Oberhausen. Jahrelange Bemühungen sind nun von Erfolg gekrönt: Die einzigartige Tafelkirche in Lirch wird saniert! Fördermittel und Spenden machen‘s möglich.

Verpackungskünstler Christo hätte wohl seine Freude an dieser besonderen Szenerie: Rundum eingerüstet und mit Schutzplanen „verpackt“ präsentiert sich jetzt die Tafelkirche an der Buschhausener Straße in Oberhausen-Lirich. Und dieser Anblick hat einen guten Grund. Die im Jahr 1958 errichtete Kirche Heilige Familie wird umfassend saniert. Zum Projektprogramm zählen in einem ersten Abschnitt die Dach- und Fassadensanierung, wobei bald auch die 528 einzigartigen Fassadenfenster der Tafelkirche wieder in vollem Glanz erscheinen werden.

Das Team der Tafel Oberhausen, der Förderverein der Tafel und die Kirchengemeinde St. Marien als Eigentümerin des Gebäudes ziehen für das Vorhaben an einem Strang: Mit der Sanierung, die unter laufendem Tafelbetrieb erfolgt, wird das sakrale Gebäude endlich vor einem weiteren Verfall gerettet; die Tafel Oberhausen erhält hier als wichtige soziale Institution eine dauerhafte, verlässliche Adresse, um ihre Kundinnen und Kunden mit Lebensmitteln zu versorgen.

Tafelkirche Oberhausen: ein ganz besonderes Raumerlebnis

Die Kirche Heilige Familie gilt als architektonisch einzigartig und steht unter Denkmalschutz. Schon seit dem Jahr 2007 wird sie nicht mehr als pastoraler Ort genutzt, seitdem ist hier die Tafel Oberhausen präsent. Von außen wirkt das Gotteshaus mit seiner quadratischen Grundform auf viele Betrachter wohl eher unscheinbar, doch die in einzelne Betonwaben unterteilte Fassade mit der künstlerischen Verglasung von Wilhelm Buschulte lässt das Tageslicht von allen Seiten hinein, so dass sich ein ganz besonderes Raumerlebnis ergibt. Architekten der Tafelkirche sind Rudolf Schwarz und Josef Bernard, die mit diesem Bauwerk in den 1950er Jahren weit über die Oberhausener Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen sorgten.

Aus 528 einzigartigen kleinen Fenstern besteht die Fassade der Tafelkirche Oberhausen-.
Aus 528 einzigartigen kleinen Fenstern besteht die Fassade der Tafelkirche Oberhausen-. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Jetzt also der Auftakt zur Sanierung. „Alle Gewerke sind in Auftrag gegeben“, sagt Michael Jehn vom Kirchenvorstand St. Marien. Für das Erneuerungsprojekt haben Bund und Land Fördermittel in Höhe von knapp 510.000 Euro bewilligt. Insgesamt müssen über 800.000 Euro investiert werden. Ein Teil dieser weiteren Mittel kann durch den im Februar 2022 gegründeten Förderverein bereitgestellt werden, der Unterstützer und Sponsoren gewinnen konnte. Zudem ist es möglich, für jeweils eines der Kirchenfenster gegen einen Beitrag von 200 Euro Patenschaften zu übernehmen. Petra Schiffmann und Werner Funke vom Förderverein appellieren: „Melden Sie sich, wenn Sie Interesse an einer solchen Patenschaft haben!“ Die E-Mail-Adresse dazu lautet: info@foerderverein-tafelkirche.de

Für die Fassadensanierung an der Tafelkirche sind umfangreiche Voruntersuchungen durchgeführt worden. Dazu zählten auch betontechnische Analysen und die Probe-Restaurierung von vier der 528 Fenster. Die Arbeiten an der Fassade erfolgen nun abschnittweise. Dabei werden alle Fenster ausgebaut und von der Firma Glasmalerei Peters aus Paderborn fachgerecht restauriert. Nach dem Wiedereinsetzen sollen die farbig gestalteten Kirchenfenster wieder ihre ursprüngliche Leuchtkraft erhalten.

Ausstellung mit Skizzen und Plänen ab Sonntag zu sehen

Am Sonntag, 23. Juni, startet nun eine ungewöhnliche Ausstellung in der Tafelkirche, die eine passgenaue informative Ergänzung zu den aktuellen praktischen Arbeiten am Gebäude darstellt. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) sind Reproduktionen von Skizzen und Plänen zu sehen, die in den 1950er Jahren, also in der Bauzeit der Tafelkirche, von den Architekten angefertigt worden sind. Die Dokumente stammen aus dem Nachlass von Rudolf und Maria Schwarz. Heutigen Betrachtern geben sie einen einzigartigen Einblick in den damaligen architektonischen Schaffensprozess. Die Eröffnung der Ausstellung ist um 11 Uhr und alle interessierten Menschen sind dazu eingeladen. Künftig soll sich die Tafelkirche auch bei weiteren Gelegenheiten als Standort für kulturelle Ereignisse und Angebote im Stadtteil etablieren.