Oberhausen. Weltstars im Hausflur! Imagine Dragons haben in Oberhausen vor 200 Anhängern ein Geheimkonzert gespielt. Was Fans der Band zu sagen haben.

Diese Drachen sind ganz zahm! Am Dienstagabend hat sich ein unscheinbares Treppenhaus an der Essener Straße in eine brodelnde Konzertstätte verwandelt. Die Weltstars von Imagine Dragons schauen in Oberhausen zu einem Geheimkonzert vorbei. Nur 200 Fans können im Treppenhaus auf zwei Ebenen lauschen. Die Fans in der ersten Reihe stehen im Funkhaus von Radio NRW nicht einmal einen Meter von Sänger Dan Reynolds entfernt. Kein Graben. Keine Absperrgitter.

Die Eintrittskarten konnten die Jublerinnen und Jubler nicht in gängigen Ticketbörsen kaufen. Beim Fan-Event von Radio Oberhausen, Radio Essen und Radio Mülheim gingen alle Einlass-Bändchen über Verlosungen weg. Viele stehen mit gezückten Fotohandys, wie an der Perlenkette aufgereiht, aufgeregt direkt vor der nahezu ebenerdigen Bühnenkante. Drei kreisrunde Scheinwerfer tauchen die Szenerie in warme Licht-Atmosphäre - und zaubern, so nah am Publikum postiert, etliche Schweißperlen auf manche Fan-Stirn. Der Moderator und als „Elvis Eifel“ bekannte Comedian Jürgen Bangert behält kühlen Kopf und führt sicher durch den Abend.

Moderator Jürgen Bangert führte am Dienstagabend in Oberhausen durch das Fan-Event mit der amerikanischen Star-Band Imagine Dragons. Radio-Fans kennen ihn auch als Elvis Eifel.
Moderator Jürgen Bangert führte am Dienstagabend in Oberhausen durch das Fan-Event mit der amerikanischen Star-Band Imagine Dragons. Radio-Fans kennen ihn auch als Elvis Eifel. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Sänger Dan Reynolds und Gitarrist Daniel Wayne Sermon erscheinen in lässigen Klamotten. Reynolds trägt ein weites schwarzes Shirt, schwarze Schlabberhose und Sneaker. Sermon nimmt in heller Stoffhose und im gelb gefärbten Streifenhemd nah am Beach-Look auf den Sitzhockern Platz. Dan Reynolds nickt dem aufbrausenden Applaus entgegen: „Wir waren eine lange Zeit nicht hier, viel zu lange.“

Imagine Dragons in Oberhausen: Schon U2 spielten im versteckten Treppenhaus

Das reine Akustik-Set wird mit Keyboards angereichert. Die Musiker wirken entspannt, von Hetze keine Spur. Am späten Nachmittag trudelten sie schon zur Probe im alten Industriegebäude in Sichtweite zum Centro Oberhausen ein. Erst zwei Tage zuvor landete der Flieger in Deutschland, lange bleiben sie nicht, schnell geht es für die Band zurück in die USA, heißt es hinter den Kulissen.

„ Ich liebe die Menschen in Deutschland, die Kultur und das Essen.“

Sänger Dan Reynolds
von Imagine Dragons

Schon am 30. Juli startet in New Jersey ihre Welttournee, über die Dan Reynolds zwischendurch locker plaudert und auf erwartungsvolle Augen und Ohren trifft. Bislang stehen bis Jahresende nur US-Termine im Kalender. „Aber die USA sind nicht die Welt“, scherzt der Sänger und löst ein amüsiertes Echo aus. Nein, die Band komme auch noch nach Europa und Deutschland, beruhigen die musikalischen Drachen. Seliges Klatschen setzt ein. In Oberhausen gastierten sie zuletzt vor sechs Jahren - ausverkauft vor 12.000 Fans in der Arena.

Dass die seit 16 Jahren schwer angesagte Band überhaupt in einem Oberhausener Treppenhaus auftritt, lässt sich mehreren Gründen zuordnen: Neben der anstehenden Tour ist seit wenigen Tagen das neue Album „Loom“ auf dem Markt. Zudem haben solche Radiokonzerte in der Branche eine lange Tradition. Auch hierzulande: Im Hausflur von Radio NRW gaben sich vor zehn Jahren schon U2 mit Bono und The Edge die Ehre.

Imagine Dragons in Oberhausen: Fans seufzen bei „Whatever it takes“ und „Believer“

Nun kommt mit Imagine Dragons binnen kürzester Zeit der zweite Besuch aus der Glücksspielstadt Las Vegas (US-Bundesstaat Nevada) nach Oberhausen. Vor einer Woche rockten die Kollegen von Five Finger Death Punch noch die benachbarte Rudolf-Weber-Arena. Eine gute halbe Stunde mischen Dan Reynolds neue Songs aus dem Loom-Album mit ausgewählten Hits, die beim sanften Anspielen ein lautes „Haaachhhhhh“ im Publikum auslösen.

Bei „Whatever it takes“ übernehmen die Fans die Choreinlagen. Und bei „Believer“ fällt kein Fan mehr vom Glauben ab. Letzterer Titel wurde alleine auf Youtube innerhalb von sieben Jahren monströse 2,6 Milliarden (!) Mal aufgerufen.

Nur 200 Fans hatten die Gelegenheit, Sänger Dan Reynolds beim Akustik-Set im Oberhausener Treppenhaus nahe zu sein.
Nur 200 Fans hatten die Gelegenheit, Sänger Dan Reynolds beim Akustik-Set im Oberhausener Treppenhaus nahe zu sein. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Sie rattern die Songs nicht einfach nur runter, sondern erzählen eine ganze Menge. Denn eine weitere halbe Stunde widmen sich Imagine Dragons den vorher eingesammelten Fan-Fragen. „Ich liebe die Menschen in Deutschland, die Kultur und das Essen“, beginnt Dan Reynolds schmeichelnd. Von der Fußball-EM habe er immerhin den verschossenen Elfmeter von Superstar Ronaldo (im Spiel gegen Slowenien) mitbekommen. Aus den Themen Rücktritt und Alter angerührte Witze des Moderators über US-Präsident Joe Biden und Ronaldo passen an dieser Stelle allerdings so gut zusammen wie Schwarzwälder Kirschtorte und Käsesoße.

Imagine Dragons in Oberhausen: Emotionale Fan-Botschaften und Tipps für Las Vegas

Bei den Fragen spürt man, welche Emotionen die amerikanische Band bei den treuesten Anhängern auslöst. Ein Zuhörer bedankt sich beim Sänger, dass dessen motivierende Musik ihm durch eine schwere Phase seines Lebens geholfen hat: „Ihr habt mein Leben gerettet!“ Dan Reynolds nickt deutlich angefasst.

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Was kann die Band über ihre Heimat Las Vegas berichten? „Geht nicht auf die Vergnügungsmeile, den Las Vegas Strip, sondern fahrt lieber in die Red Rock Mountains. Die Landschaft ist fantastisch.“

Und am Ende staunt Dan Reynolds über ein verrücktes Fan-Geschenk, das der 36-Jährige wahrlich nicht jeden Tag erhält. Es ist ein wie ein Ei geschnittenes Kissen mit dem Gesicht des Sängers, das ein Fan selbst gefertigt hat. Das bringt Lacher - und ein ungewöhnliches Selfie.

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