Kreis Wesel. Der Sommer vorbei. Die Tourismusbranche zieht Bilanz und registriert, dass viele Urlauber sich verstärkt Ziele in Deutschland suchen.

Zum heutigen Herbstanfang bietet es sich an, auf den zurückliegenden Sommer zurückzublicken. Auch im Tourismus-Bereich war es der zweite Sommer im „Corona-Zeitalter“, doch in 2021 war schon wieder viel mehr möglich als noch ein Jahr zuvor. Wie beurteilen das die Anbieter in Wesel, Hamminkeln, Schermbeck und Hünxe?

„Dieser Sommer war saustark – wir hatten richtig gut zu tun“, freut sich Daniel Brünenberg, der Hoteldirektor der Weseler Waldhotels Tannenhäuschen. Der 36-Jährige spricht von „Fast-Vollauslastung“ seit der Wiedereröffnung Mitte Juni. Im Vergleich zum Vorsommer geht er von etwa doppelter Übernachtungszahl aus.

Tannenhäuschen-Hoteldirektor Daniel Brünenberg berichtet über einen regelrechten Boom in seinem Haus nach der Corona-Schließung.
Tannenhäuschen-Hoteldirektor Daniel Brünenberg berichtet über einen regelrechten Boom in seinem Haus nach der Corona-Schließung. © FFs | Erwin Pottgiesser

Das sei sehr erfreulich, wobei Brünenberg betont: „Als klassisches Wellnesshotel kommt unsere Zeit eigentlich erst noch in der kälteren Jahreszeit, aber auch zuletzt waren wir schon sehr gefragt. Die Leute wollen sich offenbar wieder etwas gönnen.“

Sehr begehrt sind auch nach wie vor die Hausboote der Familie Dingebauer in Bislich. „Die Leute entdecken die Reiselust im eigenen Land, anstatt sich in den Flieger zu setzen“, berichtet Dorothee Dingebauer, Vermieterin der acht Hausboote auf dem Diersfordter Waldsee. Die 56-Jährige erfuhr in den vergangenen Monaten von ihren Gästen „die Lust, mal bewusster zu verreisen und sich was besonderes zu gönnen.“

Bis zum Jahresende sind ihre Boote nahezu ausgebucht – auch im kommenden Frühjahr gibt es kaum noch Termine für die Wochenenden. „Und wir haben auch schon erste Buchungen für 2023“, ergänzt Dingebauer.

Entdecken, wie schön Deutschland ist

Tatjana Janowitz, Inhaberin des Schermbecker Hotels „Zur Linde“, schwärmt regelrecht von den vergangenen Monaten: „Es war wunderbar, der beste Sommer bis jetzt.“ Sie hat sich von ihren Gästen berichten lassen, dass diese wegen Corona auf Flugreisen nach Ägypten oder Tunesien verzichten und stattdessen lieber zum Radfahren und Wandern in den Kreis Wesel kommen. Janowitz: „Es sind vor allem viele Deutsche, die jetzt entdecken, wie schön es ja eigentlich im eigenen Land ist, dass man hier sehr gut gesund und aktiv Urlaub machen kann.“

Konkrete Zahlen liefert das Statistische Landesamt des Landes Nordrhein-Westfalen: 31.208 Gäste übernachteten im Juli in den 106 geöffneten Betrieben im Kreis Wesel – das ist zwar ein leichtes Minus (0,9 Prozent weniger als im Juli 2020). Allerdings blieben die Besucher dafür um 4,8 Prozent länger als noch ein Jahr zuvor. Die Statistiker registrierten 75.208 Übernachtungen im Juli diesen Jahres. Im Durchschnitt blieb jeder Gast damit 2,4 Tage.

113,2 Prozent Steigerung in Hünxe

In der Kreisstadt Wesel selber checkten 5643 Gäste im Juli ein – das ist ein Minus von 18,2 Prozent. Sie bleiben 11.706 Nächte – ebenfalls ein Minus, wenn auch „nur“ um 7,7 Prozent.

In Hamminkeln bedeuten die 2112 Gäste ein Minus von vier Prozent, die 9049 Übernachtungen jedoch ein Plus von 29,9 Prozent. Gegen den Trend waren die 293 Gäste im Juli in Hünxe, die ein dickes Plus von 52,6 Prozent bedeuten.

Die 744 Übernachtungen im Juli bedeuten sogar eine sagenhafte Steigerung um 113,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Ein Drittel mehr Gäste in Schermbeck

Auch Schermbeck verzeichnet mit 3.134 Gästen ein Drittel mehr Besucher als im Juli 2020 – diese ließen die Zahl der Übernachtungen (6449) um 36,1 Prozent steigen.