Oberhausen. „Viele Häuser in Oberhausen wirken auf mich wie aus einem Comic, einer Kindergeschichte oder einem Märchenbuch.“ Junges Manga-Talent war zu Gast.

Vielen Dank für die Blumen! Neugierig mustern Augenpaare die fein gezeichneten Blüten auf laminierten Bleistiftzeichnungen. Besucher in grünen „Multi“-Shirts schauen putzigen Comic-Figuren auf wuschelige Haare. In der Lobby des Ebertbads hängen an einer breiten Schauwand die frischen Werke von Shiqi Huang. Die 17-Jährige aus der chinesischen Metropole Quanzhou hat während des zweiwöchigen Jugendaustauschs in Oberhausen nicht nur die Stadt und Menschen aus 13 Nationen kennengelernt, sondern auch ihr liebstes Hobby und eine Zukunftsperspektive weiter verfeinert - das Zeichnen.

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Kurz vor der Abschlussparty sitzt der Teenager in einem Hinterzimmer der Kulturstätte, zeichnet still und konzentriert mit einem elektronischen Pinsel auf dem Touchscreen an einer Fernseher-Skulptur im Comic-Stil. Auch Jan-Niklas Ecker sitzt nebenan. Der 30-Jährige übersetzt aus dem Chinesischen und berichtet, dass Shiqi Huang natürlich einige Unterschiede zu ihrem Alltag in China aufgefallen sind. Dass sie die Oberhausener „Multi“ über ihre Schule kennengelernt hat. Und dass es ihr rund 9300 Kilometer von ihrer Heimat entfernt beim Jugendaustausch gefallen hat.

Bei Blumen und Figuren - Papier schlägt elektronische Hilfsmittel beim Zeichnen

Jan-Niklas Ecker springt nicht nur als Übersetzer ein, sondern ist vor vielen Jahren als Jugendlicher selbst bei der „Multi“ dabei gewesen, hat China dadurch nicht nur kennengelernt, sondern studierte sogar später in Fernost, beherrscht seitdem bestens die Sprache. In seiner Familie ist Shiqi Huang während der zwei Wochen „Multi“ untergekommen. Die junge Chinesin sagt: „Besonders gerne male ich dort die Pflanzen aus dem Garten.“

Egal, ob moderne Mangas, verspielte Comics oder Porträts - Shiqi Huang hat sich viele Kniffe selbst angeeignet. Mit 15 Jahren belegt sie Kurse an einer Kunstschule. Sie zeichnet, wann immer sie Zeit hat. Über das chinesische Pendant zu unserem sozialen Netzwerk „Instagram“ postet sie ihre neuesten Werke im Internet.

Schon zum Start der „Multi“ trafen sich Jugendliche aus 13 Nationen zum Miteinander im Oberhausener Ebertbad. Beim zweiwöchigen Austausch trafen Workshops auf soziale Projekte und gemeinsamen Spaß. Neben China beteiligten sich Nationen wie die Ukraine, Italien, Peru und die Türkei am Austausch.
Schon zum Start der „Multi“ trafen sich Jugendliche aus 13 Nationen zum Miteinander im Oberhausener Ebertbad. Beim zweiwöchigen Austausch trafen Workshops auf soziale Projekte und gemeinsamen Spaß. Neben China beteiligten sich Nationen wie die Ukraine, Italien, Peru und die Türkei am Austausch. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Die 17-Jährige lernt für ihren Schulabschluss, der mit unserem Abitur vergleichbar ist. In ihren Zeichnungen fängt sie gerne das Leben ein. Tote, sterile Objekte gefallen ihr dagegen nicht. Das Ziel ist für Shiqi Huang klar: Sie möchte in China an einer Hochschule Kunst studieren - und ihre Talente weiter ausbauen.

Zwar bieten digitale Touchpads komfortablere Möglichkeiten, Zeichenwerkzeuge wie Stifte und Pinsel auszuwählen und zu wechseln. Doch Shiqi Huang favorisiert letztlich doch das Papier als kunstvolle Grundlage. „Das ist einfach eine Sache des Gefühls.“

Im Vergleich zur China-Metropole: Oberhausener Häuser wirken wie aus einem Comic

Was ist ihr in Oberhausen besonders aufgefallen? Klar, wie bei fast allen Gast-Teenagern, das große Centro-Einkaufszentrum. Aber vor allem die hiesige Architektur bleibt Shiqi Huang im Gedächtnis hängen. „Der Stadtbau unterscheidet sich deutlich. Die Häuser sind hier deutlich kleiner, meist nur zwei- oder dreistöckig.“ Ganz anders als in der Neun-Millionen-Einwohner-Metropole Quanzhou, wo viele zehn- bis 20-stöckige Gebäude das Stadtbild prägen. „Viele Häuser in Oberhausen wirken durch ihre Bauart auf mich wie aus einem Comic, einer Kindergeschichte oder einem Märchenbuch.“

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Natürlich unterscheiden sich Deutschland und China auch in der Küche - vor allem das bei uns umfangreichere Angebot von verschiedenen Brotsorten. „Das gibt es in China in dieser Form nicht.“ Brot sei kein Standardessen. Falls doch, dann wird eher Weißbrot serviert.

Oberhausen wird die 17-Jährige auch in ihrer Heimat weiter begleiten. Etliche Fotos der Landschaft nimmt sie mit - und möchte die gewonnenen Eindrücke einer schönen Zeit daheim nachzeichnen.

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