Wesel. Hilmar Schulz ist politisch schon viel herumgekommen. Nun will der Weseler für die Linken bei der Landtagswahl antreten – nicht zum ersten Mal.
Hilmar Schulz ist da, wo er vor einem Jahrzehnt schon mal war: Der Weseler will bei der Landtagswahl die Linkspartei im Wahlkreis Wesel III vertreten. Wenn sich die Partei am nächsten Mittwoch - und danach sieht es aus, denn einen Konkurrenten oder eine Konkurrentin gibt es nicht - für ihn entscheidet, tritt er für die Linken nach 2010 und 2012 zum dritten Mal bei einer Landtagswahl an.
„Mir geht es darum, einen Kontrapunkt zur aktuellen Politik zu setzen und ich will anpacken beim Projekt Wiedereinzug“ sagt Schulz zu seiner Motivation. 2017 verpasste die Linke mit einem Ergebnis von 4,9 Prozent knapp den Sprung in den Düsseldorfer Landtag. Dieses Mal soll es anders laufen. Was seine persönlichen Ambitionen angeht: Natürlich ist er realistisch genug, um zu wissen, dass er so gut wie keine Chancen auf ein Direktmandat hat.
In der Weseler Politik ist Schulz gut bekannt
Schulz gehört in der Weseler Politik sicherlich zu den schillernden Figuren. Schon als Jugendlicher engagierte er sich politisch, zunächst bei den Jusos, später in der Hochschulpolitik. 2010 dann die erste Kandidatur für die Linken, nach der Wahl schaffte er es tatsächlich in den Landtag – nicht als Abgeordneter, sondern als Mitarbeiter im Büro der Abgeordneten Gunhild Böht.
Es ist eine hochspannende Zeit in Düsseldorf, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ließ sich bis zur Neuwahl 2012 von der Linkspartei in einer Minderheitsregierung tolerieren. Bei dieser Wahl tritt Schulz nochmals für die Linken an, doch die verpasst den Einzug in den Landtag – der junge Weseler ist seinen Job los. Bei der Partei muss er damals austreten, weil er eine neue berufliche Position für die Piraten im Landtag übernimmt. Auch sein Kreistagsmandat legt Schulz nieder.
2013 wird er kommunalpolitisch aktiv, gründet zusammen mit Freunden die Wählergemeinschaft WWW, bei der folgenden Kommunalwahl schafft sie es in den Rat und bildet eine Fraktion mit den Piraten. Nach einer Zeit wechseln die Vertreter der WWW zur SPD, bis 2020 sitzt Schulz für die Sozialdemokraten im Stadtrat. In der Corona-Krise bietet ihm die Linksfraktion im Rathaus eine Stelle als Sekretär an, Schulz muss wieder aus der SPD austreten und wird „stilles“ Mitglied bei den Linken.
Diese Themen will Hilmar Schulz im Wahlkampf anpacken
Wer seine politische Biografie im Schnelldurchlauf liest, könnte in Schulz leicht einen „Wandervogel“ sehen, den Begriff liest er selbst nicht gerne – eine Zeitung betitelte ihn mal als „Wechselkandidat“. Er selbst sagt: „Ich bin vom Grundsatz her pragmatisch.“ Politisch will er bei den Linken die Kleinunternehmer und Geschäftsinhaber in den Blick nehmen, die unter den Folgen der Corona-Pandemie um ihre wirtschaftliche Existenz bangen. Schulz kennt das als Betreiber des Kleinkunsttheaters Semikolon aus eigener Erfahrung.
Bildung soll ein weiterer Schwerpunkt seiner Kampagne werden: Die Schulpolitik der schwarz-gelben Landesregierung nennt Schulz ein „Chaos“ und fragt sich: „Warum haben wir immer noch keine Luftfilter in jedem Klassenraum?“ Außerdem möchte der 38-Jährige die Energiewende vorantreiben und den Verkehr so umbauen, um die Leute weg vom Auto hin zu Bussen und Bahnen zu bringen.
Und was ist mit dem Wolf? Zu dem großen Thema in seinem Wahlkreis hat Schulz zwar eine eindeutige Meinung, aber er will diesen Streitpunkt nicht in den Mittelpunkt stellen. „Ich bin klar dagegen, dass hier irgendwelche Wölfe abgeschossen werden“, sagt Schulz. Es müsse ein gerechter Ausgleich für Tierhalter gefunden werden.