Hamminkeln. Im nächsten Teil unserer Serie „Unter freiem Himmel“ geht es nach Hamminkeln-Marienthal auf historische Spuren des Dorfes an der Issel.

Die Ruhe und die Beschaulichkeit genießen und dabei ein bisschen Urlaubsgefühl mit nach Hause nehmen, das kann man in Marienthal zweifelsohne auch in Corona-Zeiten. Wer unter freiem Himmel auch noch etwas Neues erfahren möchte, ist auf dem historischen Rundweg mit dem Titel „So war’s einmal“ richtig. Es gibt aber noch einige Themenwege mehr im Klosterdorf.

Am besten, man besorgt sich das Faltblatt zum geschichtlichen Spaziergang, der dazu einlädt, auf den Spuren der Vorfahren zu wandeln, oder schaut ins Netz: www.marienthal.de. Einer, der einiges zum Weg beigetragen hat, ist Karl-Heinz Elmer vom Kulturkreis. Er kennt seinen Heimatort wie kaum ein anderer und sagt: „Marienthal sollte man als Gesamtkunstwerk wahrnehmen.“ Also: Auf geht’s!

Mit Pferd und Wagen wurde die Milch gebracht

Die Alte Molkerei, wie sie heute aussieht. Das historische Bild kann auf der Tafel an der Pastor-Winkelmann-Straße angeschaut werden.
Die Alte Molkerei, wie sie heute aussieht. Das historische Bild kann auf der Tafel an der Pastor-Winkelmann-Straße angeschaut werden. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Mitten im Ort finden wir die „Alte Molkerei“ beziehungsweise das, was heute noch an sie erinnert. Dabei bestimmte die Molkerei von 1927 bis 1973 das Leben in Marienthal. Erst kamen die Bauern mit Pferd und Wagen, um ihre Milch zu bringen, später waren es Tanklaster. Aus der Milch entstanden hier ab 1950 auch Joghurt, Käse und Quark.

Nun erinnert nichts mehr daran, bis auf den Namen des kleinen, modernen Geschäftszentrums, das ein beliebtes Ziel von Ausflüglern ist, wenn denn die kleinen Läden geöffnet haben.

Onkel Heini und die Schulranzen

Das Sattlerhaus in Hamminkeln-Marienthal. Doch die Sattlerei mit Onkel Heini ist längst Geschichte.
Das Sattlerhaus in Hamminkeln-Marienthal. Doch die Sattlerei mit Onkel Heini ist längst Geschichte. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Unmittelbar gegenüber sind weitere Geschäfte zu finden, auch im 1936 erbauten Sattlerhaus von Heinrich Hartmann. 35 Jahre wurden hier Sattler- und Polsterarbeiten erledigt, es entstanden Pferdesättel und diverse Reparaturen am Zaumzeug gehörten auch zum Alltag. „Onkel Heini“ nannten die Kinder den Fachmann, der ihre Schulranzen flickte, wenn es nötig war. Der markante Eingang in das Gebäude ist auch heute noch gut zu erkennen.

Schön anzuschauen ist das Foto mit der alten Marienthaler Klostermühle. Mindestens seit 1575 gab es hier solch ein Bauwerk. Erst als Fachwerkmühle, dann als Steinbau an der Issel. Die Turbine wurde durch ihr Wasser angetrieben, später dann mit einem Elektromotor ausgestattet, was sie zu einer der modernsten Kleinmühlen Deutschlands machte.

Wer sich die Erläuterungen auf den weißen Hinweistafeln durchliest, erfährt beispielsweise auch, dass sogar Napoleon eine Rolle in der Geschichte von Marienthal spielte. Ursprünglich waren es die Augustiner-Eremiten, die das Marienthaler Kloster samt Wirtschaftsgut neben der Kirche betrieben sowie 25 verpachtete Höfe im Umland hatten, dazu die Klostermühle. Es war das erste Kloster des Ordens in ganz Deutschland.

Augustinus Winkelmann und die Kunst

1806 löste Napoleon das Kloster während der Säkularisation auf, 1813 ließ er den Klosterhof versteigern, um wieder Geld für seine Truppen zu haben. 1839 entstand in Marienthal die selbstständige Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt. 1924 kam Augustinus Winkelmann in die Pfarrei und entwickelte den Ort in ein Zentrum moderner sakraler Kunst, die heute an vielen Stellen noch zu finden ist.

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Der Name der Hauptstraße durch den Ort erinnert an ihn. Erst 1986 wurde Marienthal wieder Klosterstandort, die Karmeliter übernahmen ihn und sind bis heute vor Ort. „Carmel“ steht deshalb auch über dem grünen Tor, das während Martins- und Mittsommermarkt geöffnet ist, so dass man auf klösterlichen Spuren wandeln kann.

Übrigens: Bis Ende der 80er Jahre gab es noch ein Lebensmittelgeschäft im Ort, hervorgegangen aus dem 1895 gegründeten Kolonialwarenladen im Wohnhaus von Familie Hecheltjen. Kiloweise Hefe und Heringe aus Fässern gab es damals hier. Heute sind dort eine Pizzeria und ein Geschäft zu finden.

Der Weg in Kürze

Gestartet wird an der Klosterkirche. Von dort geht es zum Klosterhof, zum Marienthaler Gasthof und weiter auf die andere Seite der Straße, wo einst die Klostermühle stand. Das nächste Schild steht am Pfarrheim (Klosterweg), dann weiter über Kloster- und Kirchweg zur Hohen Brücke. Zurück dann entlang der Issel über die Fußgängerbrücke, durch Isselgrund und Feldstraße. An der Pastor-Winkelmann-Straße stehen zwei weitere Schilder, eines gegenüber der Alten Molkerei.