Wesel. Für ihre vielfältigen Aktivitäten zum Wohl der Wallfahrtsortes erhält die St.-Antonius-Junggesellen-Schützenbruderschaft die Auszeichnung.

Vermutlich ist diese Auszeichnung ein kleiner Trost in Zeiten von Corona: Denn die durch die Pandemie in ihren Aktivitäten stark eingeschränkte Antonius-Junggesellen-Schützenbruderschaft aus Ginderich hat trotzdem einen Grund zum Feiern: Die „Jugendorganisation“ des Schützenvereins aus dem linksrheinischen Weseler Wallfahrtsort wurde nun mit dem Heimatpreis des Kreises Wesel ausgezeichnet.

Einer, den das natürlich besonders freut, ist Jonas Seegers: Der 26-Jährige ist Präsident der St.-Antonius-Junggesellen und mächtig stolz auf diese Ehrung: „Das ist natürlich eine schöne Sache in einer ansonsten schwierigen Situation“, sagt der Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer.

Der Jung-Schütze versprüht trotzdem Optimismus und hofft, dass das Schützenfest in Ginderich in diesem Jahr – wenn auch mit Einschränkungen – am ersten Juli-Wochenende irgendwie stattfinden kann.

Etwa 100 Mitglieder hat die St.- Antonius-Junggesellen-Schützenbruderschaft 1643 Ginderich – sie ist damit eine der ältesten Schützenbruderschaften am linken Niederrhein. Mit ihrem Leitsatz „Glaube – Sitte – Heimat“ versteht sie sich als Verbindungsstück zwischen Kirche, Dorfgemeinschaft und der Heimat. „Das gilt schon seit Jahrhunderten und ist für uns auch heute noch wichtig“, betont Seegers.

Von 16 bis 30 Jahren

Für die Bruderschaft sei es zentrales Ziel, bereits im jungen Alter Werte wie Gemeinschaftsgefühl, Nächstenliebe und Toleranz zu vermitteln.

Im Alter von 16 Jahren kann man Mitglied werden bei den Junggesellen. Man scheidet spätestens dann aus, wenn man kirchlich heiratet – oder aber das 30. Lebensjahr erreicht hat.

Dann tritt der Junggesellen-Schütze üblicherweise in die „Erwachsenen-Organisation“ der Gindericher Schützen – die St.-Antonius-Bruderschaft – ein.

Die jüngeren Schützen bieten ihren Mitgliedern normalerweise im Laufe des Jahres zahlreiche Angebote, wie Paddeln, Radtouren, Tanzkurse und Übungsstunden für Fahnenschwenker. Um Kontakte zu knüpfen und Netzwerke über die Grenzen des Dorfes hinaus zu pflegen, laufen Kegel- und Schießwettbewerbe mit benachbarten Schützenbruderschaften.

Aktiv für die Dorfgemeinschaft

Um den Bürgern ihres Heimatdorfes etwas zurückgeben zu können, haben die jungen St.-Antonius-Schützen verschiedene Angebote für die ganze Dorfgemeinschaft ins Leben gerufen – unter anderem Handykurse für Senioren, das Verteilen von Schoko-Nikoläusen im Dorfkindergarten, die Organisation des jährlichen Weinfestes auf dem Marktplatz und natürlich das jährliche Schützenfest, das sie alle zwei Jahre ausrichten.

Helfer der Kirchengemeinde

Stefan Tigler konnte 2019 das Königsschießen für sich entscheiden.
Stefan Tigler konnte 2019 das Königsschießen für sich entscheiden. © Unbekannt | Schützen Ginderich

Die Schützenbruderschaft beteiligt sich zudem aktiv an zahlreichen Kirchenveranstaltungen im Laufe des Jahres und übernimmt ehrenamtliche Hilfeleistungen in und um die Kirche herum.

Der Garten des Pfarrhauses wird jährlich durch die Mitglieder der Bruderschaft gepflegt und hergerichtet, sodass keine Kosten für die Pfarrgemeinde entstehen. Zwischen Kirche und Pfarrheim haben die Junggesellen einen barrierefreien Weg unterstützt.

Das alles würdigt nun der Kreis Wesel mit dem Heimatpreis: Mit der Auszeichnung der Jungschützen solle deutlich gemacht werden, dass Heimatpflege und -verbundenheit nicht nur etwas für die ältere Generation ist, sondern sich auch junge Menschen aktiv für ihre Heimat einsetzen.

Zusammenleben im Dorf stärken

Die Jungschützen setzen sich in hohem Maße für das Zusammenleben von Jung und Alt im Dorf ein, lobt der Kreis.

Und auch in Zeiten ohne Treffen und Veranstaltungen lassen sich die Schützen von Corona nicht unterkriegen.

Präsident Seegers: „Uns ist wichtig, dass wir auch in Zeiten der Corona-Pandemie versuchen, uns aktiv für unser Dorf einzusetzen. So übernehmen wir schon seit einigen Monaten den Ordnungsdienst zu den heiligen Messen in unserer Wallfahrtskirche und passen darauf auf, dass nicht zu viele Bürger die Kirche betreten, alle vorschriftsmäßig ihre Masken tragen und auf die Abstände achten.“

>>> AUCH BRÜNER BÜRGERVEREIN UND DORFMASCHE AUSGEZEICHNET:

Die weiteren Preisträger des Heimatpreises des Kreises Wesel 2020 sind der Brüner Bürgerverein sowie die „Dorfmasche“ aus Neukirchen-Vluyn. Die Initiative „Dorfmasche“ startete 2012 spektakulär: Gemeinsam mit Schülern „kleideten“ drei Frauen in Neukirchen-Vluyn ein ganzes Haus im Dorf ein, um auf den Leerstand – den „Dornröschenschlaf“ – in der Ortschaft aufmerksam zu machen.

Die Aktion „Dorfmasche“ kleidet seitdem weiterhin alles ein, was bunt mehr Laune macht. Fahrräder und Schubkarren wurden bestrickt, ebenso die Stämme von Bäumen.