Wesel. Seit Anfang Juli gibt es im Marien-Hospital zwei neue Notdienstpraxen für Kinder und Erwachsene. 170 Menschen wurden bisher dort versorgt.
Ein plötzlicher Asthmaanfall, ein Sturz vom Klettergerüst oder eine Fiebererkrankung: Es gibt viele Gründe, warum Erwachsene und Kinder schnell einen Arzt aufsuchen wollen oder müssen. Am Wochenende oder abends suchte man in Wesel und den umliegenden Kommunen bisher in einem solchen Fall nach dem niedergelassenen Mediziner oder der Medizinerin im Notdienst – wenn man nicht gleich in die Notfallambulanz der beiden Krankenhäuser gefahren ist.
Seit Anfang des Monats hat sich die Situation geändert: Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) hat am Marien-Hospital zwei zentrale Notdienstpraxen eingerichtet – sowohl für erwachsene Patienten als auch für Kinder und Jugendliche. Sie dienen der ambulanten Versorgung außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten, also insbesondere abends, nachts und am Wochenende. In enger Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus kümmern sich dort niedergelassene Ärzte um Patienten und Patientinnen mit akuten, nicht lebensbedrohlichen Beschwerden.
Nun haben Vertreter der Klinik und der KVNO ein erstes Zwischenfazit nach dem Start gezogen. „Es ist gut angelaufen“, sagte Krankenhausdirektor Jürgen Gerhorst am Donnerstag. Bisher seien rund 170 Menschen versorgt worden, darunter etwa 70 Kinder und Jugendliche. Das Konzept im Marien-Hospital sieht vor, dass Patienten sich selbst gar keine Gedanken darüber machen müssen, ob sie nun mit ihren Beschwerden eher in die Notfallpraxis gehören oder in die Notaufnahme des Krankenhauses. Die Anmeldung läuft sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Kindern über einen Tisch – und zwar zu festen Zeiten. Die Fälle werden dann auf Dringlichkeit geprüft und entsprechend eingeordnet.
Notfallpraxis in Wesel: Mehr Kapazitäten für die Ambulanz
Der Gedanke hinter der Zentralisierung der Notdienste: Die Patienten sollen verlässliche Ansprechpartner, die Ambulanzen der Krankenhäuser für echte Notfälle mehr Kapazitäten haben. Wichtig ist es den Verantwortlichen zu betonen, dass es um akute Erkrankungen geht, deren Behandlung nicht bis zum nächsten Morgen oder dem Wochenstart warten kann. „Die Notfallpraxis ersetzt keine Haus- oder Facharztpraxis“, sagt Dr. Franz-Joachim Weyers, der KVNO-Vorsitzende im Kreis Wesel.
Der Schritt zur Zentralisierung ist politisch gewollt, eine Vorgabe von Bund und Land, wie die KVNO betont. Grundsätzlich hält das auch der Weseler Kinderarzt Dr. Georg Stefanowski für sinnvoll. „Wir haben hier im rechtsrheinischen Teil des Kreises aber seit 30 Jahren einen funktionierenden Notdienst“, sagt Stefanowski. „Für viele Eltern ist das eine große Umstellung.“ Der Mediziner weist zudem daraufhin, dass die Öffnungszeiten der Kindernotdienstpraxis nicht so umfangreich sind, wie der zuvor angebotene Notdienst. Viele kleine Patienten würden deshalb am Ende doch wieder direkt in der Kinder-Notfallambulanz am Marien-Hospital landen, wo im Jahr etwa 6000 Fälle behandelt werden.
„Wir begrüßen die Zentralisierung“, sagt Dr. Marc Achilles, der Ärztliche Direktor des Marien-Hospitals. „Für die Menschen ist die Schnittstelle am Ende am besten gar nicht spürbar.“ Die enge Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und KNVO mache viele Wege deutlich kürzer – im Ernstfall könne das Leben retten.
Hintergrund: Das sind die Öffnungszeiten der Notfallpraxis in Wesel
Die Notfallpraxis für Erwachsene im Marien-Hospital öffnet montags, dienstags und donnerstags von 19 bis 21 Uhr, mittwochs und freitags von 15 bis 21 Uhr. Am Wochenende und an Feiertagen ist sie von 9 bis 13 Uhr sowie von 16 bis 21 Uhr geöffnet. Die Notfallpraxis für Kinder und Jugendliche ist bis zum 30. September am Wochenende von 9 bis 13 Uhr offen, ab dem 1. Oktober bis zum 31. März von 9 bis 17 Uhr. Die Notfallambulanz am Marien-Hospital ist 24 Stunden am Tag besetzt. Außerdem gibt es eine ambulante Akutversorgung ebenso durchgehend in der Notaufnahme des Evangelischen Krankenhauses.