Kreis Wesel. Der Kreis Wesel gehört zum Einzugsgebiet von kriminellen Clans. Die Zahl der Straftaten ist deutlich gestiegen. Welche Städte im Fokus stehen.
Die Zahl der Straftaten mit Clanbezug im Kreis Wesel ist im vergangenen Jahr gestiegen. Das geht aus dem neuen Lagebild Clankriminalität des Landeskriminalamts (LKA) hervor, das in dieser Woche veröffentlicht wurde. Demnach gab es 2022 insgesamt 141 Straftaten, die im Kreisgebiet passierten – und damit beinahe doppelt so viele wie im Jahr zuvor (79). Die Polizei verzeichnete hier 70 Tatverdächtige, 2021 waren es noch 58 gewesen. Landesweit sind die Straftaten im Jahresvergleich um 20 Prozent gestiegen.
Straftaten von Clans: Zweihöchster Wert unter den Kreisen in NRW
In dem Bericht ist auch eine Karte zu sehen, in der die Tatorte regional verortet sind. Im Kreis Wesel konzentrieren sich die Straftaten im Clan-Zusammenhang dabei auf die größeren Städte und entlang der Autobahnen, die aus dem Ruhrgebiet führen. Betroffen sind also insbesondere die Bereiche um Moers, Wesel, Dinslaken und Voerde. Insgesamt entfallen auf das Kreisgebiet 2,1 Prozent der Vergehen, unter den Kreisen in Nordrhein-Westfalen ist das der zweithöchste Wert. Nur im Nachbarkreis Recklinghausen sind es mehr, mit 8,7 Prozent liegt er hinter Essen (11,6 Prozent) auf Platz zwei. Klar ist laut dem Bericht: Der Schwerpunkt der Clans ist eindeutig im Ruhrgebiet zu verorten.
Dass diese Art der Kriminalität aber auch im Kreis Wesel ein immer ernstzunehmenderes Thema ist, hatten die verantwortlichen Behörden erst kürzlich auf Anfrage dieser Redaktion deutlich gemacht. „Wir wollen es Clans nicht einfach machen und zeigen, dass wir ein Rechtsstaat sind, in dem man sich an Regeln zu halten hat“, sagt damals der für die Bereiche Sicherheit und Ordnung zuständige Dezernent Lars Rentmeister. Bereits seit 2021 ist der Kreis Mitglied in der Sicherheitskooperation (SiKo) Ruhr, einer Arbeitsplattform für Behörden zum Informationsaustausch, um vernetzten Kriminalitätsstrukturen entgegenzuwirken und sich besser mit den andere Behörden abzustimmen. In Duisburg ist der Oberstaatsanwalt Nils Wille im Zusammenhang mit den Clans auch für den Kreis Wesel zuständig. Einen Schwerpunkt der kriminellen Organisationen konnte er hier bisher allerdings nicht aus machen.
Das aktuelle Lagebild des Landeskriminalamtes fokussiert sich auf türkisch-arabischstämmige Großfamilien. Nach Massenschlägereien im Ruhrgebiet hatte Innenminister Herbert Reul vor wenigen Wochen angekündigt, dass man auch syrische Familien ins Visier nehmen müsse. 2022 hatten 53,4 Prozent der Tatverdächtigen die deutsche Staatsangehörigkeit, 16,7 Prozent die syrische, 13,6 Prozent die libanesische. Rohheitsdelikte (z.B. Raub, Körperverletzung) und Straftaten gegen die persönliche Freiheit machen nach Angaben des LKA 30,9 Prozent aller Taten aus. 14,9 Prozent waren Vermögens- und Fälschungsdelikte, 14,6 Prozent Diebstähle.