Wesel. Prof. Dr. Wolfgang Deurer kennt jeden Stein des Willibrordi-Doms. Der Weseler Dombaumeister geht nach 60 Jahren in den Ruhestand.
Er kennt jeden Stein und jeden Winkel des Willibrordi-Doms. Am 23. Januar ist er 86 Jahre alt geworden, nun kann er endlich in den Ruhestand gehen. Die Rede ist von Professor Dr. Ing. Wolfgang Deurer, dem Dombaumeister der Hansestadt. Der Architekt, der schon Dutzende von Ehrungen in seinem Leben erhalten hat (wir berichteten), wurde jetzt in einem Festgottesdienst im verabschiedet. Viele Gäste waren zunächst in den Dom gekommen und dann anschließend ins Lutherhaus zum Festempfang, um dem 86-Jährigen ihren Dank auszusprechen.
Besonders erwähnenswert war die Predigt von Pfarrerin Martina Biebersdorf, die in Reimform ihn und den Dom lobte. Auch Pfarrer Kock dankte dem Architekten für die lange Zeit seines Wirkens. Es gab reichlich Applaus. Von der Evangelischen Kirchengemeinde bekam Deurer als Geschenk ein kleines Schiff in Anspielung auf den Dom der ein schönes Innenschiff hat.
„Fliegenträger sind sehr kreativ“
Beim Festempfang im Lutherhaus wurden viele Worte des Dankes überbracht. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp erinnerte sich noch genau daran, als sie bei ihrem Amtsantritt vom Professor persönlich durch den Dom geführt wurde. Als Vertreter des Evangelischen Kirchenkreises Wesel sprach Superintendent Thomas Brödenfeld darüber, dass man den Architekten schon als Genie bezeichnen kann. „Fliegenträger sind sehr kreativ und zu vergleichen mit Winston Churchill und Albert Schweitzer“. In der Tat sei dieser Mann immer mit Fliege und Zollstock zu sehen.
Auch sein langjähriger Freund, Bauunternehmer Dr. Ernst Trapp, erinnerte nochmals an einen Mann, der nach dem Krieg Verbindungen nach Polen gestartet habe. Er sei ein wahrer Freund. Viel Lob bekam der Dombaumeister auch vom Dombauverein. Mit ihm habe es immer eine gute Zusammenarbeit, auch mit den Behörden und der Denkmalpflege gegeben. Der 2. Vorsitzende des Vereins, Dieter Rudolph, blickte zurück auf fast 60 Jahre seines Schaffens und sein privates Leben. Nicht nur die Evangelische Kirchengemeinde, auch alle Bürger seien dankbar. Der Dom sei das Wahrzeichen der Stadt.
900 Seiten über den Wiederaufbau des Doms
Der Dombaumeister zeigte sich gut gelaunt und noch sehr rüstig. Aber ob er wirklich in den Ruhestand gehen wird? Eines jedoch bleibt: Der Professor hat eine 900-seitige Chronik über den Wiederaufbau des Doms von 1945 bis 1995 geschrieben, die demnächst als Buch erhältlich ist.