Oberhausen. Nicht nur der Music Circus Ruhr hat in Oberhausen Tanzspuren hinterlassen, sondern auch die Stratosphaere. Was die Macher zum Revival planen.
Tanzflächen-Erinnerungen funktionieren manchmal so, als würde man auf dem Speicher in verstaubten Poesiealben blättern. Es fühlt sich vertraut an, doch irgendwie ist alles nebulös und verblichen. Bei einer Zeitreise am Samstag, 16. November, im Kulttempel an der Mülheimer Straße könnten Erinnerungen feine Konturen zurückgewinnen. Denn dann kehrt eine legendäre Diskothek aus dem Oberhausener Nachtleben für einen Abend zurück.
Die Rede ist von der „Stratosphaere“, die vornehmlich in den 1980er-Jahren in der rund zweieinhalb Kilometer südlicher gelegenen Klörenstraße in Oberhausen-Styrum Pionierarbeit im hiesigen Nachtleben leistete. Bei einer traditionsreichen Revival-Party sollen angestaubte Erinnerungen und loses Kopfkino wieder lebendig werden.
Stratosphaere Oberhausen: Vergilbte Fotos und konservierte Disco-Gefühle
Initiator Peter Bruckhoff kuratiert das Lebensgefühl der „Phaere“ nicht aus einer spontanen Laune heraus. Schon seit 20 Jahren reisen Stammgäste und scheue Beobachter von damals gleichermaßen zurück. Mit diesem Rezept brachte es der Macher schon auf stolze 37 Revival-Partys. Los ging es im November 2004, als der Kulttempel noch Saint hieß. Bruckhoff erinnert sich: „Die Stratosphaere war nicht nur für mich, sondern auch für viele andere ein zweites Zuhause.“
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Früher knatterten vor dem Diskotheken-Eingang die Motoren der Mopeds. Heute dürften eher gediegene Karossen auf dem Parkplatz vor dem Kulttempel stehen. Bruckhoff möchte die Schwof-Atmosphäre durch ein dichtes Geflecht aus der Musik von damals spinnen. Im Gegensatz zum früher parallel öffnenden „Old Daddy“ in Oberhausen-Sterkrade oder dem „Gelben Elefanten“ in Mülheim setzte die „Stratosphaere“ auf eine breitere Genre-Kost, bestehend aus New Wave, Independent, Punk, Neuer Deutscher Welle (NDW) bis zum Rockabilly.
Die schon im Februar 1977 eröffnete Disco gehört sowieso zu den Tanzflächen-Vorreitern in Oberhausen, startete weit vor dem Music Circus Ruhr (1987 bis 1996), dessen Revival-Partys ebenfalls überlebt haben. Ende der 1980er-Jahre schloss die „Phaere“ wieder.
Natürlich gab es im Nachtlokal nicht nur Sonnenschein. Nachbarn klagten zwischenzeitlich über Lärm und Wildpinkler, die selbst vor Briefkastenschlitzen nicht zurückgeschreckt haben sollen. Die Öffnungszeiten wurden begrenzt. Am Wochenende mussten die Boxen zum Beispiel um 24 Uhr abgeschaltet werden. Zu dieser Uhrzeit geht es heutzutage bei jugendlichen Partys häufig erst los.
In den Stratosphaere-Räumen glitzerte nicht gerade das Blattgold von den Wänden. Aber das musste es auch gar nicht. „Es wirkte alles etwas abgeranzt, hatte aber seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Charme“, erinnert sich Revival-Veranstalter Bruckhoff. Es zählte der Zusammenhalt. Das Lebensgefühl der Zeit.
Stratosphaere Oberhausen: Revival mit Independent, Punk, NDW und Rockabilly
Dafür konnte man mit heute selbstverständlichen Attraktionen punkten. Für eine Super-Light-Show mit vierfarbigen Effektlasern druckten die Diskotheken-Betreiber damals sogar eigene Werbezettel. Nicht nur Songs von Duran Duran, Talk Talk und Iggy Pop schallten aus den Lautsprechern. Auch die städtische Jugendkultur prägte die Diskothek mit: Bei einer Diskussionsrunde in der Stratosphaere mit Vertretern von Stadt und Politik über fehlende junge Kulturangebote entstand schließlich das soziokulturelle Zentrum Druckluft hinter dem Oberhausener Hauptbahnhof. Es öffnet noch heute.
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Mittlerweile ist es angesichts wieder dünner werdender Diskotheken-Kultur kaum zu glauben: Die „Phaere“ machte den Tanzfreunden auch werktags Beine und öffnete nicht nur am Wochenende.
Peter Bruckhoff möchte im Kulttempel diese und weitere Erinnerungen auferstehen lassen. Zum Jubiläum haben die Macher ein Stratosphaere-T-Shirt aufgelegt, das an Interessenten geht, die sich vorab in eine Bestellliste eintragen haben. 200 Gäste erhalten das Souvenir per Los-Entscheid kostenlos, der Rest zahlt 10 Euro.
Das Revival startet im Kulttempel an der Mülheimer Straße 24 in Oberhausen am Samstag, 16. November, um 21 Uhr. Auf einer zweiten Area schallt Rock, Pop und Funk aus den 70er-Jahren. Die Eintrittskarten kosten 10 Euro.
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