Wesel/Hamminkeln. Explodierende Materialpreise und Lieferschwierigkeiten machen der Baubranche im Kreis das Leben schwer. Projekte verschieben sich schon mal
Hendrik Bastek hat gut zu tun an diesem Tag in Ringenberg. Er baut mit seinen Mitarbeitern ein Holzhaus auf. Und das hat was von einem großen Puzzle, das er in seiner Werkshalle in Mehrhoog hergestellt hat. Der Bauherr guckt gespannt, was da so alles auf der Baustelle passiert. Sein Hauspuzzle ist komplett, wie es sich gehört. Eigentlich.
Lieferungen kommen später
Denn künftig könnte es für Hendrik Bastek schwierig werden, alle Komponenten für seine Holzhäuser zusammen zu bekommen. „Bis vor 48 Stunden war ich noch optimistisch“, erzählt der Unternehmer. Doch dann erreichte ihn die Nachricht, dass eine Lieferung, die für August zugesagt war, erst im Oktober kommen würde. Wenn überhaupt. Das macht dem 31-Jährigen einen Strich durch die Rechnung, was die Planung seiner Aufträge angeht. Und von denen hat er genug. Die Bücher seien bis März 2022 voll.
Dabei sind die Preise für Holz explodiert. 300 Euro für den Kubikmeter zahlte er in der Vergangenheit. Innerhalb von vier Wochen verdoppelte sich der Preis auf 600 Euro. Mittlerweile ist er bei 900 bis 1.000 Euro pro Kubikmeter angekommen. Ein Wahnsinn eigentlich und bei anderen Materialien, die er für seine Projekte braucht, sieht es nicht anders aus. Das macht viel Arbeit. Bastek, der sich digital gut aufgestellt sieht, muss jeden Tag die Preise der Produkte anpassen, um einigermaßen realistisch kalkulieren zu können.
Kunden sind bereit zu zahlen
Sein einziger Trost: „Die Kunden sind bereit, mehr zu bezahlen.“ Das hat er in letzter Zeit beobachtet. Dafür seien, vermutet er, die niedrigen Zinsen verantwortlich. Sprich, die Banken geben den Kunden das Geld. Zum anderen, davon ist er auch überzeugt, hat die Coronapandemie den Menschen den Wert der eigenen vier Wände vor Augen geführt.
Aber er hat auch festgestellt, dass es im gesamten Bausektor neben Preissteigerungen auch immer mehr Lieferschwierigkeiten gibt. Beim Kunststoff beispielsweise zurzeit. Zwar baut er Holzhäuser, aber in den dafür benötigten Klebern steckt Kunststoff und deshalb wird es dann auch für Hendrik Bastek eng. „Sobald einige Sequenzen im Projekt fehlen, stockt alles,“ sagt er. Schließlich könne er auch kein Haus bauen, wenn der Bauunternehmer nicht vorher die Bodendecke gegossen hat.
Heftige Teuerungen
Seit zwei, drei Monaten beobachtet Architekt und Bauträger Armin Stockhausen aus Wesel Knappheit und stark steigende Preise bei Baustoffen, insbesondere bei Holz und Dämmmaterial. „Das führt zu Teuerungen bei den Preisen von 10 bis 20 Prozent“. Für manchen Häuslebauer kann das zu einer unerwarteten Belastung werden. Auf der anderen Seite ist aber auch das Interesse an Neubauten ungebrochen groß. Stockhausen hat so seine Zweifel, ob wirklich der große Bedarf in China und den USA die Ursache ist, wie es häufig heißt. Sein Verdacht: Eine künstliche Verknappung, damit große Unternehmen die Preise bestimmen können. Er befürchtet auch, dass die Situation sich so schnell nicht entspannen wird. „Ich habe selten erlebt, dass Baupreise wieder sinken.“