Hamminkeln. Die Rockschule Launert studiert mit den Kindern der Grundschule Wertherbruch eine Hymne ein. Am Dienstag startete das Projekt.

Diese Frage können die Schüler ganz leicht beantworten. „Was macht eure Schule so besonders“, will Marco Launert wissen. Die Finger schnellen in die Höhe, der Leiter der Rockschule Hamminkeln kommt kaum nach mit dem Notieren. Die Tafel hier in der 4. Klasse der Grundschule Wertherbruch füllt sich rasend. Soccerfeld, Spielplatz, Sporthalle, kleine Klassen, große Räume, großer Schulhof, gute Ausstattung, Schwimmen - schreibt Marco Launert auf. Aber auch Aspekte wie „Jeder kennt Jeden“, eine Schule für alle Kinder, keine Pausenklingel. „Wow, das ist schon unfassbar viel“, freut sich Marco Launert. Und Klassenlehrerin Barbara Fritzen nickt zufrieden.

Hinten in der Sporthalle stimmt Cesare Siglarski mit den Kindern der 1. und 2. Klasse gerade den Hit „80 Millionen“ von Max Giesinger mit der Gitarre an. „Wenn wir uns begegnen, dann leuchten wir auf wie Kometen.“ Die Songzeile sitzt schon gut, beim Griff nach den Sternen springen die Schüler auf und liefern auch noch ein bisschen Choreographie dazu.

Modellschule Musik im ländlichen Raum

Die beiden Musikdozenten haben an diesem Dienstagmorgen ein neues Projekt an der Grundschule Wertherbruch gestartet. Marco Launert möchte mit den 3. und 4. Klassen eine Schulhymne einstudieren, während Cesare Siglarski den Schülern Melodien und Musik näher bringen will. Für Marco Launert, der in direkter Nachbarschaft in Loikum lebt, ist das Projekt auch eine Herzensangelegenheit: „Bei unserem Trommelprojekt hier im Oktober haben wir eine besondere Sympathie und Wertschätzung gespürt.“ An dieser kleinen Schule mit wenig Lehrkräften versuche man dem Musikmachen einen großen Stellenwert einzuräumen - auch ohne regelmäßigen Musikunterricht. Es sei eine typische Schule auf dem Dorf, und die wollen beide zur „Modellschule Musik im ländlichen Raum“ machen.

Cesare Siglarski sang mit den Kindern in der Sporthalle.
Cesare Siglarski sang mit den Kindern in der Sporthalle. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Die Parallelen zu Helgoland, wo Launert bereits mit den Schülern eine Hymne einstudiert hat, liegen zudem auf der Hand. Auch dort sind es knapp 80 Schüler, auch dort ist die Grundschule räumlich gesehen etwas abgeschnitten. „Für uns ist es auch ein Bildungsprojekt“, so Launert. Die musikalische Bildung in den Schulen profitiert seit Jahren vom Engagement der Rockschule, ob durch Projekte wie „Kultur und Schule“, den ‘Kulturrucksack’ in Hamminkeln und andere Städte sowie außerschulische Nachmittagsangebote wie POP2GO. „Heutzutage ist das Fach Musik in vielen Schulen nicht mehr anzutreffen“, so Launert. „Insbesondere im ländlichen Raum, in Schulen mit geringer Schülerzahl und wenig Lehrkräften, fällt die musikalische Bildung oft hintenüber.“

Projekt läuft bis zu den Sommerferien

Barbara Fritzen ist begeistert - vom aktuellen Projekt und auch vom interaktiven Trommelprojekt im Oktober. „Der Musikunterricht ist zuletzt zu kurz gekommen, daraus ist auch die Idee entstanden, über ein neues Projekt nachzudenken.“ Während eines gemeinsamen Brainstormings schlug Marco Launert vor, die Wertherbrucher Grundschule zur Modellschule Musik im ländlichen Raum zu machen und ein regelmäßiges Musikprogramm in den Schulalltag zu integrieren. Barbara Fritzen und Schulleiterin Julia Sarting kümmerten sich um das Sponsoring, konnten die Bäckerei Bors, den Lionsclub, die Kreaktiv-Stiftung, den Förderverein der Schule und auch einige Eltern ins Boot holen.

Bis zu den Sommerferien ist einmal im Monat einen Projekttag geplant, bis zu den Sommerferien soll die Schulhymne stehen, öffentlich aufgeführt und den Kindern der 4. Klasse als schönes Abschiedsgeschenk mit auf den Weg gegeben werden. Mit dem Auftakt war Marco Launert hochzufrieden: „Die Resonanz ist spitzenmäßig, es sind viele Ideen zusammengekommen.“ Auch in der 3. Klasse von Nicola Keußen. „Zusammenhalt“, „Gemeinschaft“ und „Freie Arbeit“ fällt den Schülern ein, darauf sind sie besonders stolz. Na ja - und die Kinder haben auch noch die „beste, beste, beste Lehrerin.“ Das geht natürlich runter wie Honig. „Habt ihr Bock“, fragt Marco Launert. „Jaaaaaaa“, rufen die Kids. „Beim nächsten Mal quatschen wir nicht so viel, da machen wir Musik.“