wie viele Frauen wegen ihrer Rundungen lange mit großen Selbstzweifeln.

Auch die Idee, an dem Wettbewerb teilzunehmen, kam nicht von ihr, sondern von einer Freundin. Diese hatte die Bewerbung für das Kalender-Shooting der Plus-Size-Agentur „Fräulein Kurvig“ ohne Jasmine Wolffs Wissen eingereicht. So kam die gebürtige Duisburgerin unter 1500 Bewerberinnen zunächst zu einem Platz im neuen Kalender der Krefelder Agentur und schließlich ins Finale um den Titel, das am vergangenen Samstag im Zirkus Probst in Krefeld über die Bühne ging.

Das allein war für die 41-Jährige schon ein großer Erfolg, den sie nicht für möglich gehalten hatte. Denn lange Zeit haderte sie mit sich und ihrem Körper, der nun einmal nicht den gängigen Modelmaßen entspricht. „Früher habe ich mich immer hinter meiner Kleidung versteckt und versucht, alles zu kaschieren.“ Das hat sich durch das Kalender-Shooting und den Model-Wettbewerb geändert. Es geht den Teilnehmerinnen darum zu zeigen, dass auch Frauen, die nichts in starre Mode-Schema passen, schön sind und sich auch so fühlen dürfen.

Jasmin Wolf möchte Fräulein Kurvig werden
Jasmine Wolff ist Model für den Kalender „Fräulein Kurvig“ 2025. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Zum Finale mit 24 Frauen zwischen 19 und über 50 Jahren fuhr Jasmine Wolff dennoch ohne Erwartungen. Im Gegenteil: „Ich habe immer wieder gezweifelt, ob ich das machen soll und hatte Angst, dass es zu viel sein könnte für mein Herz.“ Die 41-Jährige muss nämlich wegen einer Herzerkrankung einen Defibrillator tragen. Die Nervosität war aber dann dank der dreitägigen, intensiven Vorbereitung bis Samstagabend verschwunden: Choreografien, Walks auf dem Laufsteg, Anproben der Kleider, darunter ein Brautkleid – nichts wurde dem Zufall überlassen. „Das hat so viel Spaß gemacht“, resümiert Jasmine Wolff das Finale.

Weselerin bei Modelwettbewerb: „Fanclub“ reiste mit

Zum Auftritt der Kandidatinnen gehörte auch eine Vorstellungsrunde, dessen Inhalt die Frauen selbst wählen konnten. Die Weselerin entschied sich, ihr liebstes Hobby zu präsentieren: Sie stellte mit ihrem Tanzpartner Julian den Bachata vor, einen lateinamerikanischen Tanz. „Das Publikum war super“, lobte die Finalistin die Stimmung unter den 600 Zuschauerinnen und Zuschauer. Für einen Motivationsschub sorgte auch ihr mitgereister, 32-köpfiger Fanclub aus Familie und Freunden, der Jasmine Wolff lautstark unterstützte.

Riesig war die Freude natürlich, als die unter anderem mit Models und Vertretern von Modelabels besetzte Jury zu ihrer Entscheidung kam. „Ein unbeschreibliches Gefühl“, schildert die Mutter von zwei Kindern. Jede der Finalistinnen hätte es verdient gehabt, unter den ersten drei zu landen, ist sie überzeugt. Sie alle hatten ihre Geschichte präsentiert, die oft mit Mobbing zu tun hat. „Sätze, die man kennt“, so Jasmine Wolff. „Wir wollen vermitteln: Du bist schön, egal ob mit Kleidergröße 38 oder 50.“

Weselerin gewinnt „Fräulein Kurvig“-Modelvetrag

Ihr eigenes Selbstvertrauen hat durch den Wettbewerb einen großen Schritt nach vorne gemacht. Was sie nun erwartet, lässt die Erzieherin erst einmal auf sich zukommen. Sie erhält nun einen Vertrag der Agentur. Aber ihre Tätigkeit in der Hünxer Kinder-Großtagespflege Zwergenstübchen wird sie dafür nicht an den Nagel hängen, versichert sie. „Ich habe da keine Erfahrung, aber vertraue der Agentur“, sagt sie über den Model-Job. Der größte Gewinn für sie ist ohnehin die Erkenntnis, dass es lohnt, einfach mal etwas zu wagen und auf sein Bauchgefühl zu hören.