Wesel. Die neue Ausstellung „Ein Strom, der uns verbindet“ im LVR-Niederrheinmuseum in Wesel wird am Samstagabend geöffnet. Wir haben schon mal geschaut
200 Jahre geteilte Geschichte zwischen dem Niederrhein und den Niederlanden ist das Thema einer Ausstellung, die am Samstag im LVR Niederrheinmuseum eröffnet wird und ab Sonntag für das Publikum zugänglich ist. „Ein Strom, der uns verbindet“ lautet der Titel. Rund zweihundert Exponate, darunter etliche Leihgaben aus den Niederlanden, zeigen auf, wie viel die beiden Seiten des Rheins gemeinsam haben. Doch auch das Trennende wie der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg werden nicht ausgespart.
Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt mit einem Werk aus dem Amsterdamer Rijksmuseum – ein imposantes Gemälde, das dem Eintreffen der preußischen Armee vor der Schlacht bei Waterloo im Juni 1815 gewidmet ist. Die Schlacht beendete die napoleonische Besatzung beiderseits des Rheins. Einige Stücke sind auch noch der Zeit unter Napoleon gewidmet, so ein Gemälde des Malers August Becker, das das verheerende Rheinhochwasser von 1809 zeigt und den Bürgermeister der Gemeinde Niel bei Kranenburg, wie er vier Menschen vor dem Ertrinken rettet.
Goldmedaille für heldenhaften Einsatz
Die Nachkommen dieses Bürgermeisters Joseph Effertz stellten für die Ausstellung eine Goldmedaille zur Verfügung, die die napoleonischen Besatzer ihm für seinen heldenhaften Einsatz verliehen hatten. Die Medaille ist für Museumschef Veit Veltzke eines der Highlights der Ausstellung. Gezeigt werden neben vielen Gemälden auch Bücher, Uniformen und Alltagsgegenstände wie Porzellan. Kurator Felix Felix Hildebrandt freut sich besonders über den ersten Druck des Liedes der Deutschen von Heinrich Hoffmann von Fallersleben von 1841. Hoffmann von Fallersleben war auch der erste, der niederländische Lieder gesammelt und zu Papier gebracht hat – dieses Buch ist ebenfalls zu sehen.
Chanukka-Leuchter der Familie Weyl
Stolz ist Kurator Hildebrandt auch auf die Druckmaschine, die der niederländische Widerstand gegen die Nationalsozialisten benutzt hat, sowie auf den siebenarmigen Chanukka-Leuchter der Klever Familie Weyl, die zunächst vor den Nazis ins Nachbarland geflohen war, dann aber deportiert und ermordet wurde. Den Leuchter konnten Bekannte retten. An die dunklen Seiten gemeinsamer Geschichte erinnert auch die deutsch-niederländisch-jüdische Familiengeschichte der von der Dunks, erzählt nach den Memoiren des deutschen Professors Heinrich von der Dunk und belegt durch diverse Exponate – viele Fotos, ein Judenstern, eine Geige oder ein gefälschter Pass, mit dem sich Heinrichs jüdische Großmutter nach der Flucht in die Niederlande unter den Nazi-Besatzern bewegt hat.
Die Malerin Tatjana Savchenko aus Voerde hat die einzelnen Ausstellungsobjekte in ein eigens für die Schau gemaltes, farbenfrohes Ölbild integriert. Und wer möchte, kann der Geschichte der Familie anhand der Objekte in einem kleinen Hörspiel folgen. Nachkommen der von der Dunks werden zur Ausstellungseröffnung erwartet.