Oberhausen. Die Burg Vondern ist ein historischer Ort in Oberhausen. Ein Oberhausener füllt sie mit Leben. Wie viel Miete er zahlt und was seine Pflichten sind.

An das Knarzen seiner Dielen hat sich Sebastian Ilberg längst gewöhnt. Auch die kleinen Risse im Putz machen ihm nichts aus, irgendwie gehört das sogar dazu. So ist das nun mal, wenn man in einem Jahrtausend alten Gebäude wohnt. Dieses besondere Glück hat Sebastian Ilberg.

Die eindrucksvolle Burg-Kulisse ist regelmäßiger Austragungsort von Veranstaltungen und Ritterfestspielen. Auch ein Trauzimmer gibt es auf dem Grundstück. Dieses befindet sich in der ersten Etage des Herrenhauses. Direkt neben dem Trauzimmer: Die Tür zu Ilbergs Wohnung.

Sebastian Ilberg wohnt auf der Burg Vondern in Oberhausen auf 52 Quadratmetern. In seiner Wohnung stehen so manche historische Requisiten.
Sebastian Ilberg wohnt auf der Burg Vondern in Oberhausen auf 52 Quadratmetern. In seiner Wohnung stehen so manche historische Requisiten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Traumhafter Blick auf den Park um Burg Vondern in Oberhausen

Seit 2014 lebt der gebürtige Oberhausener auf 52 Quadratmetern – ein traumhafter Blick ins Grüne und das Burggelände inklusive. llberg hat das einzigartige Vergnügen, weil er Mitglied im Förderkreis der Burg Vondern ist. Der Förderkreis ist für die Vermietung der Burg verantwortlich. Als ein Nachmieter gesucht wurde, fragte der Vorsitz, ob Ilberg nicht Interesse daran hätte, die Burg zu bewohnen.

Der 37-Jährige gewährt uns einen exklusiven Einblick in seinen Wohnsitz. Der kleine Flur wirkt beim Betreten gewöhnlich und unspektakulär. Auf der rechten Seite liegt das Badezimmer und eine kleine Küche. Wir biegen am Ende des Flures nach links ab und stehen in einem Zimmer mit einer eindrucksvoll hohen Decke. Aus rund vier Metern Höhe baumelt ein Kronleuchter von der Decke.

Fensterputzen auf der Burg Vondern in Oberhausen: Eine Herausforderung

Sein Bett befindet sich auf einer Galerie, auf die man über eine Holztreppe gelangt. Vor einer Fachwerkwand steht ein großer Esstisch. An der Wand hängt eine Mordaxt. Dazu später mehr. Auch ein Sofa und ein Schreibtisch füllen den Raum, der zum Burg-Innenhof führt. Der Raum wird durch große Fenster mit viel Licht geflutet.

Apropos Fenster: Diese putzt der 37-Jährige selbst. Eine ziemliche Herausforderung, denn bei einer Fensterhöhe von vier Metern kann es auf einer Leiter schnell gefährlich werden. „Da bitte ich den Hausmeister um Hilfe“, gibt der Sachbearbeiter an der Universität Duisburg-Essen zu.

Mittelalter-Fan lebt auf der Burg Vondern in Oberhausen

Die schlichten Möbelstücke in der Wohnung lassen nicht darauf schließen, wo wir uns befinden. Hinweise geben aber die vielen historischen Requisiten, die Ilberg privat sammelt. Wappen, mittelalterliche Spielfiguren und Ritterhelme bewahrt er in seiner Wohnung auf. Aus einem ganz besonderen Grund. In seiner Freizeit tauscht Ilberg seine Alltagskleidung gegen Ritterrüstungen und Kostüme. Er ist leidenschaftlicher Rollenspieler und nimmt regelmäßig an Role-Play-Events teil.

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Seine Wanddekoration, eine Mordaxt aus dem 15. Jahrhundert kommt dabei, zumindest spielerisch, auch zum Einsatz. „Sieht gefährlich aus, ist aber extra weich gegossen, damit sich keiner verletzt“, klärt der Rollenspiel-Freund auf. Die Mordaxt wird für Kampfduelle in Live-Rollenspielen genutzt.

Was fasziniert den studierten Historiker so sehr an den Rollenspielen? „Die menschliche Interaktion beim Spielen und die schönen gemeinsamen Erlebnisse mit der Gruppe begeistern mich.“

Täuschend echt: Eine Mordaxt aus dem 15. Jahrhundert hängt bei Sebastian Ilberg in der Burg Vondern in Oberhausen an der Wand.
Täuschend echt: Eine Mordaxt aus dem 15. Jahrhundert hängt bei Sebastian Ilberg in der Burg Vondern in Oberhausen an der Wand. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das historische Ambiente seiner Wohnung nutzt er gerne, um Freunde einzuladen und mit ihnen sogenannte Pen-and-Paper-Rollenspiele zu spielen. Die Spieler verkleiden sich als fiktive Charaktere und erleben spielerische Abenteuer.

So viel Miete zahlt der Verwalter der Burg Vondern in Oberhausen

Wenn sich Ilberg nicht auf Rollenspiel-Veranstaltungen herumtreibt, hat er in seinen eigenen vier Wänden genug zu tun. Denn ganz ohne Pflichten lebt es sich nicht im historischen Gebäude. Als Mieter hat er auch eine verwaltende Rolle inne: „Ich habe ein wachsames Auge auf das gesamte Gelände. Ich schaue, dass alles friedlich ist.“ Ilberg verfügt über Schlüssel zu jedem Bereich der Burg. Falls ihm etwas auffällt, kann er sofort nachschauen. In den letzten Jahren habe er so Vorfälle von Vandalismus frühzeitig unterbinden können, berichtet er.

Mietfrei lebt Ilberg in seiner Wohnung jedoch nicht. Der Vorsitzende des Förderkreises Walter Paßgang spricht von einer „kostendeckenden Miete, die bei rund 200 Euro liegt.“ Eine Reinigung des Treppenhauses sei darin enthalten, Strom müsse Ilberg hingegen selbst zahlen. Paßgang erklärt: „Wir sind dankbar, dass jemand in der Burg wohnt. Alle Einnahmen werden in Restaurierungen und Sanierungen der Burg gesteckt.“

Von seinem Fenster im Herrenhaus hat Sebastian Ilberg das Gelände der Burg Vondern in Oberhausen im Blick. Regelmäßig schaut er nach dem Rechten.
Von seinem Fenster im Herrenhaus hat Sebastian Ilberg das Gelände der Burg Vondern in Oberhausen im Blick. Regelmäßig schaut er nach dem Rechten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Archäologen prüfen bauliche Mängel an der Burg Vondern in Oberhausen

Vieles an dem alten Gemäuer ist noch aus der Historie erhalten. Vor Kurzem wurde ein Silber-Ahorn-Baum im Innenhof der Burg gefällt. Eine Mauer drohte wegzubrechen, daher musste der Baum weichen. „Der Baum hat immer viel Schatten gespendet und verhindert, dass sich die Wohnung im Sommer schnell aufheizt. Es ist schade, dass er weg ist“, findet Ilberg. Regelmäßig werden kleinere Renovierungen am Gemäuer vorgenommen. Größere bauliche Mängel werden von Archäologen überprüft, denn das historische Gebäude wird seit 1985 in der Denkmalliste der Stadt Oberhausen geführt.