Hamminkeln. Auf dem Hof von Groß-Bölting in Dingden-Nordbrock wird der Käse noch selbst im alten Kuhstall hergestellt. Das lockt auch Kunden aus der Ferne.
Wer einmal quer durch den Garten einkaufen will, ist beim Hofladen der Dingdener Heidemilch an der Borkener Straße 10 in Dingden-Nordbrock sicherlich an der falschen Adresse. Wer aber gerne Käse isst, findet hier sein Paradies. Allein schon der Geruch beim Betreten des Ladens - gepriesenes Land. Und für Menschen, die auf das Tierwohl achten, auch nicht unwichtig. Der Hof ist von Bioland zertifiziert.
Verantwortlich für diese Leckereien ist Ludwig Groß-Bölting. Der gelernte Landwirt hat sich auf Kuh- und Ziegenmilch spezialisiert und eine hauseigene Käserei aufgezogen. Mit viel Leidenschaft und mittlerweile auch jeder Menge Know-how. Dabei hatte der Dingdener der Landwirtschaft nach seiner Lehre auf dem elterlichen Hof, der einer der ältesten in Dingden ist, den Rücken gekehrt. Zu klein war der Betrieb, um zwei Familien zu ernähren.
Beim Käsekurs in die Ziegen verliebt
Doch traf die Groß-Böltings ein familiärer Schicksalsschlag: Vater Ludwig konnte seinem Job nicht mehr nachgehen. Also ging der Vater in Rente und Ludwig übernahm den Betrieb. Schon früh war klar, dass Sohn Bastian später mal in die bäuerlichen Fußstapfen treten würde: „Der hat schon im Kindergarten gesagt, dass er Landwirt werden will.“
Also hat sich die Familie zusammengesetzt, überlegt, wie sie sich breiter aufstellen kann. 2005 stellte sie auf Bio um und Ludwig Groß-Bölting machte einen Käse-Kurs im Haus Riswick, dem Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Kleve. Und schon war es um den Nordbrocker geschehen: „Ich hab mich in die Ziegen verliebt.“
Von Haus aus halten die Groß-Böltings Kühe. Doch nun mussten Ziegen her vom Halterner Käsereibetrieb von Christoph Anders. Hinzu kam ein zweiter Käsekurs gemeinsam mit der Ehefrau und die Direktvermarktung ab Hof. Zunächst haben sie einfach ab Hausflur verkauft, dann aber einen alten Kuhstall umgebaut. Hier sind nun das Ladenlokal, der Verarbeitungsraum, der Reiferaum und der Kühlraum. Fertig ist die hofeigene Käserei. „Und die funktioniert gut“, sagt Groß-Bölting. So gut, dass Vater und Sohn, der mittlerweile in den Betrieb eingestiegen ist, mittlerweile eine GmbH gegründet haben.
Auch viele Hotelgäste vom Voshövel kommen
Natürlich kennen die Menschen aus der Nachbarschaft den Käse aus Kuh- und Ziegenmilch. Schnitt- und Weichkäse und einen Frischkäse in Feta-Art gibt es. Dazu noch Molkereiprodukte wie Yoghurt, Frischkäse und Quark aus dem Glas – mit und ohne Früchte. Aber sie sind nicht die einzigen Kunden, auch aus dem Ruhrgebiet und Düsseldorf kommen die Menschen für die Dingdener Käsespezialitäten: Und auch die Gäste vom Schermbecker Hotel Voshövel, das den Dingdener Käse anbietet, kommen bisweilen zum Abschluss ihres Urlaubs, um sich einzudecken.
Nur die Ziegen, die gib es nicht mehr. Ein Jahr hatten die Ziegen nicht gelammt. Ein nicht so tolles Jahr für den Hof. Und dann ist da auch noch Bastian Groß-Bölting, der, wie sein Vater es sagt, „ein absoluter Kuhmensch“ ist und die Verantwortung für die Tierhaltung hat. Deshalb kooperiert die Dingdener Heidemilch mit dem Ziegenhalter Eckhard Holloh aus Marienthal. Hier beziehen sie die Bio-Ziegenmilch für die Käserei.
Wobei Ludwig Groß-Bölting weiß, dass die Ziegenmilch im Betrieb „keine große Bedeutung mehr hat.“ Vor allem die Kuhprodukte machen den Umsatz. Denn hier können die Kunden direkt am Hof sehen, wie die Kühe im neuen Stall gehalten werden. Offenstallhaltung ist obligatorisch. Den automatischen Melkautomaten liebt der Bauer: „Da kann ich sonntags auch mal ausschlafen.“ Dazu gibt es Futter- und Reinigungsroboter und – ganz wichtig – die „Kuhkraulmaschine“. Die lieben die Kühe.
So gibt es beispielsweise eine Stammkundin, die normalerweise Veganerin ist, aber dem Käse aus Nordbrock nicht widerstehen kann. „Die sagt immer, ich sehe ja, wie die Tiere hier gehalten werden.“ Zehn Sorten hat die Dingdener Heidemilch im Angebot, jungen und alten Käse, mit und ohne Kräuter. „Wir bieten nur Waren aus dem eigenen Betrieb an“, erzählt Groß-Bölting. Von diesem Konzept will er auch nicht abweichen: „Wenn man sein Konzept verlässt, ist das immer Mist.“
Verkauft wird übrigens viel im Glas. „Wir haben mal mit Plastik angefangen“, sagt Groß-Bölting. Aber so richtig wohlgefühlt hat er sich damit nicht, hat ein Pfandsystem eingeführt. Die Gläser haben Daueretiketten, können also frisch gespült, wiederverwertet werden. Und dann erzählt der Landwirt noch lachend von einer E-Mail aus China. Eine dortige Handelsagentur hatte nachgefragt, wie lange er brauche, um einen großen Container vollzumachen und zu senden. „So viel Käse kann ich hier gar nicht herstellen, um so einen Container vollzubekommen“, muss der Bauer über diese Anfrage immer noch schmunzeln. Nein, in Nordbrock mögen sie es eine Nummer kleiner.
Geöffnet ist der Hofladen dienstags und freitags von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, samstags öffnet der Laden von 9 bis 13 Uhr. Außerdem gibt es die Produkte im Hofladen von Schäfer an der Borkener Straße und samstags auf dem Brüner Bauernmarkt.