Kreis Wesel. Nur ein kurzer Absatz steht im Koalitionsvertrag der neuen NRW-Regierung zum Wolf. Was Akteure im Kreis Wesel und das Umweltministerium sagen.
Um den Wolf im Kreis Wesel ist es in den vergangenen Monaten relativ ruhig geworden. Die letzten nachgewiesenen Nutztierrisse im Wolfsgebiet Schermbeck reichen bis in den Februar zurück. Zu diesem Zeitpunkt wanderte ein Wolf auch am linken Niederrhein entlang – unter anderem listet das Lanuv einen Schafsriss in Xanten. Tierhalter und Naturschützer im Kreisgebiet wissen aber: Der Wolf ist immer noch hier, jederzeit kann es wieder zu einem Übergriff auf Weidetiere kommen.
Auch politisch blieb es zuletzt ruhig um das Thema: Zuerst trat die Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) zurück, dann begann der Landtagswahlkampf, die neue Regierung musste sich finden. Wer nun im Koalitionsvertrag nach dem Stichwort „Wolf“ sucht, findet folgenden kurzen Passus: „Das Land sieht sich in der Pflicht, Weidetierhalterinnen und -halter zu unterstützen. Um die Weidetierhaltung zu sichern, werden wir ein ambitioniertes Wolfsmanagement betreiben.“ Was genau darunter zu verstehen ist, bleibt auf Nachfrage im Ministerium erstmal offen, verwiesen wird auf den noch andauernden Anpassungsprozess und die Mehrbelastung für die Weidetierhaltung bei der Rückkehr des Wolfes.
Bürgerforum Gahlen wünscht sich mutigen Minister
Der neue Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) schreibt in einem Statement auf Nachfrage unserer Redaktion: „Die Weiterentwicklung des Wolfsmanagements und der entsprechenden Instrumente ist eine wesentliche Aufgabe, die wir zügig angehen werden.“
„Papier ist geduldig“, lautet die erste Einschätzung von Stefan Steinkühler vom Bürgerforum Gahlen zum Koalitionsvertrag. Kurz vor der Wahl hatte das Bürgerforum noch zu einer Podiumsdiskussion zum Thema geladen. „Wir müssen hoffen, dass wir einen mutigen Minister haben, der mit Taten überzeugt“, wünscht sich Steinkühler.
Schneider (SPD): Passus zum Wolf ist nebulös
Der Passus im Koalitionsvertrag könne alles oder nichts heißen, sagt Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender vom Nabu NRW aus Alpen. Worten müssten Taten folgen. Er weist auf das stetige Postulat des Nabu hin: Es brauche flächendeckenden Herdenschutz. Wandernde Jungtiere sollten bereits unterwegs lernen, dass Schafe keine leichte Beute sind. Die Kernfrage für ihn: „Was ist uns die Wiederkehr des Wolfes wert?“ Chwallek, der beim Nabu für das Thema zuständig ist, verweist auf die anderen Bundesländer wie Niedersachsen mit deutlich längerer Erfahrung mit dem Wolf, von ihnen könne man lernen.
Die Debatte um den Wolf werde im Koalitionsvertrag nebulös gelassen, kritisiert René Schneider, SPD-Landtagsabgeordneter aus Kamp-Lintfort. Er wolle demnächst eine kleine Anfrage stellen. Seine Kernpunkte: Was heißt „ambitioniertes Wolfsmanagement“? Was passiert mit der Wolfsverordnung? (Schneider: „Von der höre ich gar nichts mehr.“) Und welches Ressort ist nun zuständig?
NRW-Landwirtschafts- und Umweltministerium fortan getrennt
Denn neu ist neben der Regierung und handelnden Personen auch die Aufsplittung des Ministeriums in ein jeweils eigenständiges Umwelt- und ein Landwirtschaftsministerium. Wie sich die Verteilung bei dem Thema künftig genau organisiere, sei noch nicht abschließend geklärt, es sortiere sich noch, sagt ein Sprecher dazu aus dem Umweltministerium. Fürs Erste bleiben die Aufgaben wie gehabt, er nennt die Zuständigkeit von Landwirtschaftskammer und Lanuv an dieser Stelle.
Der Wunsch von Maik Dünow, Vorsitzender der Schafhalter im Kreis, ist es, dass sich alle beteiligten Akteure mit beiden Ministerien an einen Tisch setzen, einen konsequenten gemeinsamen Weg finden. „Ich hoffe, dass durch die Teilung das Thema nicht zerredet wird“, sagt er. Viel Zeit sei inzwischen vergangen, doch die bleibe den Schafhaltern nicht. „Es muss weiter daran gearbeitet werden, der Wolf bleibt.“
Grünen-Minister Oliver Krischer: Rahmenbedingungen gestalten
- Die CDU habe im Wahlprogramm eine Veränderung des Schutzstatus angesprochen, den Grünen sei es um Rahmenbedingungen für eine friedliche Koexistenz gegangen, nichts davon tauche nun im Koalitionsvertrag auf, sagt René Schneider.
- Den zuletzt genannten Punkt führt Grünen-Minister Krischer in seinem Statement zum weiteren Umgang mit der Wolfsthematik an: „Der Weidetierschutz in den betroffenen Regionen soll gewährleistet und die Weidetierhalterinnen und -halter sollen hinsichtlich der entstehenden Mehrbelastungen unterstützt werden. Wir müssen weiterhin die Rahmenbedingungen so gestalten, dass der Wolf sich wieder in seinen ursprünglichen Verbreitungsgebieten ansiedeln kann und zugleich die Belange des Arten- und Herdenschutzes gewahrt werden.“