Wesel. Christiane Tiefenbacher vom Marien-Hospital hat in ihrem Ratgeber Krankheiten, Ursachen und Therapien in patientengerechte Sprache übersetzt.

Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache in den westlichen Industrienationen. Aber die Menschen wissen oft nicht viel darüber, hat Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher festgestellt: „Es ist erstaunlich, wie wenig die Patienten ihren Körper kennen.“ Dabei ließe sich mit einigen Kenntnissen über Funktion, Ursachen und Vorbeugung so manche Krankheiten vermeiden. Also hat sich die Chefärztin der Klinik für Kardiologie und Gefäßmedizin am Marien-Hospital hingesetzt und einen „Ratgeber Herz- und Gefäßkrankheiten“ geschrieben. In einer für Nicht-Mediziner verständlichen Sprache und mit fiktiven, aber realistischen Fallbeispielen erklärt die Fachärztin auf gut 130 Seiten Krankheitsbilder samt Behandlungsmöglichkeiten und übersetzt Fachchinesisch.

Die Idee dazu ist ihr quasi am Krankenhausbett gekommen. „Manche Menschen kennen ihr Auto besser als ihren Körper,“ sagt die Chefärztin, die seit 2008 am Marien-Hospital tätig ist. Den Patienten die Krankheit und Behandlung verständlich zu erklären, gehört zu ihren täglichen Aufgaben – und ist die Grundlage für ihr Buch.

Diese Risikofaktoren erhöhen die Gefahr von Herz-Kreislauferkrankungen

Sie stellt oft fest: Der Unterschied zwischen einer Vene und einer Arterie, der Zusammenhang zwischen Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall und dem Lebensstil ist vielen einfach nicht bekannt. Dabei sind zumindest einige Leiden vermeidbar, sagt die Professorin, die mehr als 25 Jahre lang an der Uniklinik Heidelberg gearbeitet hat. Fünf Faktoren bedingen die Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Cholesterinwert und genetische Vorbelastung. Nicht auf alle Faktoren haben die Patienten Einfluss, aber auf einige.

Beispiel Übergewicht: „Wenn man ein Kilo abnimmt, geht der Blutdruck um ein bis zwei mmHg zurück“, sagt die Fachfrau. MmHG (Millimeter Quecksilbersäule) ist die Maßeinheit beim Blutdruckmessen. Auch gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse, wenig rotem Fleisch, hochwertigen Fetten und mindestens 150 (besser 300) Minuten Bewegung pro Woche helfen, das Herz-Kreislaufsystem bis ins hohe Alter fit zu halten. Zugeben, das erfordert etwas Disziplin. Tiefenbacher: „Ich sage meinen Patienten immer: Das ist eine Investition in die Zukunft.“

Anschauliche Patientenbeispiele

Faktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes sind Risikofaktoren für Gefäßablagerungen, die zum Herzinfarkt führen können. Gefährlich können auch Herzrhythmusstörungen werden, weil die Gefahr für Schlaganfälle steigt. Wie alles zusammenhängt, was Brustschmerzen, Atemnot oder Schwindel bedeuten können, welche Therapien es gibt und wie etwa eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt wird, erklärt das Buch anhand häufiger Fragen und mit Bildern. Die fiktiven Patientenbeispiele machen die Erklärungen begreifbar, schildern Symptome der Erkrankungen und ihre Vorgeschichten.

Zum Beispiel beim Thema Wiederbelebung: Was ist zu tun, wenn der Ehemann plötzlich in der Küche zusammenbricht und der Puls stillsteht? Falsch machen kann man in einer solchen Situation nichts, sagt die Medizinerin – außer man tut nichts. Wie die rettende Herzdruckmassage durchgeführt wird, erklärt das Beispiel einer Ehefrau, die plötzlich mit Hilfe der Anweisungen aus der Notrufzentrale ihren Mann ins Leben zurückholen muss.

Ärztin will Verständnis für Herz-Kreislauferkrankungen schaffen

„Ich bin der Meinung, dass Menschen sich mit ihrem Körper auseinandersetzen sollten, um ein Verständnis für die Erkrankungen zu schaffen und damit wie wissen, warum sie Medikamente nehmen und ihren Lebensstil ändern sollen“, erklärt die Weseler Chefärztin, die auch Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ist, ihr Anliegen. Die Einnahmen für das Buch möchte sie an die Deutsche Herzstiftung spenden, für die sie ebenfalls aktiv ist.

Der „Ratgeber Herz- und Gefäßkrankheiten“ ist im Springer-Verlag erschienen und ist für 19,90 im Buchhandel erhältlich. Unter springer.com gibt es auch eine Online-Version.