Wesel/Kreis Wesel. Noch ist im Kreis Wesel keine Infektion mit einer der hochansteckenden Varianten bekannt. Doch das ist nur eine Frage der Zeit, sagen Ärzte.
Die Gesamtzahl der Corona-Infektionen ist zwar insgesamt rückläufig – doch insbesondere die Ausbreitung von ansteckenden Mutationen bereitet auch im Kreis Wesel Sorge. Das Gesundheitsamt sucht nach möglichen Infektionen, wie eine Kreissprecherin auf Anfrage bestätigt. Nicht routinemäßig, aber in Fällen, in denen ein Verdacht auf die Ansteckung mit einer Mutation besteht, werden die positiven Tests noch einmal gesondert im Labor untersucht – zum Beispiel bei einer Zweitinfektion. Bisher ist im Kreisgebiet zum Glück noch keine Infektion mit einem mutierten Virus bestätigt worden – doch das ist wohl eine Frage der Zeit.
Denn in den Niederlanden sind die Mutanten schon angekommen, sie sollen laut Landesregierung schon bei 10 Prozent der Corona-Infizierten nachgewiesen worden sein. Auch in NRW sind einzelne Fälle bekannt, darunter im Kreis Kleve - die aus Großbritannien stammende Mutation B.1.1.7. In den Krankenhäusern bereitet man sich daher auch auf solche Infektionen vor.
EVK rechnet mit Virus-Mutationen
Die Kreisverwaltung meldet in den Kliniken des Kreises Wesel derzeit 116 Covid-19-Patienten. 30 Menschen werden auf den Intensivstationen behandelt, davon 13 mit Beatmung. Auf der Isolierstation des Evangelischen Krankenhauses befinden sich zehn positive Patienten, bei drei weiteren Verdachtsfällen stehen die Testergebnisse noch aus. Auf der Intensivstation werden zwei Covid-19 Patienten versorgt, beide müssen beatmet werden.
Der Ärztliche Direktor Dr. Malte Mazuch sieht keinen Grund zum Aufatmen: „Trotz aktuell niedriger absoluter Infektionszahlen betrachten wir die Entwicklung aufgrund der sich ausbreitenden Virus-Mutationen in verschiedenen Ländern mit großer Sorge. Es ist zu befürchten, dass die Infektionszahlen in absehbarer Zeit zunehmen werden und rüsten uns entsprechend.“ Der interdisziplinär besetzte Krisenstab bewertet weiterhin mehrmals wöchentlich die Situation und passt die Sicherheitspläne an. „Parallel werden im Hintergrund bereits weitere Handlungsanweisungen erarbeitet, die im Fall steigender Zahlen und einer Ausbreitung der Virus-Mutationen sofort greifen und umgesetzt werden“, erklärt der Ärztliche Direktor.
77 Tage auf der Intensivstation
Dr. Joachim Große, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, sieht seine Abteilung gut aufgestellt. „Wir schaffen es in der momentanen Lage problemlos, an Covid-19 erkrankte Patienten sowohl stationär auf der Isolierstation als auch intensivmedizinisch zu versorgen.“ Die Folgen der Intensiv-Behandlung können für die Patienten jedoch sehr einschneidend sein, das zeige unter anderem auch die Liegedauer. „Wir freuen uns sehr, dass wir gerade einen Patienten nach 77 Tagen auf unserer Intensivstation zurück auf eine unserer peripheren Stationen verlegen konnten.“ Die Ärzte bitten die Menschen eindringlich, sich an alle Schutzmaßnahmen und Auflagen zu halten, um die Infektionszahlen im Griff zu behalten und weiter senken zu können.
Marien-Hospital: Fünf Todesfälle nach Corona-Ausbruch
Im Marien-Hospital ist die Zahl der mit dem Virus infizierten Patienten deutlich höher: Im ganzen Haus werden derzeit 30 positive Patienten behandelt, davon 28 auf der Isolier- und zwei auf Intensivstation, beide werden beatmet. Das teilt die Klinik auf Anfrage mit.
Grund für die hohe Zahl ist ein Ausbruch auf der Altersmedizin: 18 Patienten der Station sind noch positiv – in der Spitze waren es 27 Senioren. Seit dem 21. Januar sinken die Zahlen dort wieder. Fünf Patienten aus der Altersmedizin sind im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorben.
Für die Altersmedizin gilt weiter ein Aufnahmestopp und ein Besuchsverbot. Außerdem befinden sich 13 positiv getestete Mitarbeiter der Geriatrie noch in Quarantäne. Insgesamt meldet das Weseler Krankenhaus 32 infizierte Mitarbeiter, bei 1500 Angestellten sind das zwei Prozent.
Covid-19: Infektionen in der Altersmedizin
Bis Mitte Januar verzeichnete das Marien-Hospital durchweg zehn bis 15 Corona-Patienten im gesamten Haus. „Lässt man das Infektionsgeschehen in der Altersmedizin als Sonderfall beiseite, ist diese Zahl stabil geblieben“, so Pressesprecher Gerd Heiming. Nicht bekannt ist, wie das Virus auf die Station gelangt ist.
Aus der Altersmedizin hat das Marien-Hospital zwei Proben an ein Fachlabor geschickt, um untersuchen zu lassen, ob es sich um die englische Virusmutation handelt. Das Ergebnis steht noch aus.
>> Corona: Zwei weitere Todesfälle im Kreis Wesel
Im Kreis Wesel sind zwei weitere Menschen verstorben, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Es handelt sich um eine 86-jährige Frau aus Wesel und eine 90-jährige Frau aus Dinslaken. Damit steigt die Zahl der in Zusammenhang mit dem Virus verstorbenen Menschen im Kreis Wesel auf 136.
Die Anzahl der bestätigten Infektionen im Kreis Wesel liegt aktuell seit Ausbruch der Pandemie bei 10.411, das sind 17 Fälle mehr als am Montag. Die 7-Tage-Inzidenz liegt damit bei 87,61 für den Kreis Wesel.
Die Lage in den Kommunen (Gesamtzahl/Zuwachs/Genesen/Verstorben): Hamminkeln 438/ +3/385/4. Hünxe 231/0/216/2, Schermbeck 245/0/235/0. Wesel 1153/+6/ 1017/11.