Wesel. Bei der mobilen Impfaktion der AOK in Wesel ist der Andrang am Freitag groß. Bereits nach knapp einer halben Stunde sind alle Plätze vergeben.
Für Thomas Kortmann ist an diesem eisigen Novembertag schnell klar: Ihm bleibt nur die Rolle des Krisenmanagers. „Die Schlange war schon da, bevor wir mit unserem Impfmobil überhaupt angekommen sind“, sagt der Geschäftsstellenleiter der Krankenkasse AOK, der an diesem Freitag die mobile Impfaktion auf dem Berliner-Tor-Platz in Wesel organisiert.
Der Andrang ist gewaltig: Als es um 13 Uhr mit dem Impfen losgeht, stehen weiter über 200 Menschen an – einmal rund um den Platz und weiter um die Ecke ein Stückchen entlang der Wallstraße. Schnell wird klar, der gelieferte Impfstoff wird niemals für sie alle reichen. Zunächst war die Rede von 66 Dosen, die dem Team der Krankenkasse zur Verfügung gestellt wurden – am Ende konnten immerhin 70 Leute geimpft werden.
„Leider wussten wir erst sehr kurzfristig, wie viele Impfstoff da sein wird“, begründet Kortmann, warum die Krankenkasse nicht vorher darüber informiert hatte. Der Geschäftsstellenleiter geht davon aus, dass bei den weiteren geplanten Aktionen eine ähnliche Zahl von Impfungen möglich sein wird.
Die geringe Menge Impfstoff spricht sich schnell herum unter den Wartenden – und sorgt bei vielen für Unmut. „Warum lassen sie uns denn dann hier in der Kälte stehen“, fragt sich Doris Danisch aus Wesel. „Meine zweite Impfung ist über ein halbes Jahr her und ich hab es schon in Xanten und Moers versucht, da waren die Schlangen genauso lang.“
Großer Andrang bei Impfaktion in Wesel
Was man den Verantwortlichen nicht absprechen kann: Sie versuchen, die Lage so schnell wie möglich, unter Kontrolle zu bekommen. Thomas Kortmann geht durch die Schlange und fragt jeden, der eine Boosterimpfung möchte (und das sind die meisten), nach dem Datum seiner Zweitimpfung. Beim wem seitdem noch keine sechs Monate vergangen sind, der wird weggeschickt. Denn die AOK hält sich streng an die Empfehlungen der Stiko und frischt erst nach einem halben Jahr auf – im Gegensatz zum Kreis Wesel, der bei seinen eigenen Impfaktionen bereits nach fünfeinhalb Monaten die Grenze zieht.
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Die unterschiedlichen Angaben verwirren viele Leute. „Mal liest man es so, mal so“, sagt Kathrin Quadstege, die mit einer Bekannten in die Weseler Innenstadt gekommen ist. „Bei mir sind es erst fünfeinhalb Monate, aber ich habe gedacht: Ich probiere es einfach mal.“ Letztlich spielt es keine Rolle, denn kurz vor ihr wird die Schlange gekappt – 70 Leute können am Ende bleiben, für den Rest lohnt sich das Anstehen nicht mehr, wie Thomas Kortmann immer wieder auf Nachfragen betont. Gedauert hat es bis dahin keine 40 Minuten. Die Impfungen selbst sind bis zum Abend geplant, ein Arzt ist dafür im Einsatz.
Viele Leute muss der AOK-Mitarbeiter wegschicken, einige machen ihrem Unmut lautstark Luft. „Dass der Andrang so groß ist, hätten wir im Vorfeld nicht gedacht“, sagt Kortmann. In den nächsten Wochen plant die Versicherung noch weitere mobile Impfungen ohne Voranmeldung in mehreren Städten im Kreis, auch in Wesel stehen noch mehrere Termine an. Für die nächsten Aktionen will die AOK im Vorfeld besser kommunizieren, wie viele Impfdosen eigentlich zur Verfügung stehen. Dennoch dürften sich lange Schlangen kaum verhindern lassen.