Wesel/Mehrhoog. Gerüstbauer und mit ihnen technische Hilfsgüter machen sich am Donnerstag auf den Weg zum Einsatz nach Ahrweiler. Auch Landwirte sind aktiv.

Der Inhaber des Unternehmens Weseler Gerüstbau, Antonio Fuschetto, sah mit seiner zehnjährigen Tochter im Fernsehen die Katastrophenberichte aus Ahrweiler. „Wir müssen etwas unternehmen“, war sich der Gerüstbaumeister sofort im Klaren. Also fragte er in seiner Betriebsgruppe, 17 Gerüstbauer; zwei Azubis, drei Teilzeitkräfte und ein Büromitarbeiter sind im Betrieb beschäftigt, wer bereit sei, in das Krisengebiet zu fahren, um dort mitzuhelfen.

Antonio Fuschetto kann sich auf seine Mitarbeiter verlassen

„Innerhalb von einer Stunde hatten sich 80 Prozent meiner Mitarbeiter gemeldet und zugesagt, sogar zwei, die zur Zeit Urlaub haben“, freut sich der Chef. Damit stand für ihn fest, am kommenden Donnerstag und Freitag startet der Konvoi. Allerdings mussten zuerst die Kunden vertröstet und Termine verlegt werden, denn an diesen Tagen ruht nun der Betrieb. Doch auch da stieß er auf Verständnis. Als er zudem via Facebook anfragte, ob weitere Unternehmen bereit wären, sich anzuschließen, kam auch Daniel van Ophuyen aus Rees-Mehr ins Spiel. Er war von einem befreundeten Unternehmer angefragt worden, ob er nicht Leute mit Motorsägen nach Bad Neuenahr schicken könne.

„Ich bin sofort hingefahren und war schockiert“, so der Mehrer Garten- und Landschaftsbauer. „Hier war kein THW, keine Feuerwehr, nur Bauern und Mittelständler im Einsatz. Es gab kein Wasser, keine Toiletten, wir mussten Leichen bergen. Die Brücken sind zerstört. Es war unvorstellbar“, berichtete er gestern am Telefon, wieder unterwegs nach Ahrweiler. Als er bei Facebook den Aufruf von Antonio Fuschetto las, kontaktierte er ihn. Nun gibt es eine konkrete Absprache, wer wann was liefert. Denn auch Fuschetto, der vier Jahre Soldat bei der Bundeswehr war und zur Krisenreaktionskräfteeinheit gehörte, kennt sich im Krisenmangement aus.

Weseler Gerüstbau liefert Brückenelemente

Am Mittwoch werden in Wesel Am Schornacker fünf Lkw beladen. Insbesondere Brückenelemente, zehn Meter lange Fußgängerbrücken, kann der Weseler Gerüstbauer liefern, die schnell von Hand transportiert und verlegt werden können. Ebenso sind seine Kederplanen gefragt, 30 Meter lang, drei Meter breit, mit ihnen können die zahlreichen Hilfsgüter abgedeckt werden.

Firmenchef Antonio Fuschetto packt den Transporter.
Firmenchef Antonio Fuschetto packt den Transporter. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Stromaggregate, Gitterboxen, Transportmaterial, Drahtseilwinden, Kettenzüge und Transporthilfen, etwa um 100 Meter lange Sachen herauszuziehen, sind wertvolle Hilfsgüter. Auch um Fahrzeuge wegzuziehen. Private Festzelte steuert Fuschetto bei. „Daniel van Ophuysen hat uns geschildert, wie verheerend es dort ist, so dass auch unsere Leute wissen, was sie an Leid erleben können. Doch jeder wird so eingesetzt, wie er es sich zutraut“, verspricht der Chef. Fuschetto wiederum wird vom Gartenbauunternehmer Niemeyer aus Wesel mit Tieflader und einem kleinen Bagger unterstützt. Zudem stiftet er eine Gulaschkanone, während Obst und Gemüse von Wilhelm Knorth beisteuert wird, Schubkarren und Schippen stiftet Raab Karcher.

Svenja Stegemann aus Mehrhoog weiß seit der Demonstrationskampagne der Landwirte soziale Medien zu schätzen. Die Vernetzung über WhatsApp- oder Facebook-Gruppen hat es in den vergangenen Tagen möglich gemacht, nicht nur Hilfsaktionen für die Überflutungsgebiete anzuschieben, sondern diese auch zu koordinieren.

Statt zwei Pferdeanhänger transportieren mehrere Lkw die Hilfsgüter

Die Landwirtin aus Mehrhoog hatte am Wochenende vorsorglich ihren Flur und die Garage leergeräumt, um Güter zu lagern, um die sie per Spendenaufruf gebeten hatte. „Die Sammelstelle auf unserem Hof und die Scheune war innerhalb kürzester Zeit gefüllte. Wir wollten mit zwei Pferdeanhängern in die Krisenregion fahren, jetzt brauchten wir mehrere Lkw.“ Schätzungsweise 200 bis 300 Leute lieferten paketweise Lebensmittel, Haushaltswaren, Kleidung, palettenweise Wasser, Hygieneartikel, sogar ein Bettenhersteller hat eine Lieferung versprochen, wenn wieder Betten aufgestellt werden können.

Strohballen und Futterspenden wurden dringend benötigt

Der erst Lkw ist prall gefüllt, organisiert wurde der Hilfskonvoi von Landwirten auf dem Hof Stegemann in Mehrhoog.
Der erst Lkw ist prall gefüllt, organisiert wurde der Hilfskonvoi von Landwirten auf dem Hof Stegemann in Mehrhoog. © Unbekannt | Svenja Stegemann

Svenja Stegemann hat ihre Initiative über eine Freundin in Herzogenrath koordiniert, die auch einen Verein für Bedürftige betreut. Mehrere Lkw von AgriV und Vester haben sich bereits auf den Weg nach Kohlscheid und Eschweiler gemacht. Rüdiger Neuenhoff hat ebenfalls Hilfen organisiert und Lkw zur Verfügung gestellt, etwa um Strohballen zu liefern für Pferde, die evakuiert werden mussten. Von überall her liefern Landwirte Futterspenden und packen mit an.

Nicht nur die Tochter von Antonio Fuschetto ist stolz, dass so viele Menschen bereit sind dort zu helfen, wo die Not am größten ist.