Oberhausen. Eine neue Großbaustelle für Bahn-Brücken greift über Jahre tief in Oberhausens Straßenverkehr ein. Eine wichtige Autobahn-Strecke wird gesperrt.

Das trifft die Autofahrer in Oberhausen und der Region hart: Die Weierstraße, eine wichtige Verbindungsstrecke zwischen dem Autobahnkreuz Oberhausen (A3/A2/A516) und der Autobahn-Auffahrt Holten im Norden der Stadt, wird für mindestens zweieinhalb Jahre, bis mindestens Mitte 2027, gesperrt. Die ohnehin durch zahlreiche Baustellen im Stadtgebiet betroffenen Auto- und Motorradfahrer müssen deshalb einen erheblichen Umweg in Kauf nehmen.

Denn die Deutsche Bahn erneuert zwei Bahnbrücken komplett, über die die Weierstraße läuft. Diese Neubauten sind nach Darstellung der Stadt Oberhausen für den durchgehenden dreigleisigen Ausbau der Betuwe-Strecke zwischen Oberhausen und Emmerich absolut erforderlich. Die Fachleute im Rathaus, häufiger wegen ihres Baustellenmanagements der vergangenen Jahre kritisiert, waschen bei diesen beiden, bis Ende 2027 angesetzten Baustellen, ihre Hände in Unschuld. Die Stadt habe hier keinerlei Einfluss, den Zeitpunkt und den Umfang der Bauarbeiten der Deutschen Bahn zu bestimmen.

Stadt Oberhausen ist nicht an der Genehmigung der Baumaßnahmen beteiligt

„Aufgrund der bundesweiten Bedeutung des Ausbaus der Betuwe-Route der Bahn ist die Stadt Oberhausen nicht an der Genehmigung der Baumaßnahmen beteiligt und hat die verkehrlichen Auswirkungen hinzunehmen“, schreibt das Medienteam des Rathauses. Die Stadtspitze räumt dabei ein, dass die Straßensituation besonders für die Anwohner und Durchreisenden des nördlichen Oberhausener Stadtgebiets unangenehm wird. „Der Stadt Oberhausen ist klar, dass die Baumaßnahme eine Belastung für die Anwohnerinnen und Anwohner darstellt. Sie wird große Auswirkungen auf Verkehrsflüsse auf dem Oberhausener Stadtgebiet haben. Die Stadt bittet die betroffenen Bürgerinnen und Bürger um Verständnis.“

Konkret können die Arbeiten an der nördlichen Brücke durch die Bahn ab Freitag, 7. Februar 2025, beginnen. Diese nördliche Brücke verläuft über die Betuwe-Linie, für deren Ausbau dort bereits im Sommer 2023 Bäume gefällt worden sind. Die Weierstraße wird zwischen der Waldteichstraße und der Westhoffstraße für Autos, Motorräder, Lastwagen und Motorroller gesperrt.

Auf zahlreichen gelben Schildern mit der Überschrift „Brücke Weierstraße gesperrt“ werden die Autofahrer auf eine lange Umleitungsstrecke geschickt, der Weg verlängert sich nach Angaben der Stadt für sie deshalb um mindestens neun Minuten. Umgeleitet werden die Autos und Laster in beiden Fahrtrichtungen über folgende Straßen: Hiesfelder Straße – Weseler Straße – Bahnstraße – Weißensteinstraße – Zur Zeche Hugo – Erlenstraße – Von-Trotha-Straße sowie Biefangstraße.

Unglücklicherweise arbeiten Baufachkräfte derzeit auch noch an einer weiteren wichtigen Baustelle: Im Bereich der Autobahnbrücke werden auf der Weseler Straße neue Kanalrohre verlegt - sogar noch bis Ende April 2025. Diese sind wegen des Pumpwerks Handbach notwendig - und blockieren derzeit die Weseler Straße. Deshalb muss die Umleitungsstrecke zunächst auch so üppig ausfallen. Die Planungsleute der Stadt versprechen aber, dass die Umleitungsstrecke für die Weierstraße deutlich verkürzt werden kann, wenn die Weseler Straße wieder für den Verkehr freigegeben wird.

Konkret können die Arbeiten an der nördlichen Brücke durch die Bahn ab Freitag, 7. Februar 2025, beginnen. Diese nördliche Brücke verläuft über die Betuwe-Linie, für deren Ausbau dort bereits im Sommer 2023 Bäume gefällt worden sind. Die Weierstraße wird zwischen der Waldteichstraße und der Westhoffstraße für Autos, Motorräder, Lastwagen und Motorroller gesperrt. Das Foto stammt von September 2023.
Konkret können die Arbeiten an der nördlichen Brücke durch die Bahn ab Freitag, 7. Februar 2025, beginnen. Diese nördliche Brücke verläuft über die Betuwe-Linie, für deren Ausbau dort bereits im Sommer 2023 Bäume gefällt worden sind. Die Weierstraße wird zwischen der Waldteichstraße und der Westhoffstraße für Autos, Motorräder, Lastwagen und Motorroller gesperrt. Das Foto stammt von September 2023. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Immerhin, aber kein Trost für die meisten: Die Weierstraße bleibt bis zum jeweiligen Baustellenbereich der beiden Bahnbrücken sowohl von Norden als auch von Süden befahrbar, sodass die Grundstücke von Anwohnern und Unternehmen weiterhin erreichbar sind. Eine Durchfahrt ist jedoch nicht möglich. Für Fußgänger und Radfahrer wird es nach Angaben der Stadt Provisorien geben, die einen Zugang zur Hoag-Trasse sowie eine Nord-Süd-Verbindung entlang der Weierstraße ermöglichen.

Fertigstellung der südlichen Brücke erst Mitte 2027

Die Fertigstellung des Neubaus der südlichen Brücke über die Hoag-Trasse ist erst für Mitte 2027 geplant. Die Brücke über die Hoag-Trasse ist im Jahr 1907 errichtet und während des Zweiten Weltkrieges an einigen Stellen beschädigt worden. Diese Schäden sind im Jahr 1948 von der Gutehoffnungshütte (GHH) ausgebessert worden.

Die Fertigstellung der beiden Brücken zieht sich so lange hin, weil der Neubau der Brücken nach Darstellung der Bahn bedauerlicherweise nicht gleichzeitig möglich ist, sondern aus technischen Gründen nacheinander erfolgen muss - wegen des geringen Platzes dort und der notwendigen Flächen für die Einrichtung der Baustellen.

Die Fertigstellung des Neubaus der südlichen Brücke über die Hoag-Trasse ist erst für Mitte 2027 geplant.
Die Fertigstellung des Neubaus der südlichen Brücke über die Hoag-Trasse ist erst für Mitte 2027 geplant. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Zwischen den beiden Brückenbauwerken wird zudem ein neuer Kreisverkehr auf der Weierstraße errichtet. Dessen Fertigstellung dauert nach Angaben der Stadt voraussichtlich bis Ende 2027. Der Kreisverkehr ist notwendig für die neue Umgehungsstraße L215neu, die erforderlich ist, weil der nördliche Bahnübergang Weseler Straße ersatzlos fortfallen wird. Die L215neu verbindet künftig die Weierstraße mit der Weseler Straße. 

Während der jahrelangen Brückenarbeiten der Bahn versucht die Stadt, die negativen Folgen für Autofahrer und Lkw-Fahrer abzumildern. Dafür sollen die Ampeln häufiger Grün-Phasen entlang der Umleitungsstrecke zeigen, damit der zusätzliche Verkehr besser fließen kann. Außerdem wird aktuell geprüft, ob Halteverbotszonen eingerichtet werden müssen.

73 Kilometer Betuwe-Strecke Emmerich – Oberhausen ist Teil des europäischen Güterverkehrskorridors

Die rund 73 Kilometer lange Bahnstrecke Emmerich – Oberhausen ist ein Teilstück des wichtigen europäischen Güterverkehrskorridors von Rotterdam nach Genua. Durch den stetig wachsenden Güter- und Personenverkehr hat die zweigleisige Strecke ihre Leistungsgrenze erreicht. Ziel des durchgehenden dreigleisigen Ausbaus ist es, die Streckenkapazität zu erweitern und die betrieblichen Abläufe der Bahn zu optimieren. Damit wird die Qualität des gesamten Schienenverkehrs der Region, auch des Nahverkehrs, langfristig gesteigert und die wirtschaftliche Bedeutung des Ruhrgebiets gestärkt. Zudem sollen Anwohner von Schallschutzmaßnahmen entlang der Strecke profitieren.

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