Oberhausen. Im Atelier „Allerlei Frickelei“ werden Handarbeitskurse anboten. Die Inhaberin möchte die Kurse gemeinsam mit Freundinnen veranstalten.

Dass hier ursprünglich sanitäre Anlagen verkauft werden sollten, erkennt man unschwer an den gekachelten Wandfliesen und einer Badewannenverkleidung im Eingangsbereich. Doch die Umbauarbeiten an der Lindnerstraße 223 in Oberhausen-Buschhausen gerieten ins Stocken.

Als Vera Baumeister das mitbekam, zögerte sie nicht lange und hakte nach, ob die Räume noch zu haben seien. Und sie hatte Glück: Aus dem Sanitärbedarf ist nie etwas geworden. Nun hat Baumeister ihr Atelier „Allerlei Frickelei“ in dieser Kulisse eröffnet.

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Vera Baumeister wird gerne kreativ. Im Bild ist sie in ihrem Atelier „Allerlei Frickelei“ in Oberhausen-Buschhausen mit ihrem selbstgenähten Steckendino und der Gans Martin mit Nils Holgersson.
Vera Baumeister wird gerne kreativ. Im Bild ist sie in ihrem Atelier „Allerlei Frickelei“ in Oberhausen-Buschhausen mit ihrem selbstgenähten Steckendino und der Gans Martin mit Nils Holgersson. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Retro-Möbel und Badezimmeroptik im Atelier „Allerlei Frickelei“ in Oberhausen

Das „Badezimmer-Ambiente“ ist seit Beginn fester Bestandteil ihres Ateliers, in dem die 59-Jährige Handarbeitskurse anbieten wird. „Am Anfang fand ich es komisch, jetzt finde ich es wirklich witzig“, gibt die hauptberufliche Augenoptikerin zu und schaut stolz auf die fünf Boxen, in denen einst Badewannen, Duschen und Spülkastenverkleidungen präsentiert werden sollten.

Denn dort stellen jetzt verschiedene Künstler ihre Werke aus. Von gemalten Leinwandbildern über gehäkelte Taschen und Schmuck findet man in Baumeisters Atelier alles, was das Handarbeitsherz höher schlagen lässt. Auch Retro-Möbel.

Upcycling-Gegenstände im Atelier „Allerlei Frickelei“ in Oberhausen-Buschhausen

Beim Betreten des Ateliers fällt direkt auf: Die Liebe steckt im Detail. Am Eingang wird man von einer Frau mit drei Hunden empfangen. Grüßen kann die Dame jedoch nicht, sie ist schließlich mühevoll gehäkelt worden. Auf zwei großen Esstischen liegen Erdbeeren, doch vom Verzehr rät Baumeister ab. Diese sind nämlich genähte Dekoration. Rustikale Stühle und gemütliche Sessel füllen den Raum mit Leben.

Im gesamten Atelier findet man alte Möbelstücke, die hier ein neues Leben bekommen. Upcycling nennt sich dieser Trend, bei dem beispielsweise alte Sessel nicht auf dem Sperrmüll, sondern nach ein paar Handgriffen in Baumeisters Atelier landen. Die Möbel habe sie unter anderem von Wohnungsauflösungen.

Mit ganz viel Liebe verpasst die 59-Jährige den alten Gegenständen einen neuen Touch. Das hat sie auch mit historischen Nähmaschinen gemacht. Stolz präsentiert sie diese und fügt mit einem Lachen hinzu: „Ich habe alle Maschinen zum Nähmaschinendoktor gebracht und jetzt schnurren sie wieder.“

Im Atelier „Allerlei Frickelei“ von Vera Baumeister in Oberhausen-Buschhausen bekommen alte Gegenstände ein neues Leben. So auch diese historische Nähmaschine mit Handkurbel.
Im Atelier „Allerlei Frickelei“ von Vera Baumeister in Oberhausen-Buschhausen bekommen alte Gegenstände ein neues Leben. So auch diese historische Nähmaschine mit Handkurbel. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Perlenworkshops in Baumeisters Atelier in Oberhausen

Die insgesamt acht Nähmaschinen braucht Baumeister für ihre Kurse. Die Tochter einer Schneiderin betont aber: „Ich möchte keine Schneiderei sein, zu der die Menschen kommen und ihre kaputten Sachen bringen. Ich möchte den Menschen beibringen, wie sie Dinge selbst erschaffen können.“

Neben den Nähkursen möchte sie auch Perlenworkshops geben, denn die Arbeit mit Perlen ist seit Jahren ihre große Leidenschaft. 2016 brachte sie ein Buch mit dem Titel „Der Weg der Perle“ heraus und erklärt darin anschaulich, wie aus Perlen echte Schmuckstücke entstehen. Wenn Baumeister über ihre große Leidenschaft spricht, funkeln ihre Augen. Dabei beschreibt die Oberhausenerin ihren Stil eher als schlicht: „Ich bin nicht so überladen an Bling-Bling.“

Armreife, Ketten und sonstigen Schmuck aus Perlen findet man im Atelier „Allerlei Frickelei“ in Obetrhausen-Buschhausen von Vera Baumeister.
Armreife, Ketten und sonstigen Schmuck aus Perlen findet man im Atelier „Allerlei Frickelei“ in Obetrhausen-Buschhausen von Vera Baumeister. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

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Baumeister möchte Näh- und Handarbeitskurse für Jugendliche in Oberhausen anbieten

Die Liste an Ideen für ihr neues Atelier ist lang: Kindergeburtstage, Junggesellenabschiede oder auch Lesungen möchte Baumeister ausrichten. Für den Winter plant die gelernte Augenoptikerin in ihrem Atelier einen eigenen Weihnachtsmarkt mit Glühwein und Bratwurst zu veranstalten und die Handarbeitswerke zu verkaufen.

Ihr größter Traum ist es, eine Näh- und Handarbeitsschule für Kinder und Jugendliche anzubieten, in der sich die Jugendlichen wöchentlich weiterentwickeln und einzigartiges häkeln, stricken oder nähen. Beispiele, was man aus Stoff alles schaffen kann, hat sie in ihrem Atelier genug.

Workshop beim Jugendaustausch Multi in Oberhausen

Besonders stolz ist sie auf ihre Steckenpferde. Wobei diese eher „Steckendinos“ und „Steckengänse“ heißen müssten. Denn bei den selbst designten Kinderspielzeugen wurde Baumeister kreativ. In Anlehnung an die Romanfigur Nils Holgersson trägt auch die Spielzeug-Gans den Namen Martin und ihren kleinen Freund auf ihrem Rücken. Statt Pferdekopf ziert ein Dinokopf das Spielzeug, das nicht mit einem Holzstab, sondern mit einem Isolierungsrohr zusammengesetzt wird.

Einen ersten Workshop für Jugendliche wird Baumeister im August geben. Wenn bei dem Jugendaustausch Multi hunderte Jugendliche aus Oberhausen und den Partnerländern zusammenkommen, empfängt sie Interessierte zu einem Schnupperkurs.

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Atelier „Allerlei Frickelei“ in Oberhausen soll Freundinnenprojekt werden

Das Atelier „Allerlei Frickelei“ hat immer montags von 16 bis 18 Uhr, mittwochs von 15 bis 18 Uhr und samstags von 14 bis 17 Uhr und nach Absprache geöffnet. Um eine vorherige Anmeldung wird auf allerlei-frickelei.de gebeten. Baumeister wünscht sich, dass auch andere Künstler die Räume für ihre Kurse nutzen. „Das hier soll ein Freundinnenprojekt werden, bei dem der Spaß im Vordergrund steht.“