Wesel. Nach der Freigabe durch das Kartellamt will sich Kaufland schnell mit Immobilien-Besitzern einig werden. Das sagt Verdi zur geplanten Übernahme.

Die Nachricht, dass das Bundeskartellamt keine Einwände gegen eine Übernahme von 22 weiteren Realfilialen durch Kaufland hat – darunter ist auch der Standort Wesel – ist für den Standort Wesel eine neue Perspektive. Denn bisher war unklar, wie es mit dem Warenhaus in Obrighoven weitergehen wird. Dennoch bleiben Fragen offen – zum Beispiel, ab wann das Handelsunternehmen mit Sitz in Neckarsulm den Markt an der Rudolf-Diesel-Straße betreiben möchte. Es gebe noch Immobilienfragen zu klären, teilt die Pressestelle mit.

Wie das Bundeskartellamt auf NRZ-Nachfrage bestätigt, stellt der Erwerb weiterer 22 Standorte durch Kaufland aus Sicht der Behörde „keine erhebliche Behinderung wirksamen Wettbewerbs in den betroffenen Markträumen“ dar. Gleiches gelte für die betroffenen Beschaffungsmärkte. Der Zusammenschluss wurde bereits am 5. August freigegeben.

Freigabe durch das Bundeskartellamt ist nur Zwischenschritt

Laut Frank Grüneisen, Pressesprecher von Real in Düsseldorf, bedeute die Entscheidung jedoch nicht, „dass aus jedem der angemeldeten Standorte auch automatisch ein Kaufland-Warenhaus wird.“ Es handele sich lediglich um eine theoretische Freigabe. Vor einer Übernahme müssten sich die Interessenten zum Beispiel auch mit den Immobilieneigentümern einig werden. Es könne auch sein, dass Edeka oder Globus, die beide bereits ebenfalls Real-Standorte übernommen haben, Interesse an einem der Märkte hätten.

Den Verkauf des Real-Standortes in Wesel an Edeka hat das Bundeskartellamt allerdings schon im März abgelehnt. Als Grund wurde eine „drohende erhebliche Behinderung des wirksamen Wettbewerbs“ genannt. Auch das Kartellamt stellt klar: „Die Freigabe des Bundeskartellamtes ist nur ein notwendiger Zwischenschritt auf dem Weg zur Übernahme einer Filiale.“ Über die bereits erteilten Freigaben hinaus gebe es aber keine weiteren kartellrechtlichen Prüfungen in Zusammenhang mit Real-Interessenten.

Vorbereitungen zur Übernahme laufen

Kaufland arbeitet nach eigenen Angaben bereits an der Übernahme der 22 Standorte inklusive der Mitarbeiter: „Wir freuen uns über die Freigabe durch das Bundeskartellamt, welche die Voraussetzung bildet, dass wir die Märkte in unser Filialnetz integrieren dürfen und damit den Real-Mitarbeitern eine neue berufliche Perspektive bei Kaufland bieten können“, heißt es auf NRZ-Anfrage. Vorbehaltlich noch zu klärender Immobilienfragen und Einigungen mit den Vermietern sollen die Märkte nun sukzessive übernommen werden, kündigt das Unternehmen an: „Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.“ Genaue Angaben zu den zukünftigen Standorten und Eröffnungsterminen will Kaufland derzeit nicht machen, darüber werde zeitnah informiert.

Aus Sicht der Gewerkschaft Verdi ist Kaufland für die Mitarbeiter keine schlechte Lösung als Nachfolger von Real. Die Kette aus Neckarsulm, die wie Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört, stehe zur Tarifbindung, sagt der zuständige Gewerkschaftssekretär Heino Georg Kaßler von Verdi NRW. Für die Übernahme von bis zu 92 Real-Märkten hatte der Handelsriese – der nach eigenen Angaben deutschlandweit 76.000 Mitarbeiter in rund 700 Filialen beschäftigt – bereits 2020 das Okay erhalten, darunter sind Läden in Moers, Rees oder Bocholt.

Verdi-Sekretär: Kaufland steht zur Tarifbindung

Aufgrund der Vereinbarungen zum Betriebsübergang werden alle Mitarbeiter übernommen, so Kaßler – und für die Verkäuferinnen von Real steige durch die Tarifbindung sogar der Lohn um mehr als 100 Euro an. „Wir sind froh um jeden Arbeitsplatz, der erhalten bleibt.“

Bekanntlich hat der ehemalige Eigentümer Metro die mehr als 270 Real-Märkte 2020 an die SCP-Gruppe verkauft. Diese will die Supermarktkette nun zerschlagen und ein Großteil an Kaufland, Edeka und Globus verkaufen. Bis Mitte 2022 soll die Veräußerung abgeschlossen sein. Märkten, die bis dahin keinen Käufer gefunden haben, droht die Schließung.