Oberhausen. Von ausgedientem Porzellan bis zum Hirschgeweih: Der Laden in Oberhausen bietet ein riesiges Sammelsurium. Warum es Puppenhaus heißt.
Wer das Puppenhaus an der Langemarkstraße besucht, wird sich wohl erstaunt umblicken. Puppen? Gut, die sind hier zwar auch zu finden, wie es sich bei einem Rundgang zeigt, allerdings mehr hinten im Laden. Schon gleich vorn im Eingang erwartet den Gast jede Menge Trödel, ein Gewimmel und Sammelsurium an Porzellan, Gläsern, Büchern, Bildern und Allerlei.
Nun ist es nicht so, dass die Betreiberin Puppenstuben und Puppenhäuser samt Zubehör verdrängt hat, schließlich nimmt die Geschichte ihres Ladens vor über 30 Jahren damit ihren Anfang. Sie hat ihr Geschäft vielmehr schon vor einiger Zeit neu ausgerichtet und das kommt bei den Leuten gut an, sagt Inhaberin Gabriele Gerard.
Trödelladen in Oberhausen: Preise von 50 Cent bis 100 Euro
Angefangen hat der Wandel wohl damit, dass immer mehr Menschen mit Kartons unter dem Arm vor dem Geschäft standen. „Wir leben in Zeiten, in denen viele Haushalte aufgelöst werden.“ Ob sich nun Senioren kleiner setzen wollen oder Nachlass in die Hände von Erben übergeht, die Leute möchten vieles an Hab und Gut loswerden, aber wenn möglich nicht wegwerfen.
Manches alte Schätzchen kommt da zum Vorschein, von der Kaffeemühle über Einweckgläser bis hin zu Pfannen und Töpfen. Die Liste lässt sich noch locker fortsetzen mit Hirschgeweih, Heiligenbilder, Kreuzen, Kerzenständern oder Babuschkas, den ineinander verschachtelten Holzpuppen. Gerard sortiert aus, was sich wohl noch weiterverkaufen lässt und dafür erhalten die Kunden Geld.
Wenn sie die Artikel weiterverkauft, liegen die Preise zwischen 50 Cent und 100 Euro. Für jeden Besucher soll etwas dabei ist, auch und gerade für diejenigen, die nicht so viel auf der Tasche haben. Erst kürzlich war wieder jemand da, der ganz gezielt nach Teller und Tassen zum täglichen Gebrauch suchte - möglichst für kleines Geld.
Oberhausen: Trödelladen-Besitzerin will Gebrauchtes erhalten
Im Laufe der Jahre hat Gerard einen guten Blick dafür gewonnen, was ein Artikel wohl noch wert ist. Es kann im seltenen Fall auch mal durchaus passieren, dass sie sich verschätzt. Das ist auch schon mal bei einer seltenen Vase geschehen, von der sie aber weiß, wer sie bekommen hat. „Ist am Ende aber vollkommen in Ordnung.“
Über die Jahre hinweg hat sich ein fester Kundenstamm herausgebildet, wobei die Beweggründe der Besucher recht verschieden sein können. Da gibt es diejenigen, die etwas für den täglichen Bedarf suchen, aber auch solche, die die Flohmarkt-Atmosphäre lieben. Oder beides. Gern schauen die Jäger und Sammler vorbei, freuen sich über einen Schnapper, wenn sie Service von Rosenthal mitnehmen oder ihre Suppentassen mit Zwiebeldekor vervollständigen können.
Schließlich finden sich auch Besucher ein - und von denen gibt es nicht wenige -, die durch die Gänge schlendern, um vom Alltag abzuschalten, ein Pläuschchen mit der Besitzerin zu halten. Viele junge Leute sind darunter, mit denen Gabriele Gerard auf gleicher Wellenlänge liegt. „Sie unterstützen mein Herzensanliegen, nämlich Nachhaltigkeit zu fördern, indem Gebrauchtes weiterlebt.“
Second-Hand-Shop: 2000 Artikel im Internet
Längst ist das Puppenhaus auch über Ländergrenzen hinaus bekannt. Das liegt sicherlich auch an dem Internetshop, den die Besitzerin seit 22 Jahren betreibt. Hatte sie auch anfangs ein wenig Skepsis, ob es das Onlinegeschäft bringt, weiß sie inzwischen den Erfolg zu schätzen. Über 2000 Artikel sind dort durchgehend zu finden, zudem kommen auf diese Weise auch Kontakte zustande. Kanadier, Schweden, Italiener und Gäste aus vielen anderen Ecken der Welt machen bei einem Deutschlandtripp einen Abstecher in den 100 Quadratmeter großen Laden unweit des Saporischschja-Platzes.
Wenn Anfang Mai wieder die Kurzfilmtage starten, erwartet Gabriele Gerard einmal mehr Cineasten von nah und fern, für die der Laden ein Ankerpunkt darstellt. Schließlich hat sie in Sachen Hardware einiges beizusteuern, von Fotoapparaten über Filmkameras bis hin zu Objekten, die zum Teil über Jahre auf manchem Dachboden schlummerten.
Apropos Film: Wer die dreiteilige Historie über die Kruppfamilie kennt, Krimis schaut, kann sicher sein: Das Puppenhaus war an manchen Szenen beteiligt. Auf einem solchen Krammarkt finden sich nun mal jede Menge Requisiten, von Gardinen über Bilder bis hin zum Küchenmobiliar. Im Übrigen sind es neben den Filmproduktionsfirmen auch Theaterbühnen, die auf das Puppenhaus zurückgreifen.
Während nun der Trödel wuchs, versuchte Gabriele Gerard auch noch Platz für ihre Puppenhäuser zu bewahren, mitunter ein schwieriges Unterfangen. In den Gründerjahren am Bahnhof untergebracht, war das Lokal dort um eine Vielfaches größer. Doch am inzwischen dritten Standort ist die Fläche geschrumpft, derweil das Mietniveau deutlich gestiegen ist. Preise, wie die Oberhausenerin sie einst nehmen konnte, haben sich längst erledigt. Da ergeht es den Puppenstuben nicht anders als weiteren Sammlermärkten.
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Das konnte die Mutter zweier Kinder aber nicht davon abhalten, ihr liebstes Hobby, zugleich auch Beruf, weiterzuführen. Während nun schon an der Langemarkstraße eine ganze Reihe von Modellen aus unterschiedlichen Jahrzehnten die Regale füllen, hortet die gelernte Erzieherin und Altenpflegerin ihre Sammlung von über 50 Puppenstuben daheim in ihrer Wohnung. Zu sehr übt bis heute diese Welt in Miniaturform eine Faszination auf Gabriele Gerard aus, als dass sie sich davon trennen könnte. Längst hegt sie einen sehnlichen Wunsch: Sie möchte einen Ort, einen Ausstellungsraum finden, an dem sie ihre Sammlung anderen Menschen zeigen kann.