Wesel. Corona verhindert erneut ein Karnevalssession – die traurigen Jecken können trotzdem lachen. Und manche haben Pläne für eine Mini-Alternative.
„Lieber das Karnevals-Virus als das Corona-Virus“ hieß bereits im vergangenen Winter das neue Sessionsmotto beim Feldmarker Karnevals-Komitee (FKK), als es schweren Herzens alle seine Großveranstaltungen absagen musste. Eigentlich hatten die Narren damals gehofft, ein Jahr später wieder voll durchstarten zu können.
Aber daraus wird nun wieder nichts, wie bereits seit Wochen klar ist. Doch Rosenmontag nur auf dem heimischen Sofa zu sitzen und zu schmollen, das kann sich FKK-Präsident Jens Tenbergen nun wirklich nicht vorstellen.
Närrischer Einkauf bei Karnevalsmusik?
„Wir überlegen zurzeit, was eventuell doch möglich ist – natürlich unter Beachtung der Corona-Regeln“, sagt der 41-Jährige, der daran erinnert, dass die Feldmarker Karnevalisten auch im vergangenen Jahr ihre rund 80 Mitglieder mit einem närrischen „Überlebens-Paket“ inklusive roter Pappnase, Luftschlangen und Mettwurst bei Laune gehalten hatten. „Damals bin ich mit unserem Vize Robin Krebbing von Haus zu Haus gegangen, das kam sehr gut an. Aber wir können ja schlecht in diesem Jahr wieder genau das selbe machen“, verrät Tenbergen, dass er schon neue (Alternativ-)Pläne – wenn auch im Miniformat – für die „tollen Tage“ hat, die nach Ansicht des 41-Jährigen nicht einfach so vorüberziehen dürfen.
Noch ist nicht ganz klar, was wann wo eventuell möglich ist. Nur soviel: „An Altweiber oder Rosenmontag kostümiert – untermalt mit karnevalistischer Musik – einkaufen zu gehen, dürfte ja nicht verboten sein“, deutet der Präsident schonmal vorsichtig optimistisch an, in welche Richtung er und seine Mitstreiter zurzeit denken.
Zum Glück keine finanziellen Verluste
Dass alle geplanten Sitzungen nicht stattfinden können, ist für seinen Verein keine Katastrophe. Die gebuchten Künstler hätten nach den Absagen keine Forderungen gestellt: „Wir gehen zumindest da mit null raus“, erklärt Tenbergen, der ergänzt, dass das Interesse an den Sitzungen eh sehr klein gewesen sei: „Die Leute sind offenbar vorsichtig und zurückhaltend.“ Außerdem: Anträge auf Hilfen wegen Einnahmeausfällen bei der Staatskanzlei seien gestellt.
Tobias Engels bezeichnet sich selber als „der Oberkarnevalist aus Bislich“ und bedauert natürlich auch die Absage aller närrischen Veranstaltungen im Storchendorf: „Wir von der Schützengemeinschaft Bislich wären normalerweise jetzt mitten in den Vorbereitungen für den Kinderkarneval, die große Sitzung am Samstag und unseren Rosenmontagszug. Die Landfrauen hätten Altweiber die große Feier organisiert. Doch das gibt es ja alles nicht in diesem Jahr.“
„Aschermittwoch ist Karneval vorbei!“
Von Alternativen wie Videobotschaften oder virtuellen Feiern hält er wenig: „Karneval lebt ja von der Gemeinschaft. Und da müssen wir traurigen Herzens anerkennen, dass dies wegen Corona nun mal nicht möglich ist.“
Der 40-Jährige arbeitet als Prokurist bei einer Reederei und erklärt: „365 im Jahr bin ich für meinen Arbeitgeber da – mit zwei Ausnahmen: Zu Karneval und am Schützenfestwochenende.“ Doch das ist diesmal anders: Er werde am 28. Februar zum zweiten Mal in seinem Leben Rosenmontag arbeiten.
Wie fühlt sich das für den Bislicher Oberkarnevalisten an? „Seltsam“, sagt Tobias Engels und fügt schmunzelnd hinzu: „Vielleicht versuchen meine Kollegen mich ja dann wieder mit ein paar Luftschlangen auf meinem Schreibtisch aufzumuntern.“ So traurig auch alles sei, könne er aber doch über manches noch Lachen: „Wenn Karl Lauterbach vorschlägt, wir könnten den Karneval ja in den Sommer verlegen, fasse ich mir an den Kopf! Der hat den Sinn von Karneval offenbar nicht ganz verstanden: Karneval beginnt am 11.11. und endet an Aschermittwoch.“
„Der Sommer gehört den Schützen“
Wie schon André Nitsche, der Weseler Karnevalsprinz in Lauerstellung, neulich sagte, gehöre das Sommerhalbjahr den Schützen. Genau das kann auch Schütze Tobias Engels nur bestätigen: „Die handelnden Personen sind ja eh meist auch die selben“, fügt er hinzu, lacht dabei – und hofft nun, dass er beim Bislicher Schützenfest am Schießstand stehen darf und nicht im Büro seines Arbeitgebers sitzen muss.
So sind die Pläne in den anderen Kommunen
Auch in Hünxe und Schermbeck werden keine größeren närrischen Veranstaltungen laufen.Michael Wefelnberg, Mitorganisator beim 1. KV Jeck in Hünx’ bestätigt, dass Hünxes Rathaussturm ausfällt. Unklar sei noch eine Rosenmontagsfeier in der Gaststätte Tacheles. Närrische Alternativ-Aktionen gebe es bisher nicht. Alle Aktivitäten abgesagt hat dagegen die Frauensache Schermbeck.