Hamminkeln. Die Inhaber des „Le Café Creme“ in Hamminkeln-Dingden wollen bald in den Ruhestand gehen. Was das besondere Flair des Cafés ausmacht.
Bonjour! Schöner kann der Tag kaum beginnen. Ein leckerer französischer Kaffee steht auf dem Tisch, daneben ein Körbchen goldbrauner, noch warmer Croissants. Morgens um 11 Uhr ist die Welt noch in Ordnung, im Café Creme auch noch ein bisschen länger. Nach ein paar Minuten ist man komplett angekommen, hier am Lüdgenfelder Weg in Dingden. Vergisst die Welt da draußen. „Wir bieten eine besondere Atmosphäre, eine Oase der Ruhe, einen Ort der Entschleunigung.“ Da kann man Reinhard Pohle nicht widersprechen. Seit nun 15 Jahren führt er zusammen mit seiner Frau Sylvie-Anne Valamber das Café.
Hat in dieser Zeit die Gäste mit Crêpes und Croissants, mit Kuchen und Macarons, mit einem französischen Menu und dem dazu passenden Wein oder Cidre versorgt. „Alle Produkte kommen aus Frankreich“, betont Sylvie-Anne Valamber, die in Amiens geboren ist und Anfang der 90er Jahre der Liebe wegen nach Voerde gezogen ist. Nach der Trennung arbeitete die heute 60-Jährige in einer Bäckerei in Wesel und lernte dort Reinhard Pohle kennen. Die Idee für ein Café nahm konkrete Formen an, als ihnen Bauunternehmer Bernd Loskamp die Klosterschenke am Lüdgenfelder Weg anbot. Nach dem Fast-Abriss und der Restaurierung öffnete „Le Café Creme“ am Ostermontag 2009.
Nun, 15 Jahre später, wollen Sylvie-Anne Valamber und Reinhard Pohle in den Ruhestand gehen und suchen einen Nachfolger. Zwei Interessenten haben sich das Café bereits angeschaut, sich jedoch nicht für eine Übernahme entscheiden können. „Unsere Nachfolger können hier die Chance wahrnehmen, eine komplette Gastronomie zu übernehmen“, betont Reinhard Pohle. „Hier funktioniert alles sehr gut, die neuen Betreiber können sofort loslegen.“ Natürlich würden sich die jetzigen Inhaber freuen, wenn der neue Mieter ein ähnliches Konzept wie das ihre verfolgen würde. Und vielleicht auch Wert auf eine familiäre, gemütliche Atmosphäre setzen würde. „Es wäre natürlich toll, wenn es ein Frühstückscafe bleibt“, sagt Sylvie-Anne Valamber.
Le Café Creme in Dingden: Hier gibt‘s keinen Kaffee to Go
„Wohlsein wie in Frankreich“ haben sich die Inhaber 15 Jahre lang auf die Fahnen geschrieben. „Einen Kaffee to Go würde es bei mir nie geben“, schmunzelt Sylvie-Anne Valambert. Und geht es nach den Inhabern, lassen die Gäste während des Besuchs auch ihr Handy in der Tasche - deshalb gibt es auch kein W-Lan. „Die Gäste sollen am großen Tisch Platz nehmen und sich in Ruhe unterhalten“, sagen die Inhaber. Etwa alle sechs Wochen ist das Paar nach Frankreich gefahren, um vor Ort Produkte wie Käse und Schinken einzukaufen. Denn Camembert aus Frankreich schmeckt ganz anders als in Deutschland gekaufter Camembert. Die Einrichtung samt Tische und Stühle ist ebenfalls komplett aus Frankreich, teilweise in Handarbeit gefertigt. „Es ist hier anders, als alles, was man kennt“, sagt Sylvie-Anne Valambert.
Die Gäste lieben das besondere Flair - kommen dafür aus dem gesamten Ruhrgebiet teilweise mit Anfahrten zwischen einer Dreiviertel- bis anderthalb Stunden. „Wir sind in der Online-Bewertung inzwischen das Restaurant Nummer 1 in Hamminkeln“, betont Reinhard Pohle. „Das kriegt man nicht geschenkt.“ Die Inhaber sind immer alleine klar gekommen, Sylvie-Anne Valamber ist für die kalte, ihr Mann für die heiße Küche zuständig gewesen. Und zwischendurch schaut Olga, die gute Seele aus der Nachbarschaft nach dem Rechten. Neben dem Frühstück, geöffnet ist inzwischen freitags bis sonntags ab 9 Uhr, gab es regelmäßig Lesungen und Konzerte. Am 20. Juli folgt ein Geschichten-Frühstück, bei dem Reinhard Pohle Kindheitserinnerungen aus den 60er Jahren preisgibt. Eben Geschichten, die man sich nicht ausdenken kann...
„Wir haben überhaupt keinen Stress, was den Zeitpunkt der Übergabe betrifft“, sagt Sylvie-Anne Valamber. „Das Reservierungsbuch ist gut gefüllt“. Gerade erst hat eine Frau einen Frühstückstisch für 20 Personen reserviert. Im oberen Stock indes werden Deko-Artikel, Weinvorräte und Konserven zum kleinen Preis verkauft. Das Mobiliar indes soll der neue Mieter übernehmen. Auf der schönen Terrasse finden 30 Gäste Platz, im Inneren noch mal 50. Das sympathische Stückchen Frankreich am Niederrhein würde aber im Nachbarland nicht funktionieren. „Die Franzosen setzen sich nicht hin und frühstücken“, schmunzelt Sylvie-Anne Valambert. Und auch den Kuchen essen sie nicht im Cafe, sondern nehmen ihn mit nach Hause. Aber hier am Lüdgenfelder Weg fühlt man sich zu Hause. Und eben nicht als Gast, sondern wie bei Freunden.