Wesel. Im LVR-Niederrheinmuseum startete das Pop-Up-Kino, eine Projekt des Kulturraums Niederrhein, mit Filmen zum Thema „Herrschaftsverhältnisse“.

Ein Stücksken, das weiß der Niederrheiner, ist kurz, weshalb im Stücksken Kino Kurzfilme laufen. Dass diese ausgesprochen kurzweilig sein können, erlebten die Besucher des neuen Kulturformats am Niederrhein passenderweise im LVR-Niederrheinmuseum.

Karin Nienhaus präsentiert das Stücksken Kino in den kommenden Wochen in insgesamt sieben Museen, am Dienstag war sie in Wesel, am Mittwoch, 29. September, ist sie im Schloss Ringenberg zu Gast. Das Projekt wird durch den Verein Kulturraum Niederrhein gefördert.

Wenn ein Kino ein Museum als Spielort wählt, dann soll es auch eine Verbindung geben zum diesjährigen Themenjahr „Provinz“, in dem sich die Museen mit Herrschaftsverhältnissen, Grenzen, Schmuggel und Hinterlandmythen auseinandersetzen.

Was den Menschen beherrscht

Um Herrschaftsverhältnisse ging es an den ersten Abenden. Dabei muss es nicht gerade der große Feldherr sein, der befiehlt, sondern, wie die Filme zeigten, sind es „durchaus auch Dinge, die uns beherrschen, Gefühle, Gedanken, Personen und Institutionen“, wie es der künstlerische Leiter des Niederrhein Filmfestivals, Stephan Hanf, zur Eröffnung des Kinoabends beschrieb.

Da waren sie, die Herrscher: Im Film „Jupiter“ in Person der Eltern, die im Glauben, ein Komet werde sie zu einer höheren Existenz auf einem anderen Planeten überführen, ihre Kinder aus dem Leben reißen wollen. Oder entreißt sich die Tochter der Herrschaft ihrer Eltern? Wird sich, wie im Film „#couplegoals“, der Protagonist Mark von der Tyrannei seiner Freundin Franzi lösen? Nach dem Film erzählt Filmemacher Alexander Conrads in einer Einblendung von eigenen Erfahrungen, die er im Film verarbeitete. Dass die Befreiung der Niederländer von den Deutschen im Mai 1945 nicht für jeden ein Grund zu feiern war, belegt ein weiterer Film aus den Niederlanden.

Wenn Filmemacher erzählen

Beim Ballett der Butler spielt der Ausbilder den Diktator. Und schließlich entführt der Film „Interkosmos“ zurück in die DDR. Filmemacher Álvaro Parrilla Álvarez aus Sevilla, der an der Kunsthochschule in Köln den Film produzierte, war als Interviewpartner nach Wesel gekommen. Im Gespräch mit Moderatorin Viktoria Kühnen freute sich er sichtlich, dass sein Humor, der das Ende des Films beherrschte, bei den Zuschauern so gut ankam. Auch amüsierte die Schilderung seiner langwierigen Suche nach einer passenden Rakete für den Flug ins All die Zuschauer.

So entwickelten sich nach der Aufführung angeregte Konversationen. Besucherin Hannelore Huesmann war besonders vom Film „The Ballett of Service“ begeistert: „Genauso haben wir es erlebt, als wir in einem Hotel hinter die Kulissen schauen durften. Ich werde mir am Samstag auf dem Filmfestival im Scala weitere Kurzfilme ansehen.“

Im Scala Kulturspielhaus beginnt das Festival am 2. Oktober um 14.30 Uhr mit dem Wettbewerb Niederlande, gefolgt um 17.30 Uhr mit Deutschland und um 20.15 mit der Gala zur Preisverleihung. ha