Wesel. Der Niederländer Marc Wagenaar gewann das Niederrhein Filmfestival im Scala Kulturspielhaus Wesel. Publikum und Fachwelt genossen den Tag.

Das diesjährige Filmfestival im Scala Kulturspielhaus war eine Hommage an alle Kulturschaffenden, ein Zeichen dafür, dass man auch oder gerade in Zeiten von Corona den Wert von Kreativität, Engagement und Ehrenamt zu würdigen weiß.

Diese Quintessenz wurde auf der Preisverleihung von Sponsoren wie Festrednern gleichermaßen gezogen. Es wurde aber auch deutlich, dass sich das Weseler Filmfestival in der Branche einen Namen gemacht hat, denn hochkarätige Nachwuchs-Filmemacher aus den Niederlanden und Deutschland hatten ihre Produktionen eingereicht. Auf Resonanz stießen alle drei Veranstaltungen aber auch beim Publikum, das zahlreich und höchst interessiert die anspruchsvollen Kurzfilme verfolgte.

Jury und Publikum waren sich einig: Dante vs. Mohammed Ali ist preisverdächtig

Marc Wagenaar räumte gleich zwei Preise ab.
Marc Wagenaar räumte gleich zwei Preise ab. © FFS | Erwiin Pottgiesser

Und der Gewinner ist? Marc Wagenaar räumte in der Kategorie Niederlande den Jury Preis mit dem Film „Dante vs. Mohammed Ali“ ab und tatsächlich war er auch beim Publikumspreis der Gewinner, dem, wie Frank Busch vom Scala Fördervereins ihn nannte, „ehrlichsten Preis“. Wagenaar hob in seiner kurzen Ansprache die inspirierende Idee eines Filmfestivals unter Nachbarn hervor, da es in den Niederlanden kein derartiges Kulturprogramm gibt, dass kulturellen Austausch zwischen deutschen und niederländischen Filmemachern ermöglicht. In der Kategorie Deutschland gewann Jannis Alexander Kiefer mit seinem Film „Comments“. Gerade Vater geworden, konnte er nicht nach Wesel reisen.

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26 Filme wurden am Samstag auf dem Niederrhein Filmfestival gezeigt, 22 liefen in den beiden Wettbewerben Niederlande und Deutschland über die Leinwand. Die Jury, die Gewinner des Vorjahres, hatte die Filme des Wettbewerbs im Vorfeld gesichtet und per Videoschalte ihre Favoriten ausgewählt. Die Filme, die für das Festival, das eigentlich im März hätte stattfinden sollen, eingereicht wurden, entstanden alle weit vor der Corona Krise.

Bemerkenswert ist, dass die in der Mehrzahl jungen Filmemacher anspruchsvolle, tiefgreifende, gesellschaftspolitische Themen als Stoff für ihre Produktionen verarbeitet haben. David Zabel moderierte bekannt souverän die Wettbewerbe und die Gala. Dank seiner Fragen bei Interviews mit den Filmemachern gelang es dem Moderator, die Botschaften der Filme dem Publikum näherzubringen.

Die Gala im Scala mit einem Dankeschön an Karin Nienhaus und die Sponsoren

Eingeleitet von Songwriter und Gitarrist Craig Bjerring, der den Trailersong des Festivals vortrug, startete die Gala mit vier Filmen aus dem Kreis Wesel. Festivalleiter Stephan Hanf hatte mit seinem Team eine Mammutaufgabe bewältigt, immerhin galt es mehr als 1800 Filme zu sichten. Die Präsentation und Konzeption der Veranstaltung war höchst professionell und wurde auch von Kennern der Filmbranche ausdrücklich gelobt. Hanfs Dank galt besonders Karin Nienhaus, die alles möglich macht, damit ihr Scala Kulturspielhaus den Weselern erhalten bleibt.

Filme aus dem Kreis Wesel und eine Kappe vom Papst

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Der Film „Willkommen in der Mongolei“ von Lars Böhnke aus Wesel, Gewinner beim 1. Filmfestival, beeindruckte mit wunderbaren Naturaufnahmen ebenso wie mit Kommentaren von Nomaden, die er begleitete. Lars Giesen erzählte von seiner Reise zu Papst Franziskus und überraschte das Publikum damit, dass er die weiße Papst-Kappe hervorholte, so brachte er die DNA vom Papst auf die Bühne. Er hatte diese, wie im Film zu sehen war, mit ihm getauscht.

Hans Jürgen Schröder erzählte über die Entstehung seines Animationsfilms „Die Strömung“. Er verriet, dass erst der Besuch des Niederrhein Filmfestivals ihn animiert habe, selbst einen Film zu drehen. Kompliment!

Adnan Köse löst nach der Vorführung seines Films „Der Degustator“, in dem ein ehemaliger KZ-Wächter mit Anschuldigungen eines damaligen Insassen des Todeslagers konfrontiert wird, den plötzlichen Tod des Verkosters auf. Ein Film, der die Besucher ob seines Inhaltes erschaudern ließ. Zur Preisverleihung, bei der Sebastian Eumann, Nicole Bach und Manuel Kodrun die Beurteilung der Jury verlasen, wurde der Preis, die „Silberne Kopfweide“, die Urkunde und der Scheck über jeweils 500 Euro auf dem Silbertablett serviert. Ganz Corona konform.

Der Inhalt der Gewinnerfilme

Dante vs. Mohammed Ali: Als Wolf sich weigert, während eines wöchentlichen Boxkampfes gegen seinen besten Freund Alexander zu kämpfen, wendet sich das ganze Dorf gegen ihn. Er versucht, Alexander davon zu überzeugen, sich ihm beim Verlassen des Dorfes anzuschließen, aber seine allzu romantische Botschaft läuft gegen eine Wand.

Comments: Der Film wirft einen Blick auf das deutsche digitale Erbe unserer Gesellschaft und wandelt echte YouTube Kommentare in schauspielerische Szenen von (Amateur-Schauspielern) um. (haap)