Oberhausen. In Oberhausen kommt das älteste Gebäude des Stadtteils Klosterhardt samt stattlicher Ländereien unter den Hammer. Was das Gehöft kosten soll.
- Fachwerkhaus, Stallungen, Ländereien: In Oberhausen wird ein Gehöft aus dem 18. Jahrhundert versteigert
- Das Gehöft wurde 1983 zuletzt modernisiert, hat Zentralheizung und ist ans Kanalnetz angeschlossen
- Das Grundstück ist so groß wie drei Fußballfelder – und könnte bebaut werden
Hier geht Oberhausen schon eher ins Ländliche über. Mitten in der Idylle liegt das wohl älteste Gebäude des Ortsteils Klosterhardt, das Fachwerkhaus von Hartmanns Kotten. Jetzt kommt es gemeinsam mit dem kompletten Gehöft unter den Hammer. Das Amtsgericht Oberhausen hat für Anfang Dezember einen Termin zur Zwangsversteigerung anberaumt.
Oberhausener Gehöft letztmals 1983 modernisiert
Das Anwesen ist mittlerweile seit fünf Jahren nicht mehr bewohnt, schreibt der beauftragte Architekt in seinem Gutachten für das Gericht. Der Fachmann listet darin die Gebäude auf, die zu der historischen Anlage gehören. Neben dem geschichtsträchtigen Fachwerk zählen das Wohnhaus plus Stallungen dazu, deren Anfänge bis ins Jahr 1882 zurückreichen, und eine Scheune. Sie dürfte aber schon deutlich bessere Jahre gesehen haben, heißt es doch, die Tore seien verrottet.
Das Einfamilienhaus weist laut dem Experten „technische und wirtschaftliche Überalterungen auf“. Letztmals ließen die Eigentümer das Gebäude 1983 modernisieren, sorgten für ein neues Bad, WC inklusive. Die Raumaufteilung charakterisiert der Architekt als nicht mehr zeitgemäß, besteht die Wohnung doch aus mehreren eher kleinen Zimmern. Zu dem zweistöckigen Trakt gehört ein Spitzboden, der sich über eine geschlossene Holztreppe erreichen lässt. Die gesamte Innenausstattung beschreibt der Gutachter als einfach und meint damit auch die Elektroinstallation. Die Fenster sind aus Kunststoff, haben Isolierverglasung. Der Hof verfügt über eine Warmwasserzentralheizung und ist an das Kanalnetz angeschlossen.
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Ländereien des Oberhausener Gehöfts sind drei Fußballfelder groß
Zu dem Gehöft gehören Ländereien mit einer Gesamtgröße von rund 23.000 Quadratmetern. Das kommt etwa drei Fußballfeldern gleich. Während der Löwenanteil auch langfristig - entsprechend dem Flächennutzungsplan - der Land- und Forstwirtschaft vorbehalten bleibt, sind auf zwei Arealen auch Wohnbauten möglich, zum einen in Nähe der Drosselstraße, zum anderen in Richtung Wasgenwaldstraße. Allerdings bestehen derzeit noch keine Bebauungspläne und etwaige Absichten müsste ein Käufer mit der Stadt Oberhausen im Detail abstimmen, erklärt der Architekt.
Der Experte kommt nach eingehender Prüfung auf einen Verkaufswert für das gesamte Anwesen von 780.000 Euro. Der Betrag bildet die Grundlage für die Zwangsversteigerung am 5. Dezember um 10 Uhr im Amtsgericht. Aus der Beschreibung geht sehr deutlich hervor, dass die Objekte von Grund auf instand gesetzt werden müssten. Um in etwa die Kosten schätzen zu können, müsste ein Interessent sicherlich eigens einen Gutachter beauftragen.
Mit der Geschichte des Hartmann-Kotten hat sich der Oberhausener Reinhard Gebauer eingehend befasst, die Historie seiner Heimat liegt ihm nun mal sehr am Herzen, die des Hofes ganz besonders. Er hat noch die Bilder vor Augen, als er noch zur Schule ging und der Weg ihn über das Gelände des Anwesens führte.
Fachwerkhaus des Oberhausener Anwesens ist vermutlich schon 1790 entstanden
Nach alten Dokumenten und Schriftstücken ist das Fachwerkhaus etwa um 1790 entstanden. Es ist eine Zeit, in der die Landwirte vom Getreideanbau lebten, vor allem Roggen und Weizen fanden hier fruchtbaren Boden. Darüber hinaus genoss auch die Viehwirtschaft einen hohen Stellenwert. Im Übrigen, so erinnert Gebauer, war damals die Emscher ein Fluss, an dem die Fischerei hoch im Kurs stand.
Der Legende nach, so erzählt der Oberhausener, soll dem Grafen von Westerholt einst der Hof gehört haben. Doch den Urkunden zufolge lässt sich nur nachweisen, dass er sich im Besitz der damaligen Zisterzienserinnen-Abtei in Sterkrade befand. Ein Dietrich Hartmann zählte später zum Klosterpersonal, wurde zum Aufseher über das Gebiet Hardt ernannt und erhielt als Lohn den Kotten weitestgehend umsonst, den er dann auch bewirtschaftete. Die zu zahlende Pacht fiel laut den Quellen eher klein aus. In Klosterhardt selbst lebte im 19. Jahrhundert nur eine Handvoll Familien, wie ein Lehrer in seinen Aufzeichnungen festhielt.
Oberhausener Hof wahrscheinlich bis in die 50er Jahre hinein betrieben
Im Laufe der Zeit verdrängte aber die wachsende Industrialisierung, von der Antony-Hütte angefangen bis hin zu den umliegenden Bergbauschächten, Ackerbau und Viehzucht, wie sie die Familie Hartmann und später die dort ansässige Familie Baumeister betrieben. Darüber hinaus forderte auch der wachsende Wohnungsbau seinen Tribut.
In Gesprächen, die Gebauer mit Angehörigen führte, zeigte sich, dass wahrscheinlich bis in die 50er Jahre hinein der Hof noch aktiv betrieben wurde. Dazu passen Angaben, wonach das Fachwerkhaus nur noch bis in die 60er Jahre zu Diensten stand. Das Gebäude hat vor vielen Jahrzehnten auch mal eine Korn- und Schrotmühle beherbergt.
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