Mülheim. Der Mülheimer HRW-Absolvent Moritz Tschischkale und sein Kompagnon sind mit ihrem Start-up erfolgreich. So siegten sie bei „Höhle der Löwen“.
Ein Tagebuch am Hals tragen? Das hört sich verrückt an, könnte bald aber üblich sein. Moritz Tschischkale, Absolvent der Hochschule Ruhr West (HRW), und sein Mitstreiter Henrik Kühn haben edle Schmuckstücke entwickelt, auf denen sich Erinnerungen abspeichern lassen. Fotos, Texte, Sprachnachrichten oder Songs werden per App auf einen winzigen Chip geladen, der in einem eleganten Anhänger oder auch einem entzückenden Armband steckt. Die schönsten Momente des Lebens kann man so immer bei sich tragen und – wenn man möchte – auch immer wieder auf dem Handy lebendig werden lassen.
Als Moritz Tschischkale noch E-Commerce an der HRW in Mülheim studierte und im Rahmen eines Start-up-Moduls über Gründungen nachdachte, hatte er noch eine ganz andere Idee im Kopf. Er wollte eine besondere Plattform für Fotografen entwickeln, die sich thematisch mit vergangenen Momenten befassen sollte. Der Versuch, diesen Einfall umzusetzen, glückte aber nicht wirklich. „Dann sah ich irgendwo ein traditionelles Medaillon und hatte einen Blitzgedanken: Warum nur zwei kleine Fotos in einem Schmuckstück aufbewahren? Warum nicht die ganze Geschichte einer Liebesbeziehung darin speichern?“, erzählt der 30-Jährige. Schmuck gehöre zu den beliebtesten Geschenken in einer Partnerschaft, er werde zu besonderen Anlässen verschenkt und trage oft eine bestimmte Bedeutung. „Ich fand die Idee reizvoll, ihn zu einem Tresor für Erinnerungen zu machen.“
Mülheimer konnte in VOX-Sendung zwei Investorinnen gewinnen
In Henrik Kühn (28) fand er einen „extrem guten Bastler und Programmierer“, der sich mit der NFC-Technologie auskannte. „Das ist die Technologie, die auch in Kreditkarten verbaut ist. Sie erschien uns geeignet für innovativen Funktionsschmuck“, erklärt Moritz Tschischkale. An Startkapital für das ambitionierte Unterfangen fehlte es anfangs allerdings, man machte sich auf die Suche nach Förderprogrammen. Dann kam den zwei jungen Männern aber überraschend das Glück zu Hilfe. Realisieren konnten sie ihr Projekt, weil sie 2023 in der VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen“ zwei Investorinnen überzeugen und als Geschäftspartnerinnen gewinnen konnten (Ausstrahlung der Folge: Juni 2024).
Programm: Start-Ups an der HRW
An der Hochschule Ruhr West gibt es das Programm „HRWStartUps“ zur „Gründungsunterstützung und Innovationsförderung“.
Das Programm will allen Studierenden und Mitarbeitenden die Chance bietet, ihr unternehmerisches Potenzial zu entfalten und ihre Startup-Ideen in die Realität umzusetzen.
Es gibt an der HRW auch ein spezielles Gründerinnen-Programm für junge Frauen.
„Unser Ziel ist es, Menschen zum unternehmerischen Denken und Handeln zu motivieren und zu befähigen, um zu einer lebenswerten Zukunft beizutragen“, heißt es.
Unternehmen und Initiativen sind zur Kooperation eingeladen. Ob es um Projektarbeiten, Gastvorträge, Keynotes, den Besuch einer Networking-Veranstaltung oder um die direkte Vernetzung, Mentoring und Zusammenarbeit mit den HRW-Startups geht.
Aus HRWStartUps haben sich bereits einige erfolgreiche Startups entwickelt - wie etwa das Schmuck-Label „Jourries“.
Informationen auf der Webseite: www.hrw-startups.de
„Wir hatten uns dort gar nicht beworben, wollten eigentlich über eine Crowdfunding-Plattform Geld für unser Projekt sammeln. Aber irgendwie ist die VOX-Redaktion auf uns aufmerksam geworden und hat uns in die Show eingeladen. Dabei hatten wir damals weder ein fertiges Produkt, noch eine Homepage – eigentlich nur unsere Idee im Kopf“, erzählt Moritz Tschischkale. Zwei der vier Löwen (Investoren) erklärten sich dennoch bereit, gemeinsam 100.000 Euro in das Projekt zu stecken, im Gegenzug erhielten sie 25 Prozent der Firmenanteile.
Absolvent der HRW in Mülheim kooperiert mit Pforzheimer Schmuckhersteller
Es war der Startschuss für eine aufregende und anstrengende Zeit, die immer noch andauert. Es galt, ein marktfähiges Produkt und ein tragfähiges Geschäftsmodell zu schaffen. Zusammen mit einem Schmuckproduzenten aus Pforzheim entwickelten Tschischkale und Kühn einen Prototypen: einen hübschen Anhänger für eine Kette, in den - hinter einem Edelstein - ein Mini-Chip integriert wurde. Der zweite Baustein für den Smart-Schmuck war dann eine App fürs Handy, mit der man Inhalte auf den Chip laden konnte. Berührt man mit dem „Medaillon des 21. Jahrhunderts“ die Lesestelle der App, kann man diese Daten immer wieder abrufen und anschauen. „Den Schlüssel für sein persönliches Tagebuch trägt man also in Form eines schönen Schmuckstückes um den Hals oder am Handgelenk“, erklären die Erfinder der neuen Jewelry-Marke „Jourries“.
Liebespaare können sich sogar einen gemeinsamen Datenschatz anlegen, auf den beide immer zugreifen können. Moritz Tschischkale selbst hat seine Erfindung darüber hinaus auch schon auf einer längeren Reise genutzt. „Wenn man aus dem Urlaub kommt, hat man meist Hunderte von Fotos auf dem Handy, die man sich dann doch nicht mehr anguckt. Mit Hilfe unserer App kann man dagegen ein richtiges Reisetagebuch anlegen, nur die wichtigen Erlebnisse mit Bildern und Texten festhalten. Das ist am Ende sinnvoller als eine völlig überfüllte Cloud“, findet der 30-Jährige.
„Unsere Produkte sind besonders bei jüngeren Paaren gefragt, aber nicht nur.“
Das Geschäft mit dem „Schmuck 2.0“ ist seit dem Launch im Herbst 2023 gut angelaufen – und es wächst stetig. „Wir sind super-happy. Unsere Produkte kommen an. Besonders gefragt sind sie bei jüngeren Paaren. Die kaufen sich meist zwei Armbänder, also unser Couple Bundle“, berichtet Moritz Tschischkale. Es gibt aber auch Mütter, die einen Anhänger für ihr Kind kaufen und ihn sozusagen als Baby- oder Kleinkindalbum führen – für später. „Unsere Schmuckstücke werden oft verschenkt, zur Geburt, zu Jahrestagen, zur Verlobung oder zum Valentinstag“, haben die beiden Schöpfer festgestellt.
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Mittlerweile gibt es auch schon Konkurrenten, die Schmuck mit Speicherplatz herstellen. „Patentieren lassen konnten wir uns unsere Erfindung nicht, denn die NFC-Technologie gab es ja schon vorher“, berichten die beiden Gründer. Ihre Strategie lautet daher: „eine starke Marke aufbauen und hochwertige Schmuckstücke entwickeln, die auch ohne die Speicherfunktion wunderschön und gefragt wären“. Ihre Kostbarkeiten gibt es mit den verschiedensten Edelsteinen: Malachite, Onyx, Lapislazuli, Tigerauge, Perlmutt. Die Gliederarmbänder oder Anhängerfassungen sind gelbgold- oder silberfarben oder auch aus Edelstahl. Auf die Rückseite der Fassungen kann man zudem etwas gravieren lassen. Die Preise für die stilvollen Armbänder und Amulette sind erschwinglich, sie liegen aktuell zwischen 80 und 100 Euro.
Gründer aus Mülheim arbeiten schon an neuer Kollektion für 2025
Eine Homepage und einen Online-Shop haben Moritz Tschischkale und Henrik Kühn längst. Aktuell arbeiten sie an ihren Verpackungen, haben viel mit Marketing und Kunden-Support zu tun – und entwickeln ihre App weiter. Immer mehr Features sollen hinzukommen. „Bald wird man über die App auf dem Chip mehr als 500 Bilder und sogar auch Videos speichern können“, verraten sie. Gerade konnten sie eine erste Mitarbeiterin fest einstellen, mehrere Freelancer sind ebenfalls im Einsatz für „Jourries“. Keinen Stillstand gibt es auch bei der Weiterentwicklung des Designs der innovativen Schmuckstücke. „Wir arbeiten an einer neuen Kollektion, die 2025 herauskommen soll“, kündigen die zwei Firmengründer an.
Weitere Informationen auf jourries.com
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