Wesel. Zu viele Barbershops, Handyläden, Dönerbuden und Kioske? Warum die Obergrenzen-Diskussion für bestimmte Läden in die falsche Richtung geht.
Dass Städte einen kritischen Blick auf die Attraktivität ihres Einkaufsangebotes werfen und versuchen einen guten Branchenmix anzubieten, ist völlig in Ordnung und auch wichtig. Das Problem über eine Obergrenze für bestimmte Läden lösen zu wollen, führt aber in eine völlig falsche Richtung. Mal abgesehen von den rechtlichen Hürden: Wer entscheidet eigentlich darüber, was zu viel ist? Wie viele Barbershops und Dönerläden sind angemessen für eine 60.000-Einwohner-Stadt? Und mit der Benennung von vier Branchen begibt sich die CDU auf Glatteis. Warum sollten Dönergrills beschränkt werden, Burger-Restaurants oder Asia-Imbisse, von denen es in Wesel ebenfalls mehrere gibt, aber nicht? Was ist an einem Kiosk schlechter als an den diversen Billig-Discountern, die ihre Waren für wenige oder einen Euro verkaufen?
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Seit Jahren gibt es immer wieder Wellen von Geschäften, die gerade en vogue sind: Handyläden, Schuhgeschäfte, Bubble-Tea-Shops, Ein-Euro-Läden, Barbershops. Solange sich alle an geltendes Recht halten, entscheidet letztendlich die Nachfrage darüber, was zu viel ist. Sollten die Weselerinnen und Weseler nicht mehr ausreichend Appetit auf Döner haben, regelt sich der Markt von selbst.
Die Zählung der von der CDU genannten Läden durch die Stadt zeigt auch, dass das Problem in Wesel aktuell eher gefühlt ist. Ein guter Branchenmix lässt sich nicht über eine Obergrenze erreichen. Er braucht vor allem Menschen, die bereit sind, in den Geschäften vor Ort einzukaufen. Wer also über ein tristes Angebot in den Innenstädten schimpft, sollte sich fragen, was er selbst dazu beitragen kann, das zu ändern.