Wesel. Zwischen Räucherstäbchen und Liebeskummer: Das Weseler Geschäft „Firlefanz“ an der Schmidtstraße feiert am Samstag das 50-jährige Bestehen.
Wer die Tür öffnet und kurz mal die Augen schließt, kann es sofort riechen. Patschuli und Räucherstäbchen mit Moschus-Aroma. Hier an der Schmidtstraße feiern die 70er und 80er Jahre ihr Comeback. Und jeder Weseler dürfte wohl schon einmal hier gewesen sein, sei es zum Tee während der Großen Pause am Gymnasium, später dann vielleicht bei der Suche nach dem passenden Geschenk oder auch Kleidungsstück. Das „Firlefanz“ ist immer noch einen Besuch wert. Am kommenden Samstag, 6. November, feiert das Geschäft unweit der Fußgängerzone nun sein 50-jähriges Bestehen.
Heute wie damals in den wilden 70ern steht Elke Verlande hinter der Ladentheke. „Das ist mein zweites Wohnzimmer“, schmunzelt die 76-Jährige. Der Weselerin gelingt es immer noch, den Bogen zwischen Vergangenheit und Moderne zu spannen. Da gibt es neben dem Traumfänger, dem Bambus-Windspiel und den Räucherstäbchen eben auch moderne Strickmode, Taschen und Dekoartikel. Und wer möchte kann auch weiterhin eine Dose „Weseler Luft“ für fünf Euro bekommen. Und bisweilen bietet Elke Verlande auch mal Dinge aus dem eigenen Fundus an - wie ihre alte Schreibmaschine.
„Firlefanz“ in Wesel: Tee-Stube war beliebter Schüler-Treffpunkt
Geboren wurde Elke Verlandes Geschäft aber unter dem Namen „Der Laden“. Geschenkartikel, Tee-Stube und Galerie – unter diesem Motto verwirklichten Elke und Peter Verlande am 6. November 1971 ihren Traum von der Selbstständigkeit. Hinter der mit Holzschwarten verkleideten Fassade und den kreisrunden Schaufenstern war das Angebot noch recht bescheiden, aber vielfältig. Neben Geschenkartikeln und Wohnzubehör gab es eben auch Tee, Räucherstäbchen und Madras-Hemden aus Indien. Im zweiten Geschäftsraum richteten die Verlandes eine Teestube ein, in dem jeder auch seine Bilder ausstellen konnte, während er viele verschiedene Teesorten frisch aufgebrüht genießen konnte.
Das nutzten vor allem die Schüler des Andreas-Vesalius-Gymnasiums, die aber wegen einer fehlenden Toilette nur stehend ihren Tee trinken durften. Zum Schrecken mancher Eltern, die Angst hatten, ihre Kinder seien in einer Drogenhölle gelandet. „Ich habe mir in dieser Zeiten viele Geschichten über den ersten Liebeskummer angehört“, schmunzelt Elke Verlande heute. Später wurde der Raum zur Modeboutique umfunktioniert, denn „von 20 Pfennig für einen Tee kommt man nicht über die Runden“.
Geschäft ist eine Institution in Wesel
Schnell wurde „Der Laden“ in der Umgebung bekannt, beliebt und fast schon zu einer Institution. 1980 kam eine Filiale in der Fußgängerzone auf, deren Angebot mehr auf Wohnzubehör und Möbel ausgerichtet war. Als Peter Verlande das Geschäft schließen musste, übernahm Elke Verlande 1986 die ursprüngliche Lokalität unter dem neuen Namen „Firlefanz“.
Und den will Elke Verlande auch noch so lange anbieten, wie es ihr Spaß macht. Die Kunden jedenfalls wird’s freuen. Die Ladentür geht auf, eine Dame kommt herein. „Ich guck’ mal eben um die Ecke.“ Der Mode-Raum ist immer eine Stippvisite wert. Und wenn mal geschlossen ist, kann man Elke Verlande auch auf dem Handy anrufen. Um ein paar Räucherstäbchen oder Patschuli zu bekommen….