Hünxe. Einen Weihnachtsbaum selbst schlagen? Die NRZ-Redaktion in Wesel hat den Selbsttest gewagt und damit die weihnachtliche Bürostimmung eingeläutet.
Nieselregen und acht Grad – nicht das allerbeste Wetter, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Da hilft nur eins: weihnachtliche Dekoration. Und dabei darf natürlich ein Weihnachtsbaum nicht fehlen. Auch nicht in der NRZ-Lokalredaktion in Wesel. Deshalb machen wir – Volontärin Anna Kretschmar, Bürohund Maru und ich, Redakteurin Hannah Klimek – uns an einem verregneten Mittwochmorgen auf die Jagd nach der diesjährigen Redaktions-Tanne.
Fündig wurden wir auf Schulte Drevenacks Hof in Hünxe-Drevenack. Schon beim Betreten des Hofes versetzt mich der Anblick von Dekorationen und Tannen in weihnachtliche Vorfreude. Dirk Buchmann ist stolz auf seine Weihnachtsbäume, die er seit dem 29. November, an der Dinslakener Straße 3, zum Verkauf anbietet. Dabei können die Bäume bereit zum Verladen in verschiedenen Größen am Hof erworben oder selbst gesägt werden. Letzteres ist auch unser Plan für den NRZ-Weihnachtsbaum. Dafür brauchten wir nichts mitzubringen, bis auf wetterfeste Kleidung und Schuhwerk – woran Volontärin Anna bei dem kleinen Ausflug durch ihre nassen Füße erinnert wird. Aber bevor es ans Sägen geht, gibt es erst mal etwas Weihnachtsbaumtheorie.
Vom Samen zum Weihnachtsbaum
„Das ist Weihnachtsbaum-Stadium-Null“, sagt Dirk Buchmann. In den Händen hält er eine Pappschale. Darin befinden sich eine Menge kleiner Samen. Die Tannenzapfen werden im Kaukasus in Georgien gepflückt, die Samen kommen dann über Samenhändler in Dänemark auf Schulte-Drevenacks Hof in Hünxe. Aus diesen Samen werden dann die Bäume, die später die heimischen Wohnzimmer zieren. Buchmann schnappt sich einen Topf mit einer winzigen Tanne – vielleicht 30 Zentimeter hoch. „Dieses Bäumchen ist vier Jahre alt“, meint er und lacht über unsere erstaunten Gesichter.
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Auch nach jahrelanger Erfahrung lernt Dirk Buchmann, wie er selber sagt, immer noch viel dazu. In diesem Jahr hat er sogar einen Dozenten von der Weihnachtsbaum Akademie in Dänemark eingeladen. Dabei ging es rund um die Pflege und Aufzucht von Weihnachtsbäumen. Denn, damit aus einem Samen ein ausgewachsener Weihnachtsbaum werden kann, müssen etwa acht Jahre ins Land ziehen – die Nordmanntanne wächst nur etwa 10 bis 12 Zentimeter im Jahr.
Mit Handsäge und einem Bollerwagen bewaffnet, geht es auf in die Schonung. Es nieselt immer noch und der Boden ist leicht schlammig, was der guten Stimmung keinen Abbruch tut. Wir laufen einen Weg entlang, vorbei an Reihen von immer größer werdenden Tannen. „Für die schönsten Bäume muss man ein Stück gehen“, sagt Buchmann, während wir an den noch sehr kleinen Tannen, die in Zukunft mal Weihnachtsbäume werden wollen, vorbeistapfen. Der kurze Fußmarsch ist kein Hindernis und am Ziel angekommen, bietet sich uns eine breite Auswahl an gerade gewachsenen Tannen. Die Wahl fällt schwer, doch schließlich findet sich ein passender Baum. Natürlich in dritter Reihe, damit wir beim Sägen ordentlich nass werden.
„Der ist perfekt“, meint Dirk Buchmann. „Er hat schöne Etagen und ist relativ rund.“ Dass alle Bäume an einer Seite etwas platter sind, sei Absicht. So können sie gut platziert werden. Den ersten Schnitt an der ausgewählten Tanne setzt der Landwirt selbst – zur Orientierung. Dann darf Anna ans Werk gehen. „Kinder ab dem zweiten Schuljahr schaffen es schon, die Bäume durchzusägen, dann ist das doch für eine Volontärin kein Problem“, bestärkt Buchmann sie scherzhaft. Er hält auch helfend die Äste der Tanne zur Seite, als sie zu sägen beginnt – erst noch etwas zögerlich. Nach etwa der Hälfte wechseln wir uns ab und das letzte Stück säge ich. Der Moment, in dem die Tanne gefällt ist, entschädigt mich für mein nasses Knie. Denn zum Sägen musste ich auf Augenhöhe mit meinem Ziel gehen.
Mit der Tanne auf dem Bollerwagen gehen wir anschließend zurück zum Hof. Dort wird der Baum an den Netzmaschinen verpackt und bezahlt, bevor er in mein kleines Auto verladen wird und seine Reise in die Weseler Innenstadt antritt. Die Stimmung im Auto: Euphorisch. Immerhin war die Weihnachtsbaum-Jagd erfolgreich. In der Redaktion angekommen, wird er gleich aufgestellt und – passend zur NRZ – mit grün-weißem Christbaumschmuck und Lichterkette verziert, die wir noch fix im Laden um die Ecke besorgt haben. So ist bei uns und den Kollegen auch im verregneten Wesel weihnachtliche Vorfreude garantiert.
Adventzeit auf dem Hof
Jeweils am 2. und 3. Adventswochenende findet der jährliche Weihnachtsmarkt auf Schulte-Drevenacks Hof statt. Das beliebte Selber-Schlagen der Weihnachtsbäume mit Bollerwagen oder bequem mit dem Weihnachtsbaum-Express kann auch außerhalb dieser beiden Wochenenden stattfinden. Nach getaner Arbeit wartet die beheizte Scheune mit warmen Getränken auf die fleißigen Besucher.