Wesel. Am Donnerstag ist das 4. Bulli-Festival am Auesee gestartet. Das traumhafte Wetter lockte 2500 Fahrzeuge an. Was die Besucher über das Event sagen.
Bullis können traumhaft aussehen. Ihre Besitzer und Besitzerinnen in einen wunderschönen Sonnenuntergang begleiten. Ein Ort der Entspannung sein. Und Menschen verbinden. Aber Bullis können eins nicht. Fliegen nämlich. Und deshalb gab es am Donnerstagmorgen auch einen satten Stau auf der B8, stadtauswärts, stadteinwärts. Sogar auf der Nordstraße. Schon in den frühen Morgenstunden ging da nicht mehr viel, erst am Vormittag löste sich die Schlange. Klar, alle wollten zum Auesee, zum Bulli Summer Festival. Und da scheinbar ein Großteil der 2500 Fahrer den Donnerstag auserkoren hatte, waren Veranstalter und Polizei schlichtweg überrascht. Der eine hielt sich mit lauter Musik wach, der andere vertrat sich die Beine. Aber alle warteten geduldig auf die Einfahrt ins Bulli-Paradies. Überhaupt keine Gefahr also, beim Schritttempo vom Bulli-Blitzer auf dem Auedamm erwischt zu werden. Der machte aber ohnehin nur einen Schnappschuss von den vierrädrigen Gästen in Wesel. Für das Familienalbum zu Hause.
„Wir haben schon Gespräche mit der Polizei geführt, wie wir die Anfahrt künftig besser regeln können“, sagt Paul Peine, Geschäftsführer vom Veranstalter Freiluft aus Kiel. „Das hat uns schon geärgert.“ Mit der Steigerung von 1300 auf nun 2500 Bullis sei man tatsächlich schon an die Grenze der Kapazität gekommen, auch wenn man möglicherweise noch umliegende Flächen von den Landwirten anmieten könne. „Aber die familiäre Stimmung hier auf dem Gelände soll ja nicht verloren gehen.“ Und anders als im vergangenen Jahr zeigt sich das Wetter bei der nun 4. Auflage auch von der besten Seite. Bei knapp 30 Grad drehten am Donnerstag viele Besucher eine Runde im Auesee, auch die SUP-Boards waren kaum zu zählen. Über 480 Kilometer ist Mathias Rottenburger aus der Nähe von Freudenstadt angereist - und bereute keinen Kilometer mit seinem T1 aus dem Jahr 1964. „Eine schöne Kulisse hier, so kann man Familienurlaub machen.“ Zum ersten Mal ist der Spezialist für Design-Lack dabei, genießt mit Frau und Kindern die Sonne.
Bulli-Festival in Wesel: Party, Sommer, Freiheit
Nebenan steht Jens Wilke aus Nordhorn mit einem noch älteren Schätzchen, einem T1 von 1959, zum zweiten Mal beim Festival zu Gast. „Gerade jetzt mit dem tollen Wetter ist es mega hier.“ Warum der gelernte Karosseriebauer hier ist? „Wegen den ganzen anderen Bekloppten.“ Marcus Nyhold aus der Nähe von Düren kann beim Baujahr noch eins drauflegen, pardon sogar sieben. Aus dem Jahr 1952 stammt sein „Barndooor“, eine seltene Version des T1. Zum dritten Mal ist er hier, trifft sich mit Freunden aus dem Umkreis. „Geile Location, ein Bierchen dazu - schon ist man weg aus dem Alltag.“ Zu Hause hat er noch ein paar andere Oldtimer stehen, weitere Busse, zwei Käfer und zwei Porsche.
Zu den Besuchern mit der weitesten Anreise dürfte Georg Prem gehören, der seinen T3 in Sölden untergestellt hat. Der Österreicher ist Weseler Bulli-Gast der ersten Stunde, zum vierten Mal am Auesee dabei. Gleich nebenan steht sein guter Freund Rudolf Bill aus Daun in der Eifel, der bereits um 4 Uhr in der Früh in der Schlange vor dem Festivalgelände stand. „Mein Vater hat mich auf den Bulli-Geschmack gebracht.“ Der hat 24 Bullis verheizt, während sein Sohn nur einen T2 aus dem Jahre 1970 in Finnland gekauft und in nur fünf Monaten restauriert hat. „Hier wird man mit offenen Armen empfangen“, lobt Rudolf Bill die Gastfreundschaft in Wesel. Das kann Moderator Herbert nur unterstreichen: „Eine ganz tolle Location, eine ganz tolle Stimmung. Die Weseler freuen sich, dass wir hier sind.“ Oder wie es Georg Prehm ausdrückt: „Party, Sommer, Freiheit.“
Auch Organisator Paul Peine, der den Auesee bei der Internet-Recherche selbst entdeckte, hat den Stau vom Morgen längst vergessen. „Hier in Wesel fühlen wir uns willkommen - auch mit der Stadt ist die Zusammenarbeit bestens. Und man sieht wieder, dass Bullis alle Generationen verbinden können.“ Noch bis Sonntag gibt es jede Menge Programm mit Musik, Workshops, Vorträgen - und natürlich die Prämierung der schönsten Bullis. Das aber schenken sich Marcus Nyhold und seine Freunde. Sie genießen lieber das Leben rund um ihre Bullis.