Rheinberg. Mit der Gelsenwasser AG und den Stadtwerken Krefeld will die Stadt eine Fernwärme-Versorgung aufbauen. Die Wärme könnte vom Asdonkshof kommen.
Für die Gelsenwasser AG und die Stadtwerke Krefeld seien die Voraussetzungen für die Gründung einer Wärmegesellschaft in Rheinberg ideal: Das benachbarte Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof habe in ersten Gesprächen Bereitschaft zur Kooperation signalisiert, eine stillgelegte Bahntrasse führt sogar vom Asdonkshof bis zum Rheinberger Bahnhof.
„Man müsste also nicht einmal die Straßen nutzen“, erklärte Felix Schaack, Vertreter des Energieversorgungsunternehmens Gelsenwasser, der gemeinsam mit Christian Hibbeln und Arndt Thißen von den Krefelder Stadtwerken in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause das Konzept der Wärmegesellschaft vorgestellt hat.
Fernwärme für Rheinberg schon länger in der Planung
Das Thema kommt in Rheinberg nicht zum ersten Mal auf. Seit Jahren wird immer mal wieder über die Gründung einer Wärmegesellschaft diskutiert. Vor knapp drei Wochen hat eine interfraktionelle Arbeitsgruppe dazu getagt und einstimmig beschlossen, die Wärmegesellschaft mit den beiden von der Verwaltung favorisierten Energieversorgungsunternehmen Gelsenwasser AG und Stadtwerke Krefeld als Partner zu gründen.
In einem ersten Schritt würden die beiden Firmen die Gesellschaft gründen und die Dienstleistungen ausführen. Die Stadt Rheinberg kann dann Anteile erwerben und vom Gewinn profitieren. Wie viele Anteile gekauft werden, das bleibt ihr überlassen. „Chancen und Risiken müssen fair verteilt sein. Man kann nicht nur fünf Prozent Risiko haben wollen aber 95 Prozent Chance erwarten“, sagte Arndt Thißen.
Fernwärme kann sich auch für die Bürger lohnen
Zur Wärmegewinnung könnte die Abwärme des Asdonkshof genutzt werden. Bestehende Infrastrukturen – wie eben stillgelegte Bahntrassen – sollen eingebunden werden. Die Fernwärme könnte in Bestandsquartieren aber auch bei der Entwicklung von Neubausiedlungen zum Einsatz kommen. „Bei Neubaugebieten überlegt man heute dreimal, ob man noch Gasleitungen verlegt oder ob man nach innovativen und CO²-neutralen Lösungen sucht“, so Schaack.
Für den generellen Netzbau gebe es staatliche Förderungen von 40 bis 50 Prozent. Und für den Bürger würde sich die Fernwärme ebenfalls lohnen: Bei der Anbindung ans Fernwärmenetz kann der Nutzer eine Förderung von bis zu 45 Prozent erhalten. „Das ist eine historische Chance für Rheinberg. Dem angestrebten Klimaschutz könnte man mit dem Fernwärmenetz Taten folgen lassen“, betonte Hibbeln.
Diskussion über einen Nutzungszwang für Neubaugebiete
Doch es gibt auch noch viele offene Fragen: So muss geklärt werden, ob es – gerade in Neubaugebieten – einen Anschluss- und Nutzungszwang für die Fernwärme geben soll. „Wenn die Infrastruktur aufgebaut wird, sinken natürlich die Kosten, wenn viele sie nutzen“, erklärte Arndt Thißen.
In Krefeld gebe es diesen Zwang nicht – er sei schlichtweg nicht nötig. „Es ist sinnvoll mit einem Ankerpunkt zu starten. Dann muss man die Straße auch nicht ständig aufreißen und wieder verschließen.“ Eine Möglichkeit: Mit der Verlegung der Anschlüsse bei kommunalen Gebäuden beginnen. In der Regel würden angrenzende Anwohner dann aufspringen und ebenfalls einen Anschluss haben wollen, so Thißen.
CDU Rheinberg hat Bedenken bei der Fernwärme
Die SPD stand geschlossen hinter der Wärmegesellschaft. „Das ist innovativ und richtig gut“, sagte Philipp Richter. Auch die Grünen waren froh, diesen Meilenstein endlich zu erreichen. Kritische Stimmen kamen aus Reihen der CDU. „Wir haben die Innenstadt gerade saniert und müssen die Straßen dann wieder aufreißen“, so Dirk Kerlen. Sollte der Nutzungszwang kommen, sei die CDU ebenfalls raus.
Solche konkreten Details – ebenso zu den finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten – wurden am Dienstag noch gar nicht beschlossen. „Wir können nicht nur Geld einbringen, auch die Bereitstellung unserer Straßen, um die Leitungen zu verlegen, ist eine Art der Beteiligung“, erklärte der Technische Beigeordnete Dieter Paus.
Die Gründung der Wärmegesellschaft wurde mehrheitlich beschlossen. Die AfD und ein CDU-Mitglied stimmten dagegen. In einer der nächsten Ratssitzungen sollen dann weitere Beschlüsse über Beteiligungsmöglichkeiten, Verträge und Vorschläge zur Besetzung von Funktionen in der Gesellschaft und ihren Gremien gefasst werden.