Wesel. Viele im Kreis Wesel sammeln, wollen die Flutopfer nicht allein lassen. Auch die Feuerwehrleute wollen anpacken, doch es ist Geduld gefragt.
Das Schicksal der Hochwasseropfer lässt kaum jemanden kalt: Menschen wollen helfen. Feuerwehrleute stehen bereit, fiebern dem Einsatzbefehl entgegen. Sie sind enttäuscht, wenn er ausbleibt. Ganz so einfach ist das allerdings nicht: „Derzeit geht es darum, die Hilfe zu koordinieren und zu schauen, wo sie am Nötigsten ist“, sagt Wesels Feuerwehrchef Thomas Verbeet.
Die Welle der Hilfsbereitschaft sei ein gutes Zeichen, aber nicht immer konstruktiv. „Es kann dazu führen, dass die, die am lautesten schreien, unterstützt werden. Und die, die zu sehr damit beschäftigt sind, klar zu kommen, erhalten keine Hilfe.“ Deshalb sei es nötig, dass die Hilfe koordiniert wird - für spontane Spendenaktionen sei es noch zu früh, die seien in den kommenden Tagen gefragt, wenn die Strukturen stehen: eine enorme logistische Aufgabe, die der Bezirksregierung zufällt.
Vor Ort war die Arbeit bereits erledigt
Ganz tut funktioniert das noch nicht. So rückte am Samstag erneut die Bereitschaft 1 der rechtsrheinischen Feuerwehrleute aus, diesmal nach Wuppertal. Rund 350 Einsatzstellen sollten dort abgearbeitet werden, allerdings waren fast alle bereits erledigt. „Das Wasser war häufig schon abgelaufen, Anwohner haben selbst angepackt“, sagt Einsatzleiter Klaus Droste.
Aus dem Rechtsrheinischen waren Feuerwehrleute aus Hamminkeln, Dinslaken, Schermbeck, Hünxe, Voerde und Wesel dort. Die linke Rheinseite schickte Leute aus Xanten, Sonsbeck, Kamp-Lintfort, Moers und Rheinberg los. Seit Sonntag morgen sind beide Feuerwehr-Züge aus dem Kreis Wesel ins Einsatzgebiet nach Erftstadt unterwegs.
Spontan sammeln Menschen Güter, um zu helfen
Auch viele Privatleute wollten nicht einfach zusehen: So entstand in Flüren an der Cocktailbar - dem ehemaligen Kiosk - eine Hilfsaktion: Menschen aus dem gesamten Raum brachten Gegenstände zum Container, die in den Katastrophengebieten gebraucht werden. Das Tierheim Wesel sammelte Zubehör vor allem für Pferde, es spendete selbst auch Dinge für Hunde und Katzen.
Die Reaktion war umwerfend: „Es ist wahnsinnig was alles an Spenden bisher schon angekommen ist. Aber nicht nur Sachspenden. Der Bundesverband Tierschutz hat 1000 Euro überwiesen, die von einem Tierheim vor Ort an die entsprechenden Stellen verteilt werden“, postete das Tierheim bald auf Facebook. Jemand stellte einen Lkw zur Verfügung, zahlreiche Helfer packten mit an, damit die Sachen nach Remagen gehen konnten.
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Andere riefen – im besten Willen - bei der Feuerwehrwache an, sie würden Hilfsgüter bringen. Dafür sind die Retter nicht zuständig, sie haben genug mit ihren Einsätzen zu tun. „Es ist schwierig, gut gemeinte Hilfe abzulehnen und die Leute sind dann enttäuscht. Einige haben gesagt, dann würden sie uns ihre Spenden eben einfach vor die Tür legen...“, sagt Thomas Verbeet. Soweit sei es dann doch nicht gekommen.
DRK Niederrhein rettet Menschen in Gemünd
Alle haben die schrecklichen Bilder vor Augen, was das Hochwasser in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz für Verwüstungen angerichtet hat. „Unsere Kollegen waren Mittwoch und Donnerstag mit einem Wasserrettungsboot in Gemünd im Einsatz und konnten nahezu 50 Menschen retten“, berichtet Jan Höpfner, Präsident des DRK Kreisverbands Niederrhein.
Aktuell melden sich viele Menschen beim DRK Kreisverband und wollen mit Sachspenden, aber auch persönlich, diesen Menschen in Not helfen. „Das ist so berührend, dass sich so Viele einbringen wollen“, so Andreas Bußmann, Vorstandsvorsitzender des DRK-Kreisverbands Niederrhein.
Infos über Soziale Medien
Derzeit können Sachspenden aber noch nicht eingesetzt werden, da noch nicht klar ist, was benötigt wird. Auch persönliche Hilfe kann aktuell nur durch ausgebildete Einsatzkräfte aus den Katastrophenschutz-Einheiten erbracht werden. „Bitte fahren Sie deshalb nicht unaufgefordert in diese verwüsteten Gebiete. Es ist einfach zu gefährlich“, warnt der DRK-Vorstand. „Wenn wir vor Ort wissen, was benötigt wird, informieren wir gern in den Sozialen Medien.“
Für die finanzielle Unterstützung der Katastrophen-Opfer hat der DRK-Kreisverband Niederrhein unter dem Stichwort „Hochwasser-Hilfe NRW“ ein Konto eingerichtet.
Überwältigende Hilfsbereitschaft
Das DRK Dinslaken-Voerde-Hünxe war überwältigt von der Hilfsbereitschaft.. Vor dem DRK-Haus an der Trabrennbahn Dinslaken herrsche Verkehrschaos, so viele Menschen brachten Kleidung, Hygieneartikel, Bettwäsche, Spielzeug und Nahrung. Petra Payenberg etwa hatte eine Tüte Kleidung dabei. „Wir können uns ja neue Sachen kaufen,“ sagt sie.
Das DRK wurde von der Feuerwehr und 40 freiwilligen Helfern unterstützt. Trotzdem war es am Samstag nicht mehr möglich, der Spenden Herr zu werden. Es gab einen Annahmestopp. Mehrere 40-Tonner und Transporter fuhren Richtung Aachen und Würselen. Auch in Hünxe gab es eine Sammelaktion.
Auch Andre Stepper, der Inhaber zweier Edeka-Märkte im Voerder Stadtgebiet, initiierte eine Spendenaktion, sprach Kollegen aus Voerde und Umgebung an, ob sie mitmachen wollen. Zwecks Koordination wurde flugs eine WhatsApp-Gruppe gegründet. Die Resonanz war groß: Stepper konnte die Inhaber der Edeka-Märkte in Voerde (Wendorf) und Möllen (Dröschel), in Drevenack (Kirsch) und Bruckhausen (Uttrodt) sowie die drei Edeka-Märkte Komp in Wesel, Lurvink (zwei Mal in Xanten und einmal in Wesel), Edeka Büscher in Oberhausen sowie den Marktkauf in Voerde für die Aktion gewinnen.