Oberhausen. Weiter gestiegen ist die Zahl der Leerstände in Oberhausens City. Doch es muss aus Sicht von Maklern so nicht weitergehen. Sie sehen Chancen.

Ob der Teeladen an der Stöckmann-, das Fotogeschäft an der Wörthstraße oder die alteingesessene Gärtnerei Suthoff: Sie alle haben vor wenigen Wochen dichtgemacht - und ihre Ladenlokale vorher in der Innenstadt betrieben. Beim Gang über die Marktstraße dürften noch weitere Leerstände auffallen, beispielsweise in dem Gebäude, das bis vor kurzem noch eine Filiale der Bäckerei Horsthemke beherbergte oder auch das frühere Outletcenter von Peek & Cloppenburg.

Der frühere Pop-up-Store von Peek & Cloppenburg gehört zu den Leerständen in der Oberhausener Innenstadt.
Der frühere Pop-up-Store von Peek & Cloppenburg gehört zu den Leerständen in der Oberhausener Innenstadt. © Peter Szymaniak

Dass der Einzelhandel in der Innenstadt mit massiven Problemen zu kämpfen hat, ist nun wahrlich nicht neu. Um einen weiteren Niedergang zu bremsen, will die Stadt über 40 Millionen Euro in die Hand nehmen, um die City zu beleben. So soll unter anderem die Marktstraße gestalterisch in drei Abschnitte unterteilt werden. Der eine ist mehr als Wohn- und Lebensraum vorgesehen, ein anderer bleibt dem Handel und dritter eher der Gastronomie vorbehalten. Jetzt melden sich aber auch Immobilienmakler zu Wort, weil sie in dem gesamten Prozess Impulse setzen wollen und die Rolle der Marktstraße in einem neuen Licht sehen.

Experte sieht Innenstadt nur noch als Nahversorgungszentrum

Die Oberhausener Einkaufsmeile muss sich schon seit langer Zeit einem harten Wettbewerb stellen, sagt Andreas Völker. Er gehört dem Maklerverbund Grundstücksbörse Ruhr im Hause der IHK an, die seit Jahrzehnten ein Hauptaugenmerk auf die Innenstädte von Essen, Mülheim und Oberhausen legt und sich aktuell mit dem Wandel des Immobilienmarktes befasst.

In Oberhausen entstand als Konkurrenz zur Marktstraße das Bero Zentrum bereits in den 70er Jahren, dann folgte ab 1996 das Centro und anschließend gründeten sich in den Ortsteilen meist eher kleinere Nahversorgungszentren für den täglichen Bedarf, erläutert Völker.

Der Oberhausener Andreas Völker vom Maklerverbund Grundstücksbörse Ruhr: Hauseigentümer versuchen mit allen Mitteln Mieter zu halten und zu gewinnen.
Der Oberhausener Andreas Völker vom Maklerverbund Grundstücksbörse Ruhr: Hauseigentümer versuchen mit allen Mitteln Mieter zu halten und zu gewinnen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Fast alle Fachgeschäfte in der Oberhausener City haben aufgegeben

Die Händler mussten immer wieder neu mit einem deutlichen Rückgang der Nachfrage kämpfen, sagt der Fachmann. Vor allem Fachgeschäfte (Elektro, Haushaltswaren, Fahrradläden) hatten das Nachsehen und gaben schließlich auf. Seit Jahren macht zudem der Onlinehandel den Läden kräftig Konkurrenz, betont der 43-Jährige, natürlich auch den Geschäften auf der Marktstraße. Alle genannten Faktoren haben zur Folge, dass mittlerweile die Einkaufsmeile im Wesentlichen dazu diene, nur die unmittelbar im Umfeld lebende Bevölkerung zu versorgen und kaum noch Menschen aus umliegenden Stadtteilen anlocke, erklärt der Makler und Architekt.

Die Veränderungen bekommen natürlich auch die Hausbesitzer zu spüren. Stehen ihre Ladenlokale leer, brechen Einnahmen weg, Mieter finden sie fast nur noch, in dem sie erheblich den Preis drücken. Oder die Eigentümer sind bereit, gewünschte Umbauten komplett aus eigener Tasche zu zahlen, damit ein Geschäft überhaupt einzieht. Die Lage sei inzwischen derart verzerrt, dass die Grundstücksbörse keinen Mietspiegel mit Durchschnittswerten erstellen könne.

Zusätzlicher Wohnraum in Oberhausens Innenstadt kann zu Konflikten führen

Wenn nun deutlich weniger Geld in den Kassen der Eigentümer landet, „suchen sie nach anderen Finanzquellen, um wiederum mit der Immobilie einhergehende Verbindlichkeiten ihrerseits bedienen zu können“. Wie das Beispiel des ehemaligen C&A-Standortes (heute Woolworth) zeigt, kann der Bau neuer Wohnungen eine Lösung sein, erläutert Völker. In zahlreichen Gebäuden stehen die oberen Etagen leer. Wenn man sie in Wohnraum umwandelt, trägt das dazu bei, die Innenstädte zu beleben. Die Schaffung von zusätzlichen Wohnungen stoße aber auch oftmals an Grenzen, da sich nicht alle Gebäude eignen und ein Umbau den Eigentümer auch teuer zu stehen kommen kann.

Bedenken sollte man ferner, hebt der Oberhausener hervor, dass weiterer Wohnraum auch Konflikte mit sich bringen kann, nämlich dann, wenn ein anderer Vorschlag für die Innenstädte greift. „Um sie zu beleben und die Aufenthaltsqualität zu steigern, sollen mehr Restaurants und Kneipen Einzug halten.“ Die Idee unterstütze die Grundstücksbörse durchaus, man müsse dann aber über Regeln nachdenken, damit sich die Gastrobranche mit durchaus gewünschtem Betrieb bis zum späten Abend und umliegende Anwohner nicht in die Quere kommen.

Makler fordert mehr Parkraum für die Oberhausener Innenstadt

Auf einem guten Weg sieht die Grundstücksbörse die City, wenn es um einen weiteren Vorstoß geht, die Attraktivität zu steigern. Innenstädte sollen Events und kulturellen Veranstaltungen eine Bühne bieten. „Mit dem Feierabendmarkt oder dem Frühlingsfest beispielsweise gelingt das bereits, aber vielleicht lassen sich noch weitere Formate finden“.

Darüber hinaus sollte die Stadt für mehr Parkraum in der Innenstadt sorgen. Laut Völker können hier Quartiersparkhäuser ein Baustein zur Lösung sein. Kaufleute beklagen sehr häufig, dass es an Parkplätzen fehlt. Unter den eingangs genannten Händlern waren auch Inhaber, für die der Mangel zum Ausbleiben der Kundschaft beigetragen hat.

„Kein Filialist hat die Oberhausener City auf dem Zettel“

Die Vorschläge und Forderungen kann Philip Mersmann nur unterstützen. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens Brockhoff, das sich als größter lokaler Makler von Gewerbeimmobilien in Deutschland bezeichnet. Auch in anderen Innenstädten lasse sich der Trend beobachten, dass immer stärker auf eine Mischung gesetzt werde, zu der neben dem Handel eben auch Gastro, Event und Wohnen gehöre. Eine City nur noch als Shoppingmeile zu verstehen, passe nicht mehr in die heutige Zeit. Um aber nun deren Abwertung zu verhindern, „bedarf es einer entsprechenden Aufenthaltsqualität“. Oberhausen habe jedoch durchaus die Notwendigkeit erkannt und arbeite daran.

Wie schwierig es für die Marktstraße ist, sich zu behaupten, zeigt sich für Mersmann an einem anderen Indiz: „Wir stellen fest, dass kein Filialist die Oberhausener City auf dem Zettel hat“. Die Nachfrage sei gleich null. Er räumt durchaus ein, dass Discounter wie Tedi oder Netto schon Filialen dort betreiben, doch es gebe eben noch eine Reihe weiterer Kandidaten, beispielsweise aus der Modebranche, die Interesse an einem Standort inmitten von Oberhausen mit über 200.000 Einwohnern haben könnten. Das wiederum lässt sich als Beleg für die Einschätzung der Grundstücksbörse werten, der Handel in der Innenstadt dient vornehmlich der Nahversorgung.

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