Wesel. Beim Rosenfest auf dem Neuhollandshof, das nach der Corona-Pause erstmals wieder stattfinden konnte, war der Besucherandrang groß.
Auf der langen und engen Straße „Jöckern“ in Bislich, die zu den Obstplantagen der Familie Clostermann führt, darf an diesem Sonntagmorgen nicht geparkt werden. Und das aus gutem Grund: Nach zwei Jahren Pandemie-Pause kann das bekannte und beliebte Rosenfest mit seinen Markt- und Infoständen auf dem Hof wieder gefeiert werden. Um ein Parkchaos zu vermeiden, muss die Blechlawine, die sich bereits frühzeitig durch das Nadelöhr schlängelt, auf eine nahe Wiese gelenkt werden, die ein Nachbar freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
Besucher auch aus dem Ruhrgebiet
Auch aus dem Ruhrgebiet sind viele Besucher gekommen, wie die Kfz-Kennzeichen belegen. Obwohl es sich auf dem Hof vorwiegend um Äpfel, Birnen und Honig dreht, ziehen besonders die mehr als 4000 blühenden Rosensträucher viele Besucher an. Sie können eintauchen in eine intakte und ästhetische Landwirtschaft. „Schönheit ist für uns auf dem Hof sehr wichtig. Hier leben und arbeiten wir“, sagt die Leslie Clostermann, Tochter von Thea und Rolf Clostermann.
Das Hauptaugenmerk der Familie Clostermann richtet sich seit 1927, als aus dem auf Ackerbau und Viehzucht spezialisierten Hof eine Obstplantage errichtet wurde, auf eine nachhaltige Apfelsortenzüchtung.
Basis dafür sind, wie Leslie Clostermann erläutert, alte Sorten, die mit neuen gekreuzt werden. So erhält man weniger intensiv zu pflegende Sorten, die gleichzeitig aber auch Bio-Qualität vorweisen.
Belieferung in ganz Deutschland
Anfangs habe man sehr viel Lehrgeld bezahlt, aber es habe sich gelohnt. Mittlerweile beliefert der Neuhollandshof den Bio-Fachhandel, die Gastronomie und Weinhandlungen auch mit speziellen Apfelgetränken in ganz Deutschland.
Der Erfolg habe sich eingestellt, „weil das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung gewachsen ist.“ Das bestätigt sich auch beim Rundgang über die weiten Hofflächen, bei dem die verschiedensten Angebote präsentiert werden: Italienischer Balsamico, Seifen, Textilien, Dinkelkörnerkissen, Keramik oder Kräuter- und Duftölvarianten verweisen durchweg auf Bio-Qualität, Nachhaltigkeit und Regionalität.
Selbst in den Gesprächen mit den Anbietern geht es meist nicht um das Aushandeln eines guten Preises. Man hört Fachgespräche, Diskussionen und einen Austausch auf Augenhöhe. Das gilt auch für Daniel Butzyn aus Niederkrüchten, der mit seiner Frau an der Rosenführung teilnehmen will. Sie haben selbst viele Rosensträucher und wollen wissen, wie man dem gefährlichen Mehltau entgegenwirken kann.
Lydia und Ulrich Bückmann aus Wesel sind das erste Mal beim Rosenfest. Sie interessieren sich für die Bioprodukte und die handwerkliche Kleinkunst - lieben es, über kleine, überschaubare Feste zu gehen.
Nistkästen und Insektenhotels
Seit es das Rosenfest gibt, seit über zehn Jahren, kommt auch „Holzwurm Bodo“ aus Waltrop nach Bislich. Er fertigt kleine Nisthäuschen und Insektenhotels an. Stolz präsentiert er seine Bausätze, mit denen er auch Schulen sowie Kitas besucht und dort mit Kindern bastelt. „Das ist besser als Fernsehgucken“, schmunzelt Bodo.