Wesel. Wesel steht auf Kriegsfuß mit der Regionalplanung in Sachen Kies. Jetzt macht die SPD einen erneuten Vorstoß und mahnt eine Kieskonferenz an.

Keine Frage, typischer als an dieser Stelle kann der Niederrhein kaum sein. Wir sind „Am Stummen Deich“ an der Ortsgrenze Wesel-Bislich/Rees-Mehr. Im Schatten des Windrades blickt man auf den Rhein mit seinen Auen und Auskiesungen während auf der anderen Seite Weiden und Äcker das Bild bestimmen. Das soll sich – geht es nach dem Willen der SPD – Richtung Landseite ändern. Denn hier, so verkündet Fraktionschef Ludger Hovest mit seinen Stellvertretern Norbert Meesters und Wolfgang Spychalski zum wiederholten mal, wäre eine Auskiesungsfläche ideal, zumal der Deich zwischen Bislich und Vahnum ohnehin saniert werden muss.

Das Problem: Eine neue Ausweisung für die Abgrabung von Kies und Sand ist in diesem Bereich im Regionalplan nicht vorgesehen. Stattdessen soll in Obrighoven-Lackhausen gegraben werden. Und das möchten die Sozialdemokraten nicht hinnehmen, sie wollen es mit allen Mitteln verhindern, notfalls mit einer Klage.

Ihr Vorschlag: Nach dem Vorbild des Lippemündungsraums könnten die Flächen entwickelt werden, zumal hier sämtliche Baggerlöcher im FFH-Gebiet liegen, wobei die Abkürzung für Flora, Fauna, Habitat steht. Der Natur- und Vogelschutz wird groß geschrieben. Dazu steht hier nur Güllemais, wie Hovest es ausdrückt, und die Kiebitze fühlen sich wohl. Die SPD möchte den neuen Deich an die Kreisstraße rücken und die so entstehende Fläche als Rückzugsraum fürs Rheinhochwasser nutzen.

Eine weitere Abgrabungsalternative bietet sich nach SPD-Meinung linksrheinisch an der schon bestehenden Auskiesung Pettenkaul an – zumal als Argument dagegen immer das bestehende Wasserschutzgebiet angeführt werde. Der jetzige Abgrabungsbereich liege in der Tat mittendrin, die angedachte Erweiterung allerdings im so genannten Wasserreservegebiet, was rechtlich kein Hinderungsgrund sei. Das zeige auch eine im Regionalplan ausgewiesene Fläche in Sonsbeck.

Dem dafür zuständigen Beigeordneten beim Regionalverband Ruhr, Martin Tönnes, werfen die Genossen vor, grünideologisch gefärbt zu sein. Sie fordern eine Kieskonferenz, an der Bürger, Unternehmen, Politiker und Planer teilnehmen. Am Ende soll ein gesellschaftlicher Mehrwert mit bestem Naturschutz, attraktiven Freizeitangeboten und Rohstoffsicherung stehen. Dabei findet es Meesters „unglaublich, dass Kiesgegner unseren Niederrhein schlecht reden“. So entstünden bei Ortsfremden Bilder wie beim Braunkohleabbau oder wie einst im Revier. Schließlich verbrächten hier immer mehr Menschen ihren Urlaub und auch Meesters selbst sagt: „Der Niederrhein ist eine wunderschöne Landschaft. Ich lebe hier gerne.“ Vor dem Hintergrund des Rohstoffbedarfs sei die Politik der Kiesgegner unrealistisch und bürgerfeindlich. Alternativstandorte würden durch sie verhindert.