Wesel. . Firlefanz ist einer der ungewöhnlichsten Läden der Hansestadt. Elke Verlande führt ihn seit 46 Jahren, sucht zum Jahresende nun einen Nachfolger.

Firlefanz heißt der kleine Eckladen, an der Ecke Torf- und Schmidtstraße in der Weseler Innenstadt. Und der ungewöhnliche Name des Geschäfts ist genauso seltsam wie das Sortiment, das Elke Verlande hier seit Jahrzehnten anbietet. Mit einer gehörigen Portion Humor führt die heute 71-Jährige seit 46 Jahren den Laden.

Teestube aus den Anfangsjahren wurde zur Modeecke

Deshalb wehrt sich die Besitzerin auch gar nicht gegen die Wortbedeutung von Firlefanz (unnötige, teils alberne und recht schräge Dinge). Verlande gibt zu, dass sie Produkte anbietet, „die man natürlich nicht unbedingt zum Leben braucht, dieses aber deutlich verschönern können“. Dabei denkt sie vor allem an Geschenk- und Scherzartikel, aber auch manch Skurriles.

Als sie das Geschäft 1971 mit ihrem damaligen Mann Peter Verlande eröffnete, hieß es zunächst schlicht „Der Laden“. Im Nebenraum hatte sie eine Teestube eingerichtet, die in den Anfangsjahren vor allem bei den Schülern des nahegelegenen Andreas-Vesalius-Gymnasiums sehr beliebt war.

Heute bietet Elke Verlande in der ehemaligen Teestube ausgefallene Mode aus verschiedensten Naturmaterialien an – beispielsweise aus Leinen.

Früher sei sie zweimal jährlich zur Messe in Frankfurt gefahren und habe neue Ware ausgesucht. Auch Vertreter seien regelmäßig in den Firlefanz-Laden gekommen. Doch heute müsse alles übers Internet abgewickelt werden. „Das finde ich ganz doof“, erklärt Verlande.

Online-Handel führte zu drastischen Einbußen

Die 71-Jährige erklärt, dass vor allem der Online-Handel sie viele Kunden gekostet habe. „Im Internet kann man ja heute alles finden und bestellen“, so die Geschäftsinhaberin, die dann aber sagt: „Zum Glück haben ich viele ganz liebe und treue Stammkunden – teilweise schon über 30 Jahre lang.

Die kommen auch regelmäßig vorbei, weil es ihnen wichtig ist, die Waren auch zu sehen, zu fühlen und auszuprobieren, was eben übers Internet nicht geht.“

Elke Verlande bietet auch Mode an.
Elke Verlande bietet auch Mode an. © Erwin Pottgiesser

Als Beispiel kramt sie einen ihrer vermutlich kuriosesten Artikel hervor: „Schauen Sie hier“, ruft sie und führt einen silbernen Spazierstock vor, den sie dann in Sekundenschnelle in eine Sitzgelegenheit umfunktioniert. „Total witzig, aber eben auch nützlich“, ergänzt Verlande lachend.

Für ein paar Sekunden sitzt sie auf dem Multifunktions-Stock – zwischen venezianischen Masken, Räucherstäbchen, Samtschuhen und jeder Menge Quietsche-Entchen.

An einem Haken baumeln rund ein Dutzend Gold-Medaillen mit verschiedenen Prägungen. Auf einer steht: „Endlich Rentner - alles Gute!“ Diese könnte sich die 71-Jährige am Jahresende selbst verleihen, denn zu diesem Zeitpunkt möchte sie ihr Geschäft, das sie auch ihr „zweites Wohnzimmer“ nennt, „in gute Hände“ angeben.

>>> RÄUMUNGSVERKAUF AB HERBST

Die drei Räume von Firlefanz und angeschlossener Modeecke umfassen 85 Quadratmeter. Voraussichtlich im Oktober werde sie mit dem Räumungsverkauf beginnen, erklärt die Inhaberin.

Interessenten, die ihr Ladenlokal am Jahresende übernehmen möchten, dürfen sich direkt bei Firlefanz in der Schmidtstraße 13 oder aber telefonisch unter 0281/25272 melden.