Wesel. Die Arbeiten am neuen Rheinbad schreiten sichtbar voran. Der Rat hat weitere Mittel für den Neubau bewilligt, da die Baukosten gestiegen sind.
Dass sich der Neubau des Kombibades am Rhein derzeit rasant verändert, bekommen viele Ausflügler am Rhein täglich mit. Seit Montag haben die Arbeiter mit der Installation des Daches begonnen, die Arbeiten liegen laut Bäderchef Martin Christoph weiter im Zeitplan. Inzwischen gibt es auch eine valide Schätzung für die endgültigen Kosten für das zuletzt mit fast 43 Millionen Euro veranschlagte Projekt: Wie Martin Christoph und der Bäder-Aufsichtsratsvorsitzende Ludger Hovest jetzt berichten, wird der Neubau aufgrund der Preissteigerungen im Bausektor 47,2 Millionen Euro kosten. Nicht alles davon muss die Bädergesellschaft selbst finanzieren.
Der Bau hat in den vergangenen Wochen große Fortschritte gemacht. Derzeit werden die mächtigen Holzbalken auf dem Dach der Schwimmhalle montiert. Das Lehrschwimmbecken, das dank eines Hubbodens bis zu zwei Meter tiefe Kursbecken und das Sportbecken mit bis zu 4,70 Metern Tiefe sind ebenso wie das Familienbecken fertig betoniert.
In der künftigen Schwimmhalle des Sportbeckens stehen die Pfeiler für die Glasfront zum Rhein hin bereit – hier wird auch die barrierefreie Verbindung zum Freibad geschaffen. Auch über die zweistufigen Liegedecks geht es später zum Außenbecken. „Ein echter Qualitätsgewinn“, schwärmt Ludger Hovest, denn das Hallenbad bleibt im Sommer durchgehend geöffnet, anders als jetzt, so dass mehr Badegäste Platz finden. „Wir haben bisher Glück gehabt“, sagt er. „Kein Frost, kein Hochwasser.“ So konnten die Bauarbeiten ungehindert voranschreiten.
Am 2. August wird das Richtfest im Rheinbad Wesel gefeiert
Hovest und Christoph sind zuversichtlich, dass im Frühjahr 2024 die Eröffnung des Rheinbades mit Wellness und Gastronomie gefeiert werden kann – auch wenn sich Verzögerungen, zum Beispiel aufgrund von Problemen bei ausführenden Firmen, nicht ausschließen lassen. Das Dach wird zum Richtfest am 2. August weitgehend fertig sein, berichtet Martin Christoph. Derzeit sind die Firmen mit der technischen Ausstattung im Keller und im Saunabereich beschäftigt, die Außenwände werden verklinkert.
Für viele Ausbauarbeiten wie zum Beispiel die Fliesenverlegung, die Saunakabinen, Malerarbeiten und Bodenbeläge seien die Aufträge schon vergeben. „Die Kalkulation ist in diesen ungewissen Zeiten für die Firmen schwierig“, stellt der Bäderchef fest. Auf der anderen Seite sei das Bad für die Unternehmen ein Referenzobjekt.
Die Kostensteigerungen treffen auch den Kombibadneubau. Sie betragen in einigen Bereichen mehr als 30 Prozent, berichtet Martin Christoph. „Die Situation auf dem Markt ist schwierig.“ Die Bädergesellschaft hat die Preishöhungen bis zum Bauende berechnet und kommt auf Mehrkosten von rund 4,5 Millionen Euro, macht unterm Strich 47,2 Millionen Euro für das Gesamtprojekt. 2,4 Millionen Euro an KfW-Förderung erhält die Bädergesellschaft, sodass aus Eigenmitteln am Ende wohl knapp 45 Millionen Euro aufgebracht werden müssen.
Der Weseler Stadtrat hat den Betrag im nicht-öffentlichen Teil der jüngsten Sitzung bewilligt. „Aufgrund der Baupreisentwicklung stehen wir noch gut da, die Summe hätte deutlich höher ausfallen können“, sagt Martin Christoph. Ludger Hovest betont, dass es richtig war, trotz der Diskussionen um das Energiekonzept mit dem Bau anzufangen. Er verweist darauf, dass ein Gutachten der Stadtwerke zur Energiegewinnung aus dem Klärwerk erst im Herbst fertig sein. „Hätten wir darauf gewartet, hätte das Bad 60, 70 Millionen Euro gekostet.“
Kombibad Wesel sollte zuerst 39,6 Millionen Euro kosten
Das Wärme- und Energiekonzept aus Photovoltaik, einer PVT-Anlage (eine Kombination aus Solarthermie und Photovoltaik), drei Wärmepumpen und zwei Blockheizkraftwerken wurde lange von der Politik diskutiert. Die Blockheizkraftwerke bringen einen steuerlichen Vorteil von geschätzt 650.000 Euro pro Jahr. „Ohne diese Summe wäre das Bad nicht finanzierbar“, ist der Aufsichtsratsvorsitzende Ludger Hovest überzeugt.
In der ersten Version waren die Kosten für das Bad auf 39,6 Millionen Euro geschätzt worden, durch Änderungen bei der Energieversorgungen waren noch einmal 3,1 Millionen hinzugekommen, so dass beim Baustart von Gesamtkosten in Höhe von 42,7 Millionen Euro die Rede war. Die aktuelle Planung geht nun von 47,2 Millionen Euro aus. An einigen Stellen habe man durch den Einsatz von anderen Materialien sparen können, erläutert Martin Christoph, ein Qualitätsverlust durch Sparmaßnahmen soll aber vermieden werden.
Wie das Kombibad aussehen soll, zeigt ein Video auf der Seite der Bädergesellschaft Wesel. Dort ist auch eine Webcam zu finden, die den Baufortschritt verfolgt.