Wesel. Im ehemaligen Postamt in Wesel steht bald eine Umstellung an: Übrig bleibt nur noch die Postbank. Mehrere Dienstleistungen sind betroffen.

Der gelbe Schriftzug über dem Eingang verwittert langsam, hängt aber noch, genauso wie der Bundesadler an der Wand daneben: Doch ein Postamt ist die Filiale der Postbank am Berliner Tor in Wesel schon lange nicht mehr – und bald werden hier auch keine Briefe oder Pakete mehr angenommen. Denn wie das Unternehmen auf Nachfrage der Redaktion mitteilt, wandelt die Postbank den traditionsreichen Standort in der Innenstadt im Jahr 2026 in eine sogenannte Beraterfiliale um. „Ab dann bieten wir dort keine Postdienstleistungen mehr an. Die Filiale bleibt geöffnet und konzentriert sich auf Finanzdienstleistungen und persönliche Beratung“, schreibt ein Sprecher des Unternehmens.

Einen konkreten Termin dafür gibt es noch nicht, doch bis Ende 2026 will die Postbank, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bank, ihr Filialnetz deutschlandweit neu aufstellen. Die klassischen Serviceangebote der Deutschen Post, die derzeit noch einen Schalter in dem Gebäude betreibt und rund 100 Schließfächer, wird es dann nicht mehr geben. Wer zum Beispiel ein Paket oder einen Brief aufgeben möchte, muss sich nach Alternativen umschauen (siehe Infobox am Ende des Textes). Damit endet in Wesel eine lange Tradition, denn die Hauptpost war schon in der Kaiserzeit am Berliner Tor angesiedelt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der ansehnliche Bau zerstört, im Juni 1953 das heutige Gebäude eröffnet – es galt zu diesem Zeitpunkt als das modernste der Post im gesamten Rheinland. Das Stadtarchiv schreibt auf der Internetseite der Stadt Wesel über die Eröffnung: „Im neuartigen Schalterraum gab es nicht mehr die üblichen Glasschalter, sondern eine große Theke, an der die Schalterbeamten saßen. Gegenüber befand sich der Paketschalter. Schreibpulte mit gepolsterten Sitzgelegenheiten für die Kundschaft komplettierten diesen Raum. Im Vorraum waren 374 Schließfächer untergebracht; es gab drei Telefonzellen und eine vierte vor dem Nachtschalter.“ Im Hof wurde später sogar eine Tankstelle für die Postbusse errichtet und in einem weiteren Raum bekamen Rentnerinnen und Rentner ihr Geld.

Postbank schließt in Kamp-Lintfort – aber nicht in Wesel

Lange her sind diese Zeiten. Künftig soll dann nur noch die Postbank als Mieterin der Deutschen Post ihre Dienstleistungen dort anbieten – und auch das anders als derzeit. Denn das Geldinstitut setzt stark auf die Digitalisierung und will ihre Kundinnen und Kunden vor allem über Smartphones und Tablets bedienen. Das liege auch daran, dass die stationären Angebote in den Filialen nicht mehr so stark nachgefragt werden. „Durch die fortschreitende Digitalisierung beobachten wir schon länger eine deutliche Veränderung im Verhalten der Kundinnen und Kunden der Postbank. Wir stellen fest, dass unsere Mobile- und Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden, und zwar über alle Altersgruppen hinweg“, so der Unternehmenssprecher.

Der Berliner-Tor-Platz in den 1930er-Jahren – das Postamt befand sich schon damals auf der aus dieser Perspektive rechten Seite. An gleicher Stelle entstand 1953 der Nachfolgebau.
Der Berliner-Tor-Platz in den 1930er-Jahren – das Postamt befand sich schon damals auf der aus dieser Perspektive rechten Seite. An gleicher Stelle entstand 1953 der Nachfolgebau. © Olaf Fuhrmann | Olaf Fuhrmann

Im Zug der Neuausrichtung soll bis Ende 2026 die Zahl der bundesweiten Standorte von rund 550 auf 320 sinken – in der Region schließt die Postbank zum Beispiel schon im nächsten Monat in Kamp-Lintfort. Wesel soll hingegen erhalten bleiben, gehört dann aber zu den 120 Filialen, wo es nur noch Beratungen zu „Bankdienstleistungen“ geben wird.

Dass Weselerinnen und Weseler bald nicht mal mehr eine Briefmarke im ehemaligen Postgebäude kaufen können, will die Postbank rechtzeitig kommunizieren, sobald der genaue Termin der Umstellung feststeht. „Die Deutsche Post wird dafür Sorge tragen, dass die Kundinnen und Kunden auch nach der Umwandlung der Postbank-Filiale die Postdienstleistungen weiterhin in gewohntem Umfang in ihrer Nähe durch einen Kooperationspartner nutzen können“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme des Postbank-Sprechers gegenüber der Redaktion. Was aus den immer noch zahlreichen vorhandenen Postschließfächern wird, konnte der Sprecher noch nicht sagen. Darüber sei zu einem so frühen Zeitpunkt noch nicht entschieden worden.