Oberhausen. Liebhaber von Rollenspielen und Cosplay haben sich zur „Roleplay Verse“ in Oberhausen getroffen. Nicht nur der Mittelaltermarkt fand viele Fans.

An der Turbinenhalle ist die Hölle los! Und wenn man den kostümierten Fantasy-Liebhabern genauer auf den Stoff schaut, kann man dies bei einigen anwesenden Schauerwesen schon wörtlich nehmen. Bei der Rollenspiel-Convention „Roleplay Verse“ schauten zur Premiere in der Turbinenhalle Oberhausen tausende Fans vorbei. Die Veranstalter konnten anhand der sehr guten Vorverkaufszahlen schon am späten Samstag über den Zuspruch jubilieren. Veranstalter Andre Kuschel: „Wir rechnen fest mit 10.000 Fans, verteilt auf den Samstag und Sonntag!“

Alle Bereiche der Turbinenhalle Oberhausen wurden zur „Roleplay Verse“ mit Sammel- und Fanwelten bebaut. Die Fantasy-Liebhaber konnten zwei Tage lang stöbern. Auch viele Autoren schauten vorbei.
Alle Bereiche der Turbinenhalle Oberhausen wurden zur „Roleplay Verse“ mit Sammel- und Fanwelten bebaut. Die Fantasy-Liebhaber konnten zwei Tage lang stöbern. Auch viele Autoren schauten vorbei. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Zwei Tage Wunderland! Für viele Oberhausener war das Fan-Event vorher aber eher eine Wundertüte. Dabei basiert die Veranstaltung auf einem Format, das früher in Münster und Köln reichlich Fans anlockte. Nach der Corona-Zeit war erst einmal Sense, bis ein rühriges Organisatoren-Team in der alten Industriehalle einen Neustart wagte.

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Mit Erfolg! Selten konnten Betrachter die Turbinenhalle bis in den letzten Winkel verbaut sehen, ohne sich im Geschiebe auf Ungemütlichkeiten einlassen zu müssen. Auf dem Schotterparkplatz wandern imperiale Truppen aus der Weltraum-Kinosaga „Star Wars“ neben der rothaarigen Sexbombe aus Roger Rabbit. Es kreuzen sich die Wege von Manga-Girls und Elben aus dem Welterfolg „Herr der Ringe“. Besonders angesagt: Alles rund um die postapokalyptische Reihe „Fallout“. Es ist eine Elefanten-Hochzeit ganz unterschiedlicher Fan-Universen, die sich manchmal doch in Nuancen überschneiden.

Roleplay Verse 2024 in Oberhausen: Mit „World of Warcraft“ fing alles an

Veranstalter Kuschel, der seit 18 Jahren zu den Pionieren der riesigen Fantreffen zählt, steht ein großes Grinsen im Gesicht. Kein Wunder, zwischendurch recken ihm eintreffende Fans immer wieder aufgerichtete Daumen entgegen. „Meine Begeisterung fing mit dem Online-Rollenspiel ‚World of Warcraft‘ an. Früher spielten die Leute im Netz und trafen sich einmal im Jahr bei Offline-Meetings. Die Treffen fanden aber meist in Gemeindesälen oder nur kleinen Hallen statt. Das wollte ich ändern.“

Im Endzeit-Camp der Gruppe „Rotten Raptor“ sieht es aus wie in einer postapokalyptischen Welt aus „Mad Max“.
Im Endzeit-Camp der Gruppe „Rotten Raptor“ sieht es aus wie in einer postapokalyptischen Welt aus „Mad Max“. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Noch vor späteren Monster-Treffen wie der deutschen „Comic Con“ führte Kuschel mehrere Sparten zusammen. Dass es auf Anhieb in Oberhausen so voll wird, übertrifft nun aber die Erwartungen. „Wir haben 250 Aussteller mit dabei. Die Besucherinnen und Besucher reisen aus ganz Deutschland an.“ Die Halle, so der Macher, biete mit ihrem industriellen Charme die beste Kulisse für Steampunk, Mystery, Crime, Manga, Piraten oder Anime.

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An der einen Ecke fachsimpeln Fans über Rollenspiel-Taktiken. Ein Stückchen weiter landet Fantasy-Schminke in kreativ gestalteten Gesichtern. Figuren der Ninja-Schildkröten „Turtles“ lagern in Regalen. Stoffrollen für Kostüm-Nähfreunde liegen daneben. Und Rollenspiel-Begegnungen wie bei „Cthulhu“ werden auf Großbildleinwänden übertragen. Trockenobst aus Thailand ist ein gefragter Snack. Bei kleinen, komplett gehäkelten Kaktus-Töpfen lautet das Fazit: „Wie niedlich!“ Fans warten auf Stars wie Tommy Krappweis („Bernd das Brot“) und die Mittelalter-Rockband Saltatio Mortis. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Roleplay Verse 2024 in Oberhausen: Kostüme mit einem eingebauten Ventilator

Das denken auch viele Fans, wenn ihnen Wolfgang Holzapfel über den Weg läuft. Im wahren Leben arbeitet der Mann aus Coesfeld als Anwalt, hier zeigt er sein fantastisch aufgearbeites Kostüm aus der Reihe „Warhammer“. Fünf Wochen harte Arbeit stecken im Outfit, für das der Bastel-Könner selbst mit präzisen Lasercuttern die Teile seiner Rüstung fertigte.

Der laufende Wahnsinn! Das Warhammer-Kostüm von Wolfgang Holzapfel gehörte zu den großen Hinguckern der „Roleplay Verse“ in der Turbinenhalle Oberhausen. Der Bastel-Profi baute das Outfit in fünf Wochen komplett selbst.
Der laufende Wahnsinn! Das Warhammer-Kostüm von Wolfgang Holzapfel gehörte zu den großen Hinguckern der „Roleplay Verse“ in der Turbinenhalle Oberhausen. Der Bastel-Profi baute das Outfit in fünf Wochen komplett selbst. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Viele hundert Euro sind über die Wochen für das Material angefallen. Die detaillierte Handarbeit: unbezahlbar. Immer wieder muss der Sammler in der Turbinenhalle anhalten und mit Fans für ein Foto posieren. Was macht man im schon sehr klobrigen Kostüm, wenn einem der Durst überkommt? „Ein Kanister mit anderthalb Liter Trinkwasser ist im Kostüm verbaut, über einen Schlauch in der Kopfgegend kann ich zwischendurch trinken.“ Mehr noch: Wenn es in den Hallen wärmer wird, sorgt sogar ein eingebauter Kostüm-Ventilator für Frischluft und Kühle.

Sie wollen nur spielen! Nach der mittelalterlichen Schlacht trafen sich viele Convention-Besucher auf einen Becher Honigwein.
Sie wollen nur spielen! Nach der mittelalterlichen Schlacht trafen sich viele Convention-Besucher auf einen Becher Honigwein. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Auf dem Turbinenhalle-Hof schlürfen Kostümierte nach geschlagener Schlacht einen Becher Met, also Honigwein. Das Stockbrot ist noch in der Mache. Ein Händler bringt für künftige Ritter die Rüstungsteile für zu Hause mit: Rüstgürtel 65 Euro, Armschienen 35 Euro, Brustplatte 110 Euro, Kragen 50 Euro. Der Mittelaltermarkt lockt besonders viele Besucherinnen und Besucher an - ist aber tatsächlich nur ein kleiner Baustein von 20.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.

Roleplay Verse 2024 in Oberhausen: Postapokalyptisches Camp wie bei „Mad Max“

Im Endzeit-Camp der Gruppe „Rotten Raptor“ sieht es aus wie in einer postapokalyptischen Wrackwelt. Schrottautos, dicke Waffen und jede Menge gut gelaunter Akteure, die aussehen als wären sie dem Kino-Klassiker „Mad Max“ entsprungen. Kira Fox ist vom Konzept der Veranstaltung überzeugt: „Events dieser Größe findet man selten - oder muss dafür weite Wege absolvieren.“ Die 40-Jährige reiste extra aus Berlin nach Oberhausen.

Florian Schäfer beschäftigt sich leidenschaftlich mit Mythen und Fabelwesen. Der Experte geht den historischen Ursprüngen auf den Grund - und klärt auch darüber auf, wie die Geschichten manchmal von Schwurbelkreisen missbraucht werden.
Florian Schäfer beschäftigt sich leidenschaftlich mit Mythen und Fabelwesen. Der Experte geht den historischen Ursprüngen auf den Grund - und klärt auch darüber auf, wie die Geschichten manchmal von Schwurbelkreisen missbraucht werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Dass Lehrreiches und Unterhaltendes manchmal nah beieinander liegen, zeigt wiederum Florian Schäfer. Er hat Sachbücher und Romane über Sagen, Fabelwesen und Märchen geschrieben. Der Mann aus Göttingen möchte auch einen professionellen Kontrast bieten, da Mythen manchmal von Schwurbelkreisen für ihre Zwecke missbraucht werden.

„Wir gehen den geschichtlichen Ursprüngen auf die Spur.“ Das verblüffend anschauliche Modell eines Einhorns fertigte er mit Sorgfalt an - und berücksichtigte historische Skizzen. „Das gesamte Einhorn ist vegan. Ich verwende keine Tierfelle.“ Sein Ziel: Er würde gerne mit „Forgotten Creatures“ eine interaktive Erlebniswelt eröffnen.

Sagen und Dämonen mit komischen Ansätzen: Bei einem Rollenspiel zum „Cthulhu“-Mythus konnten die Fans auf Leinwänden zuschauen. 
Sagen und Dämonen mit komischen Ansätzen: Bei einem Rollenspiel zum „Cthulhu“-Mythus konnten die Fans auf Leinwänden zuschauen.  © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Ob die „Roleplay Verse“ zur Turbinenhalle Oberhausen im kommenden Jahr zurückkehrt, entscheidet übrigens die gesamte Szene. Kuschel: „Wir fragen nach der Convention bei der Community nach. Ich bin auf jeden Fall dafür.“

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