Oberhausen. Die 800 Beschäftigen von OQ Chemicals in Oberhausen hoffen und bangen seit Monaten. Nun gibt es eine Ankündigung von zwei Kapitalfirmen.
- Seit Monaten sind die rund 800 Beschäftigten von OQ Chemicals in Oberhausen in Sorge. Das Sultanat Oman hatte als Eigentümer eine millionenschwere Finanzspritze gestrichen.
- Die Übernahme durch den vormaligen Besitzer Advent (USA) scheiterte. Allerdings gaben Banken die Zusicherung, das Unternehmen finanziell zu stützen.
- Nun haben zwei bedeutende Kapitalfirmen ihr Engagement angekündigt. Die Geschäftsführung von OQ sieht darin eine große Chance für das traditionsreiche Chemiewerk.
Lange Zeit schien die Zukunft der früheren Ruhrchemie ungewiss. Jetzt meldet die Börsenzeitung, dass zwei Investoren das Unternehmen mit seinem Werk in Oberhausen (800 Beschäftigte) übernehmen. Die Firmenleitung von OQ Chemicals hielt sich auf Anfrage der Redaktion recht bedeckt. In einer kurzen Erklärung heißt es, dass über den Eigentümerwechsel Ende Dezember vom Grundsatz Einigung erzielt worden sei. Die Übergabe solle im Lauf der nächsten Monate vollzogen werden. Den Einstieg der Kapitalfirmen soll die Geschäftsführung in Belegschaftsversammlungen durchaus positiv bewertet haben.
OQ Chemicals hat mit seinem Oberhausener Werk einen Schuldenberg von über eine Milliarde Euro
Bei den Investoren handelt es sich zum einen um Strategic Value Partners (SVP) mit Sitz in Greenwich (Connecticut) und einer Niederlassung in London. Der Konzern hat sich nach eigenen Angaben darauf spezialisiert, in private Beteiligungen, aber auch „in Schulden“ zu investieren, was auf in Not geratene Firmen zutrifft. SVP ist in Deutschland unter anderem an Konzernen wie Pfleiderer (Bauwesen) oder Klöckner Pentaplast (Verpackung) beteiligt. Zum anderen soll Blantyre Capital mit an Bord sein. Der offensichtlich kleinere Partner arbeitet laut eigener Darstellung unter anderem mit Firmen zusammen, die einen „zeitkritischen und komplexen Kapitalbedarf“ aufweisen und hat beispielsweise Anteile an dem Technologiekonzern AST.
Mit einem Eigenkapital von 242 Millionen haben beide Investoren laut Börsenzeitung die volle Kontrolle über OQ Chemicals. Der Übergang soll bis Ende Mai abgeschlossen sein. SVP und Blantyre haben dem Bericht zufolge die Schulden mehrerer kleiner Firmen und von Banken übernommen. Insgesamt soll der Schuldenberg der Chemiefirma mehr als eine Milliarde Euro betragen haben. 748 Millionen Euro bleiben aber nach wie vor noch in fremder Hand, darunter befinden sich große Gesellschaften wie Blackrock oder Invesco. Laut dem Bericht wollten sich die beiden Investoren nicht zu ihren Plänen für OQ Chemicals äußern. Auch auf Anfrage dieser Redaktion hieß es von den zwei Unternehmen, dass man das Vorgehen nicht kommentieren wolle.
Geschäftsleitung von OQ sieht Übernahme äußerst positiv
Wie zu erfahren war, hat die jetzige Geschäftsleitung auf Belegschaftsversammlungen im zurückliegenden Dezember den möglichen Einstieg von SVP und Blantyre bereits zur Sprache gebracht. Dabei habe es geheißen, dass die Übernahme zum Vorteil für die Standorte sei, ohne aber auf Einzelheiten einzugehen.
Die Sorgen um OQ und damit um einen der großen Arbeitgeber in Oberhausen begannen in den Ostertagen des vergangenen Jahres. Seinerzeit kündigten die Eigentümer aus dem Sultanat Oman an, eine erforderliche Finanzspritze von 200 Millionen nicht mehr zahlen zu wollen. Seitdem herrscht ein dauerndes Hin und Her. Wochen von Hoffen und Bangen vergingen, bis der US-Konzern Advent Signale sendete, OQ wieder zurückkaufen zu wollen. Er hatte es bis zum Jahr 2013 besessen. Doch die Übernahme platzte, obwohl beide Seiten, wie es hieß, an einer einvernehmlichen Lösung interessiert waren.
Oberhausener Werk erzielte wieder recht gute Zahlen
Derweil gelang es dem Unternehmen allerdings, recht gute Zahlen zu erzielen. Selbst der Branchenverband wies auf die erfolgversprechenden Ergebnisse hin und sprach von hoffnungsvollen Signalen. Zudem konnte das Oberhausener Werk auch seine Produktion wieder hochfahren, die durch einen Brand in einer Nachbarfabrik drastisch gedrosselt werden musste. Im Spätsommer meldeten sich namhafte Banken zu Wort, die eine Zwischenfinanzierung von 75 Millionen Euro zusicherten und darüber hinaus Schulden weiter verlängerten.
Derweil startete laut Börsenzeitung Hans-Joachim Ziems, den sich das Unternehmen als versierten Restrukturierungschef ins Haus geholt hatte, einen Verkaufsprozess. Offensichtlich blieb der aber bislang ohne Ergebnis. Mit dem Einstieg von SVP und Blantyre kommt es, wie es Insider erläutern, aber nun nicht zu einer „industriellen Lösung“. Die hätte bedeutet, dass aus der Chemiebranche selbst ein Unternehmen bei OQ eingestiegen wäre. Stattdessen haben bald Investoren das Sagen, die auch schon an anderen deutschen Firmen Beteiligungen halten.
Werk in Oberhausen stellt wichtige Grundstoffe für Lacke, Klebstoffe und Shampoos her
OQ hat für die Chemieproduktion einen großen Stellenwert, produziert es doch Grundstoffe, die in vielen Waren und Materialien des Alltags zum Einsatz kommen wie Farben, Klebstoffe oder Shampoos. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 800 in Oberhausen, weitere 200 in der Produktionsstätte Marl sowie in der Firmenzentrale Monheim. Darüber hinaus sind Beschäftigte in mehreren Verwaltungsbüros in Asien und Amerika tätig.
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