Wesel. 2024 feiert der Hundesportverein Büdericher Insel sein 70-jähriges Jubiläum. Wie sich die Ausbildung der Tiere seit damals gewandelt hat.
- Der Hundesportverein Büdericher Insel wurde 1954 gegründet und seitdem trainieren seine Mitglieder in den unterschiedlichsten Disziplinen.
- In der Vergangenheit lag der Fokus auf dem Schutzhundesport, mittlerweile wird dort auch für Agility, Longieren und Co. geübt.
- Auch die Vereinsstruktur hat sich wesentlich verändert.
Auf einem Rasenplatz auf der Büdericher Insel, zwischen der Lippe- und neuer Niederrheinbrücke, dreht sich alles um den Hund. Und das schon seit 70 Jahren. Der Hundesportverein Büdericher Insel wurde 1954 durch eine Gruppe von Hundesportfreunden aus Büderich und Wesel gegründet. Seitdem hat sich viel verändert. Die Anfänge des Hundesportvereins lagen damals im Schutzhundesport und dem Polizeihundewesen. „Zu dieser Zeit war der Verein, wie alle Hundevereine, noch stark männlich geprägt“, sagt Egon Üffing. Er ist seit 1978 Mitglied im Verein und war selbst 25 Jahre lang der erste Vorsitzende. „Die Frauen haben für die Verpflegung gesorgt und die Männer den Verein aufgebaut.“
Und in den Anfängen war nicht nur die Rollenverteilung eine andere wie heutzutage. Der Platz war nur etwa halb so groß wie heute und voller Bäume. Auch das Vereinsheim, so wie es heute dasteht, existierte noch nicht. Es gab nur die Toilette und zwei Hundeboxen. Als das Gelände 1980 zum Austragungsort einer Schutzhund-Meisterschaft wurde, hat der Verein das Vereinsheim aufgebaut. „Bis in die Mitte der 90er Jahre war die Hundeausbildung wesentlich über Härte und Gehorsam geprägt. Man hat früher weniger Wert auf das Tierwohl gelegt“, erklärt Egon Üffing, der auch erster Vorsitzender des Deutschen Sporthund Verbandes (DSV) ist. Das Ziel sei gewesen, dass die Hunde funktionieren. „Leider kann man bei Hunden über Strafreize, Druck und Zwang arbeiten und damit Top-Ergebnisse erzielen“, ergänzt er.
Die erste Welpenschule im DSV
Es war damals üblich, dass sich Anwärter erst bewähren mussten, bevor sie Vereinsmitglied werden konnten. Heutzutage wird ein Antrag auf Mitgliedschaft sechs Wochen lang ausgehängt und wenn niemand widerspricht, wird die Mitgliedschaft genehmigt. Bei Egon Üffing verzögerte sich damals dieser Prozess durch ein Missgeschick. Als er Ende 1977 mit seinem Schäferhund zum Verein kam, half er 1979 in Vorbereitung auf eine Landesmeisterschaft im Schutzhundesport dabei, das Vereinsheim herzurichten. „Ich bin mit einem Farbeimer auf die Leiter gestiegen. Der Eimer ist umgekippt und die ganze frisch verputzte Fläche musste neu verputzt werden“, schmunzelt er. „Daraufhin hat man meinen Beitritt in den Verein um ein Jahr verzögert.“
„Mitte der 90er Jahre haben wir uns entschieden, gemeinsam mit einer Tierärztin erstmalig überhaupt im DSV eine Welpenschule einzurichten“, so Üffing. Nach dem Vorbild des HSV Büdericher Insel wurden dann Welpengruppen in allen Vereinen des DSV eingeführt. „Das war auch die Zeit, in der wir angefangen haben, mehr über das Lernverhalten von Hunden nachzudenken“, erinnert sich der ehemalige Polizist. Damals wurde wichtiger, wie Hunde lernen und vor allem auch, wie man konfliktfrei mit ihnen arbeiten kann. Diese Entwicklung brachte einen wesentlichen Umbruch für den Verein mit sich.
In der Vergangenheit gab es im Verein ausschließlich sogenannte „Gebrauchshunde“. Dazu gehören der Schäferhund, Schnauzer, Dobermann, Rottweiler und Hovawart. Der Verein war zu Beginn mit etwa 30 Mitgliedern noch übersichtlich, doch durch den Umschwung kam auch der Zuwachs. In der Hochphase waren es rund 160 Mitglieder. „Zu Anfang hatte jedes Mitglied noch seinen festen Parkplatz und mit steigenden Mitgliederzahlen gab es deswegen immer wieder Zoff“, berichtet Üffing. Das habe aber nicht nur mit dem Schwund an freien Parkmöglichkeiten zu tun gehabt. Auch das Auftauchen von Rassen, die nicht zu den Schutzhunden gehören, habe am Anfang für Unmut gesorgt. „Es war schwierig, die Tradition und das Neue zusammenzubekommen, schlussendlich ist es uns aber gelungen“, sagt er rückblickend.
Erst nach der Jahrtausendwende haben sich Hundesportarten wie Agility und Hoopers im Verein etabliert, weil die alteingesessenen Mitglieder sich nicht sofort mit der Einführung einer zweiten Sparte anfreunden konnten. „Danach wurde der Breitensport immer stärker“, sagt Birgit Heine, die aktuell die erste Vorsitzende des Vereins und eines der Urgewächse auf der Büdericher Insel ist. „Bei unserem ersten Agility-Turnier 2004 war die Anzahl der unterschiedlichen Rassen wirklich beeindruckend“, erinnert sie sich. „Groß und klein, alle waren dabei.“
„Der Verein ist für mich ein Stück Heimat geworden“
Alle Trainer im Hundesportverein üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Und die Mitglieder können für nur 96 Euro im Jahr und 50 Euro Aufnahmegebühr an den Aktivitäten teilnehmen und die Vereinsfläche nutzen. Neben dem Sport und Spaß mit dem Hund geht es dabei auch um das Vereinsleben. „Früher hat man einen Kasten Bier mitgebracht und die eine Hälfte der Mitglieder hat trainiert, während die andere Hälfte am Platz gearbeitet hat“, beschreibt Egon Üffing. „Wir haben im Hundesport ein gesellschaftliches Problem. Weil die Menschen kommen, ihren Obolus zahlen und dann wieder gehen.“ Das bestätigt auch die Birgit Heine. „Viele sehen einen Verein eher als Dienstleistungsbetrieb und nicht als etwas, von dem sie ein Teil sind“, meint sie. Heutzutage werde vieles outgesourced und über höhere Beiträge finanziert, was früher durch die Gemeinschaft geleistet wurde.
„Ich glaube, der Hundesport wird sich weiter positiv entwickeln. Den Menschen wird immer bewusster, dass das Tierwohl im Vordergrund stehen muss.“
Die Gemeinschaft sei früher ausgeprägter und lebendiger gewesen und sie wünschen sich, dass das Ehrenamt und das Vereinsleben für die Zukunft erhalten bleiben. „Hier habe ich meine Wurzeln und kann den Hundesport und das Zusammensein mit den Hunden ausleben. Der Verein ist für mich ein Stück Heimat geworden“, sagt Birgit Heine. Ähnlich geht es auch Egon Üffing. „Es ist mein Heimatverein und in meinen mehr als 50 Jahren Hundesport bin ich nie Mitglied in einem anderen Verein gewesen und möchte es auch nicht sein“, stellt er klar. „Ich war in meinem Leben mehr hier als zu Hause.“ Auch habe der tatkräftige Einsatz der vielen Mitglieder, wie Norbert Horstkamp mit seinem ehemaligen Containerdienst mit Spedition, wesentlich zum Erfolg des Vereins beigetragen.
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„Ich glaube, der Hundesport wird sich weiter positiv entwickeln. Den Menschen wird immer bewusster, dass das Tierwohl im Vordergrund stehen muss“, sagt Üffing. Es gehe darum, das Lernverhalten des Hundes zu erkennen und sich stetig fortzubilden. „Für den Hund ist es auf jeden Fall besser geworden“, sagt Birgit Heine. Was das Vereinsleben angeht, sei es immer schwerer Menschen dafür zu begeistern, Aufgaben zu unternehmen. Dennoch blicken die Hundesportler positiv in die Zukunft und freuen sich auf viele weitere Jahre auf der Büdericher Insel.