Wesel. Teils Unverständnis über die Schließung trotz Hygienekonzepts. Dankbarkeit für Verständnis der Kunden. Immerhin laufen Online-Kurse.
"Wir hatten im ersten Lockdown ja schon viel Zeit, um alle Geräte super-gründlich mit der Zahnbürste zu reinigen, aber das können wir ja nicht jeden Tag machen", sagt Burcin Sehrin. Der 32-Jährige ist Studioleiter beim Fitnesstudio "clever fit" in Wesel. Hier am Schepersweg gehen normalerweise hunderte Mitglieder ihrem Hobby nach und bringen ihre Körper in Form - vor allem zu Beginn eines neuen Jahres. Doch schon seit Wochen verbietet die Corona-Schutzverordnung das gemeinsame Sport-Treiben.
Jahresbeginn sonst die stärkste Zeit
Und bis auf Weiteres ist noch keine Öffnung in Sicht, weiß auch Sehrin: "Mit dem folgenden Monat Februar sind es insgesamt bereits sechs Monate Schließung der Fitnessstudios." Die Schließung gerade jetzt zu Jahresbeginn sei besonders bitter, berichtet der Studioleiter, denn die ersten beiden Monate seinen in der Regel "die stärksten der Branche", weil viele Leute mit neuen guten Vorsätzen ins neue Jahr starteten und den Winterspeck abtrainieren wollen.
Yoga-Training per Video-Schalte
Mit einem enormen Rückgang der Mitgliederzahlen durch eine steigende Kündigungsrate sowie dem Fehlen neuer Mitglieder hat das Studio zurzeit zu kämpfen. "Trotz laufender Kosten wie Miete und Leasing buchen wir keine Mitgliedsbeiträge ab", berichtet Burcin Sehrin. Und dennoch wird den Kunden zurzeit etwas geboten: "Wir bieten Online-Kurse und Trainings-Tipps und Tricks auf unseren sozialen Medien an." Er nennt ein konkretes Beispiel: "Mit unserer Übungsleiterin Natascha Kemken kann man live beim Yoga-Training per Video mitmachen. Das wird gerne angenommen."
Hoffen auf Loyalität der Kunden
Beim Esasyfitnessclub Wesel an der Esplanade heißt es: "Dieser zweite Lockdown ist für uns alle nicht einfach." Die Mitarbeiter hätten in den vergangenen Wochen und Monaten alles dafür getan Hygienekonzepte zu erarbeiten, Maßnahmen umzusetzen und dafür zu sorgen, dass die Kunden sorgenfrei und sicher trainieren können.
"Trotz allem konnten wir den zweiten Lockdown nicht verhindern und müssen nun, wie viele andere Unternehmen, diese schwierige Zeit überstehen. Um alle Mitarbeiter und Existenzen zu schützen, hoffen wir auf die Loyalität der Kunden. Wir sind aufeinander angewiesen, denn solche Situationen schafft man nur gemeinsam."
Daher unterstütze Easyfitness alle Partner und Lieferanten und trage dazu bei, dass alle diesen Lockdown unbeschadet überstehen. Die Kunden sollen die ausgefallene Trainingszeit kompensiert bekommen.
Rechtliche Schritte angekündigt
Das Fitness-Place-Sport-Center an der Werner-von-Siemens-Straße hatte bereits im Herbst angekündigt, sich mit der Schließung nicht abfinden zu wollen: "Wir gehen rechtlich dagegen an. Es geht um Eure Gesundheit", schreibt das Studio seinen Kunden. Weiter heißt es: "Wir werden Videos vorbereiten, wie Ihr zu Hause trainieren könnt." Die Trainer böten verschiedene Trainings- und Übungsvarianten an, zudem werden Online-Kurse angekündigt.
Das Studio "Fit-Gym Next Level" am Blaufuß in der Innenstadt dankt seinen Kunden: Dass viele Kunden auf Rückbuchungen und Beschwerden verzichten, sei nicht selbstverständlich und löse bei den Betreibern eine tiefe Dankbarkeit und große Motivation für die Zukunft aus.
Fitness-Trainer unterstützen Corona-Testzentrum
Trotzdem sieht es für die Fitnessstudios zumindest in den kommenden Wochen eher düster aus, weiß auch Burcin Sehrin von "clever fit": "Die Kosten laufen halt immer weiter. Wir müssen schauen, wie wir durch die Krise kommen." Immerhin konnte er für viele seiner 14 Mitarbeiter andere sinnvolle Tätigkeit organisieren: "Die Hälfte unserer Belegschaft unterstützt das DRK-Niederrhein bei der Abstrichnahme in der Corona-Teststation in Kamp-Lintfort."
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