Schermbeck. Damit das Lühlerheim seine historischen Gebäude sanieren kann, gab es Zuschüsse. Künftig soll hier ein Archehof betrieben werden.
Menschen zu helfen, das hat eine lange Tradition in der Evangelischen Stiftung Lühlerheim: Sie wurde 1886 als Arbeiterkolonie in der Gemeinde Schermbeck gegründet, um Obdachlose sesshaft zu machen. Und sie wurde zu einem Gutshofbetrieb ausgebaut, mit dorfähnlicher Struktur und mit Landwirtschaft. Theo Lemken, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Lühlerheim, will darauf aufbauen: Die historischen, regionaltypischen Gebäude sind sanierungsbedürftig, es geht um die Dächer und auch um das Mauerwerk.
Mit einem Archehof soll hier wieder Landwirtschaft betrieben werden - so wie es früher war. Jetzt ’überreichte’ Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher den Förderbescheid des Landes, das den Löwenanteil der Kosten für die Ertüchtigung der Gebäude übernimmt - symbolisch per Videokonferenz. Üblicherweise investiere sie nicht gern in Steine, so Radermacher, „lieber in Ideen und Menschen. Sie kombinieren das hier großartig“.
295.000 Euro kommen vom Land
Aus dem Dorferneuerungsprogramm 2021 des Heimatministeriums gibt es 49.660 Euro für den Nordflügel des Haupthauses, bei einer Investitionssumme von 76.400 Euro. Den Südflügel des Haupthauses zu sanieren kostet 141.400 Euro, 91.910 davon kommen aus dem Fördertopf des Landes. Für 83.100 Euro wird der alte Pferdestall saniert, die Fördersumme dafür liegt bei 54.000 Euro. Schließlich werden noch 153.000 Euro für die Arbeiten an der Feldscheune fällig, hier übernimmt das Land 99.450 Euro. Alle geplanten Arbeiten kosten rund 454.000 Euro, das Land übernimmt rund 295.000 Euro.
Hühner gibt es bereits am Lühlerheim, zwei Poitou-Esel sollen den alten Pferdestall beziehen, 15 Thüringer Waldziegen bilden den Kern des Viehbestands, außerdem Glanrinder und Schwäbisch-Hällische Landschweine gezüchtet werden - alte, vom Aussterben bedrohte Rassen.
Es wird kein Streichelzoo, die Landwirtschaft soll sich tragen
Die Schweine werden im Freiland gehalten, so Lemken. Es habe einen besonderen Charme, die historischen Gebäude wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zuzuführen. Bewohner des Lühlerheims können Arbeit in dem Betrieb finden, die Tiere versorgen und mehr.
Eines machte Elke Landers, 2. Vorsitzende des Stiftungsrates, klar: „Es handelt sich nicht um einen Streichelzoo. Unser Plan ist, dass sich die Landwirtschaft später trägt.“ Allerdings als Gegenmodell zur industriellen Landwirtschaft - ein Gedanke, dem die CDU-Landtagsabgeordnete Charlotte Quik und Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth gemeinsam mit der Regierungspräsidentin viel abgewinnen können. Ein Hofladen ist geplant, eventuell eine Ziegenkäserei. Offizielle Eröffnungstag ist der 24. Mai 2022.
Therapietiere - darunter Hühner – sollen den Menschen helfen
Die Esel, vier Ziegen und einige Hühner werden zu Therapietieren ausgebildet, „das läuft phantastisch mit Hühnern. Sie beruhigen und bringen Menschen zur Ruhe.“ Sechs Mitarbeiter werden speziell dafür ausgebildet. Profitieren sollen die Bewohner des Lühlerheims und auch Einrichtungen aus der Region.
Das Lühlerheim hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm entwickelt, wie Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth lobte. Und Lemken hat weitere Pläne: Es soll den Menschen der Region künftig ambulante Angebote unterbreiten und es soll aus der Historie heraus wachsen. „Aus dem scheinbaren Nachteil, weit draußen auf dem platten Land zu sein, wollen wir einen Vorteil machen“, so Lemken. Die Einrichtung soll sich öffnen, zum Begegnungsraum im ländlichen Bereich werden. „Wir wollen den Menschen der Region einen Anreiz schaffen, uns neu zu entdecken“ - als Ausflugsziel, Bildungs- und Begegnungsraum.
Das Leader-Programm des Landes läuft demnächst aus. Bürgermeister Rexforth kündigte an, dass Schermbeck sich für die nächste Runde bewerben werde, die Gemeinde habe viele kluge Köpfe mit guten Ideen. Und Theo Lemken hofft ebenfalls auf diese Bewerbung: „Wir haben noch einiges in der Pipeline“, sagt er.